Als ich mir das Cover des Spiels ansah, konnte ich zunächst nicht viel mit dem Titel anfangen. Bei weiterem Betrachten viel mir aber auf, dass es sich um Roboter handelt, was mich auf eine Art Fightspiel rückschließen ließ. Doch was eigentlich hinter diesem Spiel steckt, hat mich doch ziemlich fasziniert, denn hier erwartet den Spieler eine Kost gemischt aus Rollenspiel, Action und Quest-Hunting.
DER ROTE JÄGERDas Spiel beginnt zunächst mit einem interaktiven Ingame-Szenario, in welchem man Red, den Protagonisten des Spiels, übernimmt. Man wird langsam in die Geschichte des Spiels eingeführt, lernt unter anderem seine kleine Schwester Chocolat kennen, welche eine Art Navigator repräsentiert und den Helden durch die Dungeons und Welten lenkt, und hat die Option, zahlreiche kurzgehaltene, aber dennoch informative Tutorials zu meistern, die die Steuerung von Red oder aber auch die seines Dahak näher bringen. Letzterer ist eine Art Roboter, welchen er steuert und für Kämpfe verwendet. Und darin liegt der Kern des Spiels, denn in der Shepherd Republik leben hunde- und katzenähnliche Kreaturen, welche sich die Funktionen und Mächte der Roboter zu eigen machen, und somit ihren Alltag erleichtern.
Die Steuerung des Roboters ist sehr simpel, denn er bewegt sich wie ein normaler Mensch fort, ohne irgendwelche Kenntnisse von Technik und Mechanik zu haben. Man kann mit dem Roboter einerseits springen, um verschiedene Ebenen zu erreichen, andererseits hat er die Fähigkeit, schwere Gegenstände, vorwiegend feindlich gesinnte Gestalten, hochzuheben und diese durch die Gegend zu werfen. Dazu muss man möglichst schnell die A-Taste drücken. Je langsamer man dabei ist, desto geringer ist die Chance, den Feind in die Luft zu befördern und umso höher die Wahrscheinlichkeit, eine Konterattacke zu erleiden. Deshalb Gas geben und ihn anschließend weg werfen, damit er Schaden erhält. Manche Gegner haben sehr viel Energie, weshalb es notwendig ist, Kombo-Angriffe auszuführen. Um diese auszulösen, muss man den Gegner wie gewohnt in die Luft katapultieren, zu Boden werfen und ihn kurz vor seinem Aufprall wieder zu greifen und diesen Akt wiederholen. So erhält er immensen Schaden und der Sieg wird ein Leichtes sein. Zudem werden im Verlauf des Spiels weitere Spezialangriffe freigeschaltet.
In manchen Situationen kommt man jedoch mit dem Roboter nicht weit, denn entweder ist er zu groß oder ist für gewisse Gebiete nicht einsatzfähig, wie beispielsweise größere Gewässer, die es zu überqueren gilt. Dazu steigt man auf Knopfdruck von ihm ab und ist nun nur noch auf sich allein gestellt. Allein mit Red kann man sich genau so fortgewegen oder umher springen. Um sich zur Wehr zu setzen, besitzt er jedoch eine Feuerwaffe, welche allerdings keinen Schaden austeilt, sondern Gegner für kurze Zeit lähmt, um an ihnen vorbeizueilen.
Eine weitere Alternative ist das Fliegen. In manchen Passagen ist es notwendig, sich mithilfe des Roboters durch die Lüfte zu befördern, um ferngelegene Inselteile zu erreichen. Anfangs fand ich die Steuerung im Flug etwas gewöhnungsbedürftig, doch nach ein paar Minuten hat es sich eingespielt und ging gut aus der Hand.
Rätsel, die es zu lösen gilt, können meistens nur mithilfe des Roboters gemeistert werden. Dazu muss man unter anderem schwere Gegenstände, die nur der Dahak heben kann, auf gigantischen Knöpfen platizeren, um Tore passierbar zu machen. Doch wie kommt man zu den Rätseln überhaupt?
QUEST HUNTINGDas Spiel ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, welches jeweils einen Titel inne hält, der ein wichtiges Ereignis am Ende dieses Kapitels beschreibt. Diese sind meistens recht überraschend und nicht vorhersehbar, weshalb die Einblendung des Namens für Spekulationen sorgt. Mit jedem Kapitel erhält man Zugang zu einer neuen Insel, welche den Spieler in der Geschichte voran treibt, um dem Geheimnis des Medallions des Katzenmenschen Elhs auf die Schliche zu kommen, welches von großer Bedeutung ist. Dazu muss man auf jeder Insel Aufgaben, sogenannte Quests absolvieren, in welchen man in der Regel Personen helfen muss, um anschließend Ringe oder andere Gegenstände als Belohnung zu erhalten. Praktisch ist, dass man in der Übersicht auswählen kann, ob man neue Inseln, die wie beschrieben die Story voran treiben, oder alte Inseln besuchen möchte. Letztere bergen zusätzliche Quests, welche für Erfahrung und Level-Ups sorgen und die notwendigen Ringe bringen.
Ringe werden für den Kauf von Bauteilen benötigt, welche dem Ausbau des Roboters dienen. So kann man Abwehr, Angriff, Hydraulik oder andere Eigenschaften verbessern, um z.B. die Wendigkeit und Durchschlagskraft des Roboters aufzuwerten. Dazu verfügt der Spieler über ein Feld mit mehreren Slots, von denen einige bereits geöffnet, aber die meisten erst noch freigeschaltet bzw. geöffnet werden müssen. Dazu muss man Teile sammeln, die in der gesamten Welt verteilt sind. Diese Sammelei bringt einiges an Taktik ins Spiel, denn wenn man bspw. auf einen Gegner stößt, der sehr offensiv ist, kann man viele Abwehr-fördernde Bauteile einsetzen, welche die Kraft des Widersachers mindern.
YOU DECIDEAufgrund des Quest-Systems entscheidest man denn selbst, wann und wohin es im Spiel weiter gehen soll. Man kann zunächst alle Sitequests absolvieren, um so viele Ringe und Erfahrungspunkte wie möglich zu sammeln, damit man schließlich seinen Roboter stärken kann. Oder man schreitet von Hauptquest zu Hauptquest und versucht im Schnelldurchlauf, das Spiel zu schaffen. Doch neben diesen Aufgaben gibt es auch jede Menge anderes in der Welt von Red zu entdecken. Zum Beispiel gibt es viele kleine Kätzchen, die man finden muss, um wichtige Gegenstände zu erhalten, oder man sammelt verlorene Fototeile, welche eltztlich eine besondere Belohnung bescheren, oder oder oder - denn die Welt ist mit vielen kleinen Aufgaben gespickt, die den Spieler bei der Stange halten und für Abwechslung sorgen, sollte man mal eventuell an einer Stelle nicht sofort weiter kommen.
Und gerade weil man selbst entscheiden kann, was als nächstes passiert, ist das Spiel so abwechslungsreich und motivierend, denn nicht jeder mag geradlinige Spielprinzipien, welche einen stupide in der Geschichte voran treiben. Bei Solatorobo muss man selbst abwägen, was als Nächstes wichtig ist.
Um auch mal etwas Abstand von der Storyline zu gewinnen, kann man sich ausserdem auch in Duellen behaupten und entweder auf dem Duellschiff gegen Computergegner antreten oder sich aber auch mit bis zu drei weiteren Freunden in einem Kampf oder in Luftrennen messen.
ANIMEDer grafische Stil des Spiels ließ mich zuerst vermuten, dass es auf einer Animeserie basieren würde, doch nach einiger Recherche konnte ich diese Theorie widerlegen. Nach dem einleitenden Anfangsszenario kann man ein handgezeichnetes Intro begutachten, welches sehr liebevoll gestaltet ist und an die eröffnende Sequenz eines Animes erinnert. Auch der restliche Gesamteindruck des Spiels ist stark von diesem Zeichenstil geprägt, nicht zuletzt wegen den schön und kreativ entworfenen Figuren und Landschaften. Auch die Hintergrundmusik und Geräusche erinnern stark an das genannte TV-Format, was nicht zuletzt durch die asiatisch angehauchten Sprachsamples unterstützt wird. Auch allein in den Credits wird offensichtlich großen Wert auf die Eingangs- und Endmelodie gelegt, da sie explizit genannt werden.
Ähnlich wie bei einem Anime vermutet man auch, dass die Geschichte nicht sehr komplex ist, da das Erscheinungsbild durch seine Kindhaftigkeit sehr täuscht. Denn bei Solatorobo handelt es hierbei um eine durchdachte, komplexe und interessante Geschichte, die sehr motiviert und Aufmerksamkeit fordert.
FAZITVorallem die Art zu kämpfen hat mich nach und nach immer mehr begeistert, denn sie ist simpel und hat ein gewisses Maß an Komplexität zugleich. Auch die Quests sind ausgewogen und nehmen stetig an Schwierigkeit zu.
Im Großen und Ganzen finde ich das Spiel sehr gelungen und hat viel Spaß gemacht, was ich nicht von vielen Spielen mit offener 20-Stunden-Story behaupten kann, denn ich bin ein Anhänger von geradlinigen Storylines, welche genau sagen was als nächstes zu tun ist.
Doch genau hier findet Solatorobo das Gleichgewicht, denn selbst wenn man mal nicht weiterkommt, wird trotzdem mit kleinen Einspielern geholfen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auf jeden Fall positiv zu beurteilen!