TOTAL RECALLErinnert Ihr Euch? In meiner Rezension zum Vorgänger,
Naruto: Ninja Council (European Version), schrieb ich, dass dieser eher durschnittlich sei und alles in allem eher nicht so prall ist.
Jetzt ist genau ein Jahr später der zweite (europäische) Teil erschienen, und wir schauen mal, wie sich dieser schlägt.
PUNCH ODER KICK - WO IST DA DER UNTERSCHIED!?"Schlägt" ist übrigens das Stichwort! ;) Denn geschlagen und getreten wird in Naruto 2 fast pausenlos. Ihr lauft und springt durch die Level, die jeweils in mehrere, einzelne Areale aufgeteilt sind. Während Ihr entweder den Ausgang sucht oder eine Mission erledigt, begegnet Ihr allerlei Gesindel, dass förmlich darum bittet, von Euch eine gelangt zu bekommen. ;)
Also betätigt Ihr die Y-Taste und vollzieht einen Schlag oder Tritt - leider kann man das nicht selbst bestimmen; das Spiel entscheidet dies von allein. Nach meistens 3-6 Treffern liegt dann der Ganove auf der Matte und löst sich in Luft auf. Was dabei aber negativ hervorsticht, ist, dass man eigentlich wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder auf der Y-Taste herumdrückt. Ihr springt zwar nicht selten mit der A-Taste, rennt mit der B-Taste oder werft mit der X-Taste mal einen Ninjastern (sofern Ihr welche besitzt), aber über 70% der Zeit frequentiert Ihr die Taste Y - over and over and over again!
Die einzige Schlagvariation ergibt sich, wenn man Oben+Y drückt, denn dann macht Ihr einen Uppercut - der übrigens cool kommt, wenn jemand auf Euch zuspringt. Es wäre, so finde ich, viel einfacher gewesen, den Sprung auf "Oben" und den Dash auf "R" zu legen, damit man mit der A-, B- und Y- Taste eine Auswahl an Schlag- und Trittvariationen hat, was sehr viel mehr Abwechslung geboten hätte.
Oh, bevor ich's vergesse: einen Jutsu führt Ihr aus, indem Ihr einen Moment lang die L-Taste haltet und anschliessend mit dem Stylus eine Geste auf den Touchscreen vollzieht.
PARALLELEN... ANYONE!?Insbesondere die älteren Semester werden sich jetzt vermutlich frappierend an die Serie "
Double Dragon" (unter anderem für das NES) erinnert sehen - und das völlig zu recht. Denn die Parallelen sind erstaunlich hoch:
Zwar ist die Grafik weitaus schöner als damals, jedoch für DS-Verhältnisse gerade mal GBA-Standard... Zwar ist der Sound mittlerweile um Welten besser, aber dafür neeeervt der Naruto-2-Japano-Techno-Soundtrack bis zur Unendlichkeit; hier hat "DJ Monotone" wirklich seine besten Mixes ausgekramt...
Zwar hat man mehr Möglichkeiten, seinen Charakter zu steuern, aber letzten Endes drückt man doch immer wieder nur die Y-Taste... Zwar sind die Level größer, umfangreicher und auch etwas abwechslungsreicher, als in der guten, alten Zeit, aber trotzdem hat man im Grunde immer wieder dieselben Gegner vor sich... Zwar hat man hier bis zu 20 Charaktere zur Auswahl, und nicht wie damals nur einen, zwei oder drei, aber dennoch macht die Wahl des Charakters eigentlich keinen spielerischen Unterschied...
Ja, Ihr seht, was vor über 20 Jahren funktioniert hat, funktioniert heute trotz des Fortschrittes eigentlich noch genauso. Und zwar im guten wie im schlechten Sinne!
SEEEEHR GROSSZÜGIGDamit das Spiel nicht allzu linear verläuft, ist es in Missionen aufgeteilt. Leider nur ähneln sich viele der Missionen sehr stark. Und auch, wenn ihr Ziel zwar immer ähnlich, aber doch anders ist, ist das Prinzip dasselbe: Ihr lauft durch Level und nietet durch permanentes Drücken der Y-Taste stets gleichaussehende Gegner um.
Das wäre noch zu verkaften, wenn diese Gegner sich etwas intelligenter verhielten. Aber eigentlich laufen sie nur stupide auf Euch zu und sobald Ihr in Reichweite seid, schlagen, treten oder springen sie. Und, um das noch weiter zu versimpeln, reagiert die Kollisionsabfrage seeeeehr großzügig: Oftmals ist locker ein halber Zentimeter Abstand klar und deutlich erkennbar, aber die "Lufttreffer" veruraschen trotzdem Schaden.
MONOTON MEETS FUN!Ja, es klingt wirklich abschreckend. Immer dasselbe, Gegner, die dumm wie Brot sind und sogar K.O. gehen, wenn man sie nicht direkt berührt, man drückt immer wieder denselben Button... Aber trotzdem hat das alles seinen Reiz - ganz ehrlich! Wer, wie schon angesprochen,
Double Dragon kennt, weiss, dass das echt unterhaltsam ist - zumindest für eine Weile.
Das beweist, Naruto 2 macht irgendwas richtig - ich kann nur nicht mit dem Finger darauf deuten. Auf der anderen Seite frustriert besonders die Kollisionsabfrage: Ihr springt eine Wand hinauf, oben, an dessen Kante, steht ein Gegner. Ihr springt also hinauf, werdet von besagtem Gegner "berührt"... ZACK! ...Ihr verliert sofort die Kontrolle über Euren Charakter, welcher jetzt fällt und fällt und fällt. Ist er unten angekommen, klettert Ihr erneut nach oben, wartet ein bisschen für ein besseres Timing, springt... ZACK! ...wieder dieser vermaledeite Gegner und es geht erneut abwärts.
Ebenfalls störend sind die oftmals riesigen, auf mehreren Ebenen liegenden Areale. Einmal habe ich mich sogar verlaufen. So dass ich dann so weit zurück nach links unten laufen musste, wie es möglich war, nur, um mich wieder orientieren zu können.
POTENZIALWieso klingt dieser Text soviel wohlwollender, als bei
Teil 1? Im Kern ist es dasselbe Spiel, dieselbe Steuerung und eigentlich sind es sogar dieselben Gameplay-Macken; aber der Schwierigkeitsgrad ist ein wenig gnädiger, weil es nicht an jeder Ecke ein knackiges Zeitlimit gibt.
Konnte ich
den ersten Teil nicht mal Narutofans uneingeschränkt empfehlen, kann ich dies bei Naruto 2 sogar für Fans von
Double Dragon. Das macht hieraus zwar immer noch kein superbes Game, und die genannten Mängel bleiben bestehen, aber es fällt etwas leichter, darüber hinweg zu sehen.
Potenzial hat die Ninja-Council-Serie durchaus; wenn schon die Steuerung mehr künstlerische Freiheit liesse, wäre das die halbe Miete, den Sound erträglicher machen, dann vielleicht noch die Kollisionsabfrage etwas optimieren - é voila, die 80%-Marke rückt immer näher! So aber macht es für 3-4 Stunden wirklich Spaß und dann wird's langweilig. Und für den verlangten Preis genügt das einfach nicht! :)