Cover: Final FantasyBesondere Serien, besondere Geschichten - wenn es dieses Motto gäbe, wäre es mit Sicherheit für die "Final Fantasy"-Serie erfunden worden, liegt hier doch eine Hintergrundgeschichte vor, die bereits für den Namen der Reihe von Bedeutung war. Im Jahre 1987 drohte der Entwickler Square pleite zu gehen. Das bereits zuvor erschienene und beliebte "Dragon Quest" sollte anschließend als Inspiration für die letzte Hoffnung Squares dienen: Um die Firma in aller letzter Sekunde noch vor dem Konkurs zu retten, wurden alle Kräfte in die Entwicklung von "Final Fantasy" gesteckt. "Final" aufgrund der letzten Hoffnung für die Firma, "Fantasy", weil es sich um ein Fantasy-Rollenspiel handeln sollte. Was dann das Ergebnis war, sollte der Beginn einer Erfolgsgeschichte sein, die sich konsolenübergreifend bis heute fortgesetzt und sich als eine der größten Spieleserien überhaupt etabliert hat. Dabei erschien der erste Teil, über den ich im Folgenden berichten werde, in seiner amerikanischen Originalfassung erst 2010 auf der (europäischen) Virtual Console für Wii.

Story
Die vier Elemente der Welt - Feuer, Wasser, Erde und Luft - spielen verrückt und machen den Menschen Probleme. Einer Prophezeiung des Weisen Lukan zufolge sollen in dieser Situation vier "Krieger des Lichts", in deren Besitz sich insgesamt vier Kristalle befinden, erscheinen, die die Welt wieder ins Lot rücken und die Menschheit vor weiterem Unheil bewahren sollen. Natürlich liegt es nun am Spieler, diese vier Helden durch die Welt zu steuern und angefangen in der Stadt Cornelia für Ordnung zu sorgen. In dieser werden die vier Helden zunächst darum gebeten, die Tocher des Königs aus den Fängen des Ritters Garland zu befreien, was in gewisser Weise eine Art Prolog darstellt. Was folgt, ist eine Reise über die gesamte Welt des Spiels von Begegnungen mit Elfen, Zwergen, Menschen und natürlich haufenweise Monstern - wobei dem Spieler jedoch vor allem am Anfang nicht jeder Zusammenhang so eindeutig klar zu sein scheint, was sich gegen später aber deutlicher herauskristallisiert.

Der Eintritt in die Fantasy-Welt
Bevor ihr das Spiel startet, müsst ihr euer Team mit den vier Helden aus verschiedenen Charakterklassen zusammenstellen. Dabei hat jede Charakterklasse ihre eigenen Eigenschaften, sind sie doch alle unterschiedlich stark für den physischen Kampf ausgerüstet oder in der Lage, schwarze bzw. weiße Magie zu nutzen. So gilt der Krieger als Waffenexperte, während der Dieb eher auf schnelle Angriffe setzt und der schwarze bzw. weiße Magier auf das Wirken von schwarzer bzw. weißer Magie spezialisiert ist.
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Schnell wird klar: Die Wahl der Charakterklassen ist für den späteren Spielverlauf von großer Bedeutung, da die auftretenden Gegner unterschiedlich effektiv von den jeweiligen Charakterklassen bekämpft werden können - so fürchten vor allem zu Beginn viele Gegner die physischen Angriffe des Kriegers, während andere Monster durch die schwarze Magie viel schneller zu besiegen sind.
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Dass damit bereits zu Beginn eine taktische Note ins Spiel Einzug findet, ist an sich natürlich äußerst lobenswert. Dennoch tritt ein für die NES-Spiele typisches Manko auf: Innerhalb des Spiels werden die Vor- und Nachteile der Charakterklassen nicht erklärt. Stattdessen ist ein Blick in die Anleitung vonnöten, die in dieser Hinsicht aber glücklicherweise auch Aufschluss gibt.
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Rundenbasierte Kämpfe, Erfahrung, Gold
Was den Spieler nach dem Start bis zum Schluss erwartet, ist klassische Rollenspiel-Kost: Von Anfang bis Ende ziehen sich zahlreiche rundenbasierte Kämpfe - auf einem sehr minimalistischen Kampfbildschirm - durch, die der Spieler mit seinen vier Helden zu bewältigen hat. Dabei können üblicherweise physische Angriffe ausgeführt sowie Magie eingesetzt werden - wobei die Benutzung der Magie nur beschränkt möglich ist.
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Wie man es heutzutage aus vielen Rollenspielen kennt, ergattern die Helden durch gewonnene Kämpfe Erfahrung, die sie im Verlauf des Spiels immer stärker macht, sowie Gold, mit dem die Helden Rüstungen, Waffen, neue Zaubersprüche sowie Items erwerben können. Heutzutage ist so etwas natürlich die 08/15-Ausstattung eines jeden Rollenspiels - damals war das innovativ.
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Doch wo bereits die Rüstungen, Waffen, Zaubersprüche und Items angesprochen werden, muss ein deutlicher Kritikpunkt geäußert werden. Die Rüstungen und Waffen können - bedingt durch die Charakterklassen - nicht von jeder Heldenart getragen werden. Das ist an sich kein Fehler, doch eine Kennzeichnung in den jeweiligen Läden, wer mit dem Item ausgestattet werden kann, wäre zumindest hilfreich gewesen. In diesem Fall hilft auch leider kein Blick in der Anleitung weiter, denn auch diese gibt keinen Aufschluss darüber. Deswegen muss der Spieler sich leider selbst durchprobieren, welcher Held welche Rüstung oder Waffe tragen kann - was nicht nur zeitaufwändig, sondern auch sehr kostspielig ist, da neu gekaufte Utensilien im Falle der Nutzlosigkeit nur für den halben Einkaufspreis wieder verkauft werden können. Das kann bisweilen sehr nerven und geht ins Gold.
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Ein ähnliches Problem zeigt sich bei den Zaubersprüchen. Im Laufe des Spiels können Zaubersprüche der weißen und schwarzen Magie erworben werden, die sich auf insgesamt acht Stufen verteilen. Die Zauber der ersten drei Stufen sind auch in der Anleitung erklärt, doch alle anderen können nur ausprobiert oder im Internet nachgeschaut werden. Für die NES-Generation mögen solche Fehler noch normal erscheinen, doch heutzutage ist das alles schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und die Möglichkeit, diesen Fehler durch eine ausführlichere Anleitung zu korrigieren, wurde leider versäumt. Dass auch die Items nur gekauft und in ihrer Wirkung ausprobiert werden können, sei nur am Rand erwähnt, da es im Grunde genommen dasselbe Problem behandelt.
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Warum wurde "Final Fantasy" ein solcher Erfolg?
Um die Frage kurz und bündig zu beantworten: Der enorme Spielumfang und die hohe Langzeitmotivation. Zwar erscheint das Spiel des Öfteren als sehr abwechslungsarm, da der Spieler sich tatsächlich die meiste Zeit in den Kämpfen verwickelt sieht, doch die Motivation, immer weiter in die unbekannte Welt vorzustoßen, bleibt auch dann ungebrochen. In Kombination mit der sehr großen Spielwelt folgen daraus viele Stunden guten Zockens. Und trotz der aus heutiger Sicht völlig unspektakulären Mittel weiß "Final Fantasy" immer noch zu fesseln.
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Doch beim Stichwort "große Spielwelt" muss ein weiterer Kritikpunkt geäußert werden - eine Weltkarte ist nicht vorhanden, weshalb der Spieler in noch unbekannte Gebiete völlig ratlos vordringt. Auch in den Dungeons lässt sich keine Karte finden - und da die Dungeons in ihrer Optik relativ abwechslungsarm gestaltet sind, wird das Spiel in solcherlei Situationen relativ unübersichtlich. Doch solcherlei kleinen Schwächen sind zu verschmerzen.
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Präsentation
Hier dürfen in Anbetracht des Alters des Spiels natürlich keine großen Sprünge erwartet werden - die Grafik ist schlicht gehalten - vor allem, was den Kampfbildschirm betrifft - und nur zweckmäßig gestaltet, was aber völlig in Ordnung geht. Die Grafik fällt weder sonderlich positiv noch negativ auf und stört in keiner Weise.
Akustisch bot das NES natürlich zu wenige Mittel, um eine großartige Atmosphäre innerhalb des Spiels zu erzeugen - von daher ist es auch zu verschmerzen, dass eine besondere Stimmung im Spiel eigentlich nie rüberkommt. Im Hintergrund befindet sich stattdessen belangloses, ganz nettes Gedudel, das weder stört, noch Ohrwurm ist. Lediglich die Soundeffekte können sich stellenweise als etwas nervig herausstellen.
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Fazit:
Für die sechs Euro auf der Virtual Console wird eine ganze Menge Spielzeit geboten. Für Rollenspiel-Fans ist das Spiel als der Start einer bedeutenden Serie natürlich sowieso Pflicht. Alle Anderen können sich einen Kauf jedoch ebenfalls überlegen, wenn sie für wenig Geld einen Titel suchen, der im Großen und Ganzen gut darsteht, aber stellenweise etwas unter dem nagenden Zahn der Zeit zu leiden hatte.
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...zuallerletzt vielleicht noch ein Tipp für Geizige: Ihr könntet euch auch nach einem gebrauchten Modul von "Final Fantasy - Dawn of Souls" umsehen. Dieses beinhaltet Teil I und II der Serie in aufgemotzter Version (Weltkarte, aufgemotzte Grafik, neue Monster und diverse Goodies mehr) und könnte sich aufgrund des fortgeschrittenen Alters des GBA ebenfalls als günstig erweisen. Retro-Fans kaufen jedoch natürlich die originale US-Version aus diesem Test.
«Blicker» Singleplayer: 82%

Verfasst von «Blicker» am 20.04.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 12.07.1990