Soccer

2012 ist es wieder so weit. Europäische Mannschaften hauen sich in Polen und der Ukraine gegenseitig das Runde in das Eckige. Für alle mit ein wenig Interesse an diesem Ballsport ein absolutes Muss. Ob das Spiel Soccer aus dem Jahre 1987 für NES und nun auch Virtual-Console ebenso ein Muss abgibt, werden wir jetzt sehen.

Spielvorbereitung
Bevor wir dieses uns wohl bekannte Trillerpfeifengeräusch wahrnehmen können, müssen wir uns erstmal einen Überblick im Startmenü verschaffen. Vor einer trällernden Hintergrundmusik haben wir die Möglichkeit zwischen Solo- und Zweispielermodus zu entscheiden. Kein Turniermodus und auch kein Übungsmodus - muss auch eigentlich nicht sein, wenn das Spiel ansonsten überzeugen kann.

Haben wir einen Modus gewählt gelangen wir direkt in den Auswahlbildschirm des Spiels. Auf grünem Grund kann der Fußballer eines der sieben Nationalteams - Deutschland ist übrigens unter dem Kürzel FRG für "Federal Republic of Germany" (offz. Länderkürzel 1968 - 1988) - wählen, die neben anderen Größen der damaligen Zeit auch dabei sind: Großbritannien, Frankreich, Brasilien, Spanien, Japan und den USA *räusper*. Nun wählen wir, wenn wir allein spielen, den CPU-Skill des gegnerischen Teams von 1 bis, 5 und eines der drei Halbzeit-Minutenintervalle. Dann nur ein kurzer Button-Bestätigungs-Druck und schon gelangen wir unkompliziert zur Bolzerei.

"Pfffffft!"
Anpfiff! Das Adrenalin kocht! Die Nerven liegen blank! Das Publikum tobt! Publikum? Gleich auf den ersten Blick wird klar, hier wird nichts geschönt - eine Kulisse gibt es nicht - nur den giftgrünen Rasen. Auch eine stimmige Bandenwerbung oder dergleichen fehlt. Ganz puristisch kann sich der Fußballfreund auf das Geschehen auf dem Felde konzentrieren - und das alles vor einem "wunderschönen" schwarzen Hintergrund. Angewandt werden außerdem nur die Regeln für Aus und Abseits etc. Fouls gibt es nicht, weil schlicht keine Möglichkeit zum Tacklen oder Grätschen besteht.

Vielleicht spielt ja das epische Spiel im Weltall, aber da es im Weltraum ja angeblich schwerelos sein soll, würde dagegen die fast schon bleierne Schwere der Bewegungen der jeweils zweimal fünf Feldspieler und der Torhüter sprechen. Diese lassen sich nämlich nur schneckenähnlich über den Rasen bewegen. Doch wenn ein Feldspieler erst einmal den Ball am Fuß kleben hat, läuft er noch langsamer als sonst, was überdies besonders ärgerlich wird, da man kaum eine Chance hat, einen Lauf hinzulegen und diesen mit viel Schmackes ins Tor zu bringen.

Falls wir wider Erwarten doch etwas länger am Zug sind, läuft entweder ein gegnerischer Spieler dem Ballführenden das runde Leder einfach ab, übrigens die einzige Möglichkeit, aktiv an den Ball zu kommen, oder wir passen dank ungenauer Steuerung zu spät und verlieren den Ball eben so. Steht der Stürmer doch einmal vor dem Tor kann das Steuerkreuz zum Positionieren des Schusses an der Torlinie mittels einer kleinen Markierung genau bestimmt werden. Nett gedacht, aber in der Praxis ab einem bestimmten Skilllevel des Gegners nicht gut einsetzbar, da mit Auf- und Abbewegung des Markers auch der eigene Stürmer mitzieht und nicht selten in die feindliche Abwehr läuft.

Befindet sich im Gegenzug ein Spieler schussbereit vor dem eigenen Tor und möchte mit seiner Abwehr diesem den Ball abluchsen, geht der Torwart innerhalb seines 16m-Raumes denselben Weg und so kann es oft passieren das am Ende die Abwehraktion ohne Erfolg bleibt aber der Torwart an der Außenlinie unseres Strafraums scheinbar Gänseblümchen pflückt während der Ball gemütlich ins Netz rollt. Absolut frustrierend und demotivierend, da überhaupt die Abwehr zu benutzen!

Die zweite Halbzeit und danach
Hat man sich durch die erste Halbzeit geschleppt, erwartet uns eine kleine, befremdliche Zwischensequenz mit fünf tanzenden Cheerleadern - offensichtlich amerikanisch angehaucht, da in unseren Breitengraden auf ein Halbzeitspektakel, wie es z.B. auch beim American Football vorkommt, verzichtet wird.

Ohne Seitenwechsel spielen wir uns dann genauso wie zuvor in der ersten Halbzeit bis zum streckenweise erlösend erscheinenden Abpfiff. Wenn wir bis hierher tatsächlich noch motiviert waren und das Spiel mit Bravour gewonnen haben und auf weiteres hofft - verlässt uns spätestens hier vollends der Spielspaß. Statt einer kleinen Statistik, einem neuen Platz, ein Weiterspielen auf höherer Spielstufe, ein Eintrag in der Highscoreliste oder wenigstens einem Endstandbild mit jubelnden oder traurigen Spielern, bekommt man *tusch* NICHTS! Wir werden einfach zurück in den Menübildschirm, wo man wieder die Wahl hat zwischen Ein- und Zweispielermodus hat, geworfen.

Wenn wir jedoch vom Solospiel nicht so angetan waren, kann wenigstens der Multiplayer ein wenig Raum gut machen. Hier steuert die zweite Person die von ihr gewählte gegnerische Mannschaft, sodass auch mal ein wenig Spaß aufkommen kann, wenn uns der gegebene Wetteifer überkommt. Ansonsten werden die Spieler aber auch dort ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Fazit
Normalerweise kann ich jedem Spiel irgendetwas Gutes abgewinnen, da es doch fast immer irgendeinen spielerischen Höhepunkt gibt, den ein bestimmter Spielertyp sich ansehen könnte. Hierbei stellt sich aber für mich die Frage, ob die Entwickler irgendetwas aus dem eigentlich sehr unterhaltsamen Konzepts eines Fußballspiels übertragen wollten - oder gar das Spiel selber kannten?! Da rettet der etwas ansprechendere Mehrspielermodus auch nicht wirklich viel.

All die Aspekte, die diesen Ballsport interessant machen, fehlen meiner Meinung nach: Schnelligkeit, Körperkontakt (Tackling), Präzision, gute Übersicht, Spannung vom An- bis zum Abpfiff und ein stimmiges Umfeld.

Dass man das auch deutlich besser machen kann, sehen wir zum Beispiel an Nintendo World Cup wo entgegen des hier vorliegenden Spiels mehrere viel besseres Gameplay, Mannschaften mit unterschiedlichen Mannschafts-Skills, diverse Plätze und einen Turniermodus geboten bekommen, um das Spielgeschehen wesentlich interessanter zu gestalten. Deswegen mein Urteil: Finger weg von diesem Titel!