UNTIEFENIch bin niemand, der für eine Partie Canasta oder Skat alles stehen und liegen lassen würde, aber dennoch spiele ich Kartenspiele durchaus sehr gern.
Umso mehr war ich erfreut, als Anfang des Jahres "11 Kartenspiele" für den DS in den Untiefen der Releaselisten auftauchte... Nun lag das Spiel endlich im Briefkasten und ich hab's ausgiebig gespielt...
KRÄFTIG KOLORIERTIm Hauptmenü des Spiels wählt Ihr eines von insgesamt 4 Spielprofilen, verseht es mit einem Avatar und einem Namen, und dann habt Ihr auch direkt schon die Auswahl auf die 11 enthaltenen Kartenspiele: 1) Skat, 2) Rommé, 3) Canasta, 4) Mau-Mau, 5) Texas Hold'em Poker, 6) Omaha Hold'em Poker, 7) Black Jack, 8 & 9) Klondike-Solitär/-Solitaire (1-Deck und 3-Deck), 10) Freecell, 11) Hearts.
Instinktiv war mein erste Auswahl "Canasta", das ich stellvertrend für alle hier enthaltenen Kartenspiele zur Erklärung des Gesamteindrucks bestimmen möchte. Die Spielkarten werden angenehm groß dargestellt, und die Farben, also Kreuz, Karo, Herz und Pik, sind schön kräftig koloriert und gut voneinander zu unterscheiden.
Auf dem oberen Bildschirm sind die Punktetäfelchen und die (natürlich umgedrehten) Karten der Mitspieler abgebildet, und auf dem unteren Bildschirm befinden sich zum Einen ein Teil des Spieltisches und zum Anderen das eigene Blatt. Also alles sehr übersichtlich und gut strukturiert.
Der Rest ist ebenso intuitiv, und sofern man mit den Regeln des Kartenspiels bereits vertraut ist, kann man wirklich ohne jede Einarbeitung loslegen. Mit dem Stylus werden die gewünschten Karten vom Stapel/Stoß/Talon (je nachdem, wie das bei Euch zuhause genannt wird) gezogen, werden Karten auf dem Spieltisch ausgespielt, werden Karten zu einem Canasta gruppiert, und so weiter...
ANNULLIERENWem die Regeln zu einem der 11 Spiele nicht geläufig sind, kann sie bequem auf dem DS nachschlagen. Denn die Regelwerke sind allesamt unter dem Menüpunkt "Hilfe" einzusehen. Schade ist allerdings, dass man die Hilfe nicht direkt im Spiel abrufen kann, um nochmal schnell was nachzuschlagen, sondern diese ist nur im Spielauswahlmenü verfügbar - während des Spiels selbst nicht.
Dafür gibt es die Möglichkeit, die Partien der Kartenspiele später fortzusetzen, wenn man mal unterbrechen musste, oder eine neue Partie zu beginnen, und damit die noch laufende - auf der Cartridge gespeicherte -, zu annullieren.
TECHNIKWie oben schon erwähnt, ist grafisch alles in bester Ordnung: Alles ist ordentlich strukturiert und gut erkennbar, und die Spielkarten sind schön groß und immer deutlich zu unterscheiden. Ebenso schick ist, dass sich je nach Kartenspiel das verwendete Kartenblatt anpasst. Beim Black Jack geht es z.B. ...9, 10, J, Q, K, A. Wohingegeben es z.B. beim Canasta ...9, 10, B, D, K, A geht.
Das Zusammenspiel von Touchscreen und Stylus ist ebenfalls ohne Macken. Man findet sich sofort zurecht und spielt direkt intuitiv drauflos, ohne jemals irgendwo das Gefühl zu haben, nicht zu wissen, was man jetzt machen soll.
Der Sound ist sicher Geschmackssache, aber abstreiten lässt sich nicht, dass der seichte Dixieland-Jazz thematisch völlig passend ist. Und wer sich daran sört, kann in den Optionen festlegen, wie laut oder leise die Musik oder die Geräusche (Karten mischen, Karten austeilen, etc.) jeweils sein sollen.
Besonders toll finde ich, dass es nirgends irgendwelche störenden Wartephasen gibt: Der Computer überlegt jeden seiner Züge immer flott und die Animationen der Karten sind hübsch zügig, sodass man immer wieder schnell an der Reihe ist, und nicht bloss dem Computer beim Spielen zugucken muss.
DAS GEMEINSAME SPIELENBei allen positiven Aspekten gibt es aber auch leider drei Dinge, die mir missfallen, bzw. die mir fehlen!
1) Zwar werden die laufenden Partien zum späteren Weiterspielen gespeichert, aber eine Statistik, wie oft man schon Partien gewonnen oder verloren hat, ob man sich insgesamt verbessert hat, und soweiter, gibt es nicht.
2) Die Spielstärke der Computer kann nicht eingestellt werden. Ich finde die Spielstärke zwar ausgewogen, aber ich bin auch kein sonderlich passionierter Kartenspieler, weshalb ich schlecht einschätzen kann, ob Kartenprofis unter- oder Kartenneulinge überfordert werden.
3) Es gibt keinen Mehrspieler-Modus; in keiner Weise. Weder über das WiFi, noch über den Multi- oder Singlecard-Modus, oder abwechselnd am selben DS-Handheld. Und das finde ich ganz besonders schade. Da macht das Entwickler-Team soviele Dinge so richtig, und dann bieten sie das für Gesellschaftsspiele Essentielle nicht an: Das gemeinsame Spielen mit anderen!
FAZITIch hatte trotz aller Freude auf die Cartridge insgeheim damit gerechnet, dass, wie so oft bei Brett- und Kartenspiel-Umsetzungen auf Konsolen und Handhelds, alles äussert lieblos und gerade noch zweckmäßig auf den DS-Screens erscheinen würde. Aber ich habe mich wirklich geirrt! Man braucht keine 20 Sekunden, um sich zurechtzufinden, und die technische Umsetzung ist auch gelungen.
Mich stört allerdings, dass es keinen Mehrspieler-Modus gibt, sondern dass man stets nur gegen die offenbar immer gleich spielstarken Computer-Figuren antreten kann. Und bei einem Kostenfaktor von gut 30€ hätte man das ja nun wirklich erwarten können.
Der langen Rede kurzer Sinn: Die 11 Kartenspiele machen Spaß und sind gut umgesetzt, können aber leider nur allein unterhalten.