Ganz gleich, ob man in einem Nintendospiel als Weltraumheld, Schwertkämpfer oder Latzhosenträger unterwegs ist, haben doch meist alle Charaktere eines gemeinsam: Wenn man mit ihnen stirbt, ist das Abenteuer vorbei. Bei Ghost Trick sieht das Ganze ein wenig anders aus, denn dort fängt es gerade erst an.
Das Leben als GeistWas man in vielen Spielen möglichst versucht zu vermeiden, wird bei Ghost Trick sogleich der Beginn der ganzen Geschichte - man wacht auf und stellt fest, dass man tot ist. Doch irgendetwas kann da nicht stimmen, denn schließlich ist man normalerweise nicht mehr sonderlich lebendig, wenn man gestorben ist. Das denkt sich Sissel, der Hauptcharakter des Spieles, auch sogleich, der sich als Geist vor seiner eigenen Leiche wieder findet. Damit nicht genug, denn all seine Erinnerungen sind verschwunden - er kann sich nicht einmal daran erinnern, wer er ist und warum er gestorben ist. Mit Hilfe einer sprechenden Lampe findet er schon sehr bald heraus, dass er eine gewisse Gabe besitzt. Die Gabe, von Objekten Besitz ergreifen zu können. Sein festes Ziel ist es nun, alles Mögliche über sein Leben herauszufinden, vor allem aber, warum er sich auf den Schrottplatz begab und dort verstorben ist. Nur gibt es dabei noch einen kleinen Haken: Er hat nur eine Nacht Zeit dafür, bevor er aufhört, zu existieren.
Um sich fortzubewegen, kann Sissel dummerweise nicht mehr einfach durch die Landschaft spazieren, sondern muss sich sozusagen von Gegenstand zu Gegenstand hangeln, von denen er Besitz ergreifen kann. Das Ganze wird durch einen Ghost-Modus möglich - einen Modus, in dem die Zeit angehalten wird und Objekte, die in Besitz genommen werden, angezeigt werden können. Diese Objekte müssen recht nah beieinander sein, um von einem zum nächsten zu gelangen, da Sissel nur eine minimale Reichweite zurücklegen kann. Per Touchscreen kann man sich auf dem unteren Bildschirm bewegen, indem man eine Linie zwischen zwei Gegenstände zieht.
Der obere Bildschirm zeigt Aktionen an, die man mit "Trick" ausführen kann. Die sind besonders wichtig, damit Sissel seine Ziele erreicht. So ist es ihm möglich, Gegenstände, die sich in seiner Gewalt befinden, zu manipulieren. Beispielsweise kann er einen Ventilator anwerfen, um daraufhin mit einer Fahne noch oben geblasen zu werden. Timing ist hier das Stichwort, denn Sissel muss im richtigen Moment bei dieser Aktion vom Ventilator auf die Fahne wechseln, damit sie nicht schon zu hoch und außerhalb von Sissels Reichweite ist. Im Ghost-Modus selbst wird die Zeit gestoppt, was im weiteren Spielverlauf auch bitter nötig ist. Denn neben Sissel sterben an diesem Abend noch weitere Personen, mit denen er dann Kontakt aufnehmen kann. Diesen Verstorbenen kann Sissel helfen, wieder ins Leben zurückzukehren, und zwar, indem er deren Vergangenheit verändert.
Jeder Tote, der vor kurzer Zeit gestorben ist, besitzt einen Kern. Mit dessen Hilfe kann Sissel in die Zeit zurückgehen, die sich genau vier Minuten vor dem Tod der Person befindet. In dieser Zeit muss Sissel nun die Geschehnisse manipulieren, damit die Person am Leben bleibt. Da er keine Personen kontrollieren kann, muss er sich der Gegenstände bedienen. So steuert er beispielsweise riesige Abrissbirnen, lässt Kerzen brennen, die wiederum etwas anderes anzünden, lockt Personen mit Hilfe von Donuts von einem bestimmten Ort weg und so weiter und sofort. Es gibt zahlreiche Manöver, die man vollziehen muss, um die Personen zu retten.
Manchmal muss Sissel auch Rampen bauen, um einen Ball oder etwas Ähnliches katapultieren zu können. Kurzum, viele Gegenstände dienen beim Weiterkommen des Spiels als Hilfe und es ist nicht immer sofort ersichtlich, wie und wann man diese einsetzen muss. Auch hier spielt das Timing wieder eine große Rolle, damit letztendlich das Schicksal der verstorbenen Person verändert werden kann. Sollte man in diesen vier Minuten scheitern, kann man sie beliebig oft wiederholen.
Nicht nur während dieser 4 Minuten, sondern durchgehend im Spiel, erscheinen öfter Sprechblasen auf dem Bildschirm, die mit einer Berührung Sissels Gedanken anzeigen können. So erhält man wichtige Tipps, wie eine folgende Aufgabe zu lösen ist. Begleitend zum Geschehen zieht sich auch die Story durch das Spiel, in der Sissel neben Informationen zu seiner Person auch Informationen zu einem großen Ereignis erhält, in das er selbst scheinbar auch verwickelt zu sein scheint. Alle Personen und Orte, mit denen Sissel in Kontakt gekommen ist, werden in einem Buch dokumentiert, in dem es auch möglich ist, das Spiel zu speichern.
Insgesamt bietet das Spiel 18 Kapitel, bei denen man richtig was zu tun hat, denn vom Schwierigkeitsgrad her ist nicht immer alles so einfach, wie es anfangs aussieht. Daher muss man teilweise auch mal einige Passagen wiederholen, weil man eventuell ein kleines Detail vergessen hat zu bedenken. Neben dem Storymodus gibt es keinerlei anderer Modi, also kein Mehrspieler-, Online- oder Extra-Modus jeglicher Art.
Die Stunde der WahrheitAuch wenn das Spiel nur den Storymodus bietet und ich anfangs nicht sonderlich begeistert (hehe, was für ein Wortwitz) von diesem war, muss ich jetzt zugeben, dass es doch sehr pfiffig gemacht wurde. Strategie und Genauigkeit sind hier das A und O und das macht Ghost Trick so interessant. Man ist geneigt, alles, was man irgendwie in die Finger bekommt, auszuprobieren, um letzten Endes zur richtigen Lösung zu kommen. Die Dialoge und die Storyline bringen den Spieler immer ein Stück der Wahrheit näher und man bleibt am Ball, weil man selbst gerne mehr herausfinden möchte.
Die Steuerung mit dem Touchpen wurde makellos umgesetzt und auch grafisch und soundtechnisch ist das Spiel auch vollkommen okay. Nur muss man sch bei der Wiederholung eines Abschnittes wieder alle Sequenzen ansehen, was manchmal etwas nervig sein kann. Auch ist es schade, dass es nicht ein paar Zusätze außerhalb des Story-Modus gibt und die Motivation sinkt, wenn das Spiel erst einmal durchgespielt ist. Doch gegen meine Erwartungen ist Ghost Trick ein Spiel, das ich nur empfehlen kann, vor allem, weil es mal etwas ganz Neues ist.