Aller Anfang ist schwerIm Jahr 1993 versuchte sich Nintendo an einem völlig neuem Genre und schickte passend dazu tierische Charaktere ins Rennen. Es war die Geburtsstunde von Fox McCloud und seinem Team, die in einem Shoot'em up das Lylat System durchqueren. Die neue Idee wurde gut von den Nintendo-Fans aufgenommen und bescherte dem Titel "Star Wing" nicht nur Kultstatus, sondern ebenso die Planung eines zweiten Teils.
Doch die bereits vollendete Fassung diesen zweiten Teils wurde ohne Angabe von Gründen wieder eingestampft. Doch mit den technischen Voraussetzungen des Nintendo 64 ergaben sich völlig neue Möglichkeiten, die 1997 endlich zu einer verdienten Fortsetzung führten. Um keine Urheberrechte zu verletzen, vertrieb Nintendo den Titel in Europa allerdings als Lylat Wars, und nicht als Star Fox 64. Zusätzlich wurde das Spiel in einem Bundle angeboten und beinhaltete das Rumble Pak, welches erstmalig Vibrationen (heute als Force Feedback bekannt) in den Controller integrierte.
Sonst ist (fast) alles beim altenSeltsame Aktivitäten bedrohen das Lylat-System. Der Herd des Bösen ist auf Venom zu finden, auf dem einst der böswillige Wissenschaftler Andross verbannt wurde. General Pepper erbittet die Hilfe des Star-Fox-Teams und schickt die Mannschaft auf eine gefährliche Reise, um die Ursache der Unruhen zu ermitteln und Andross endgültig zu vernichten. So beginnt Eure Mission also auf dem Planeten Corneria. Ihr seit Fox McCloud, der Anführer des vierköpfigen Star-Fox-Teams, das in Airwings ihre Bahnen ziehen. Auf eurer Reise werdet ihr von
Falco Lombardi,
Slippy Toad und
Peppy Hare begleitet, die dabei aber eine eher passive Rolle einnehmen. Euer Bewegungsfeld ist recht eingeschränkt und führt euch linear durch die einzelnen Areale.
Auf euren Weg nach Venom, erwarten euch unterschiedliche Klassen von Feinden. So gibt es nicht nur die verschiedensten Flugobjekte, die euch von allen Seiten angreifen und ebenso den Hinterhalt für sich nutzen, sondern auch Roboter und Drohnen versuchen gekonnt, eure Airwings abstürzen zu lassen. Damit ihr euren Feinden aber nicht schutzlos ausgeliefert seid, besitzt jeder Airwing einen Standardlaser, der sich mittels Items stufenweise vom Zwillingslaser bis zum Hyperlaser erweitern lässt. Haltet ihr die Feuertaste gedrückt, könnt ihr sogar Feinde anviesieren und somit eure Trefferquote enorm erhöhen.
Anfänglich stehen euch zudem drei rote Bomben zur Verfügung, die bei ihrer Verwendung eine hohe Anzahl gegnerischer Objekte zerstören können. Weitere Bomben sind in jedem Level verteilt und lassen sich bis auf neun Stück maximieren.
Euer Abenteuer gestaltet sich aber nicht nur als Jagd nach Feinden. Gleichzeitig müsst ihr eure Kameraden, von der CPU gesteuert, beschützen, die sich in regelmäßigen Abständen, in verhängnisvolle Situationen begeben. Nur ihr könnt diese Verfolgungsjagd stoppen und eure Begleiter vor einer Bruchlandung bewahren. Sollte euch die Rettungsaktion nicht in einem gewissen Zeitrahmen gelingen, wird eurer Kamerad die Great Fox aufsuchen, um seinen beschädigten Airwing reparieren zu lassen. Tritt dieser Fall ein, fällt er eine komplette Mission lang aus.
Um allerdings auch nicht selbst Opfer gegnerischer Angriffe zu werden, habt ihr die Möglichkeit, euren Airwing mit der "L" oder "R" Taste rotieren zu lassen. Laser die euch während einer Drehung berühren prallen einfach ab. Sollte euch ein gegnerisches Flugobjekt von hinten angreifen, könnt ihr über einen Saltos, diese in eure Schusslinie zuführen. In einigen Arealen ist sogar eine Wendung möglich, oder wird mit Überschreitung einer unsichtbaren Grenze automatisch ausgeführt.
Natürlich verfolgt auch das gegnerische Geschwader ein Ziel und trumpft am Ende der meisten Level mit gigantischen Endbossen auf. Einige dieser Endbosse haben dabei mehrere Schwachstellen, die nach und nach beschossen werden müssen. Dabei gestaltet sich aber nicht jede Aufgabe identisch, um eine Mission zu bestehen. So müsst ihr beispielsweise eine Basis vor den Angriffen des Star-Wolf-Teams verteidigen. Dieses tritt euch ebenso in einer vierköpfigen Crew entgegen und besitzt dieselbe technische Ausstattung wie euer eigenes Team.
Auch die Great Fox (das Mutterschiff von Fox McCloud & Co.) bedarf eures Schutzes, denn in einem der Sektoren steuern gigantische Raketen auf sie zu, die in einem kleinen Zeitfenster zerstört werden müssen. Einem der Endbosse, der sich ein Schienennetz zu Nutze macht, könnt ihr mittels verstellter Weichen ins verderben schicken. Diese sind aber nicht immer leicht zugänglich und müssen über einige Treffer mit eurem Laser aktiviert werden. Gelingt es euch nicht, reicht auch der herkömmliche Weg des Dauerbeschusses völlig aus. Vielfalt für kreatives Spielen ist also immer geboten.
Das Lylat-System Sofern ihr Corneria erfolgreich verlasst, werft ihr den ersten Blick auf das Lylat-System. Drei verschiedenen Routen sind nun wählbar. Dabei besteht jede der drei Routen aus Planeten, Sektoren und Abwehrstationen. Insgesamt warten 16 Level auf euch, die alle mit Corneria beginnen und mit Venom enden. Jede der drei möglichen Routen bietet dabei nicht nur reine Flugmissionen mit dem Airwing, sondern lässt euch Planeten-abhängig auch einen Panzer (Landmaster) oder sogar ein U-Boot (Blue Marine) steuern.
Vom Schwierigkeitsgrad unterscheiden sich die drei Routen dabei kaum. Mit etwas Geschick sind alle Level in kürzester Zeit zu meistern, ohne für Frustmomente zu sorgen. Dabei kann dann eine Route innerhalb von grob 2 Stunden bewältigt werden. Doch trotz der knappen Spielzeit fehlt es dem Spiel nicht an Langzeitmotivation, denn die Anzahl und Vielfältigkeit der Level, lässt euch das Abenteuer immer wieder neu erforschen - und entdecken. Zudem liegt der Fokus auf Rekorde die über eure Trefferquote berechnet werden. Je mehr Gegner und Objekte ihr vernichtet, desto höher fallen am Ende des jeweiligen Levels eure Rekorde aus. Ist eine bestimmte Vorgabe erreicht, werdet ihr mit Medaillen belohnt. Schmückt sich jeder spielbare Bereich mit einer Goldmedaille, erwartet euch noch eine nette kleine Überraschung.
Das Nintendo-rundum-Wohlfühl-PaketBeim Multiplayer weicht bei Lylat Wars vom üblichen Spielprinzip ab. Bis zu vier Spielern gleichzeitig ist es möglich, sich in einem gegenseitigen Gefecht die Lasersalven zu schmecken zu geben. Im geviertelten Bildschirm könnt ihr Fox McCloud oder eines der anderen Crew Mitglieder steuern. Nun besteht die Wahlmöglichkeit aus dem typischen Airwing oder dem Landmaster.
Die ganz Mutigen unter euch können auch ganz auf die Maschinen verzichten und sich zu Fuß über eines der zwei wählbaren Areale bewegen. Dabei trägt der Charakter dann eine Bazooka-ähnliche Waffe in der Hand und verteidigt sich so gegen die Mitstreiter. Hier liegt der grafische Schwerpunkt leider nicht auf die Figuren selbst, denn diese wirken nun klobig und kantig.
Auch die erste Sequenz, die vor Spielbeginn startet, stellt das Team um Fox McCloud optisch weniger vorteilhaft dar. Doch die ersten Sekunden sind trügerisch. Hinter dem Steuer eures Airwing erwarten euch alsbald phantastische Welten die einen hohen Detailreichtum aufweisen. Ebenso sind die vielen Grafik- und Soundeffekte eine weitere Stärke von Lylat Wars. Im Sekundentakt explodiert und blitzt es quer über dem Bildschirm und vermittelt ein großartiges Szenario. Die Akustik wirkt hier recht solide und passt sich ganz der Atmosphäre an. Um das Flugabenteuer zu komplettieren, werdet ihr während des Manövers mit lockeren Funksprüchen eurer Teammitglieder konfrontiert.
Für die Steuerung bedarf es eine knappe Eingewöhnungszeit, doch schon binnen weniger Minuten steuert ihr den Airwing, als hättet ihr nie etwas anderes gemacht. Zudem ist Lylat Wars das erste Nintendo-64-Spiel mit RumbePakUnterstützung. Jeder gegnerischen Treffer geht nun auf euren Controller über und lässt das Spiel noch authentischer wirken. Ganze Explosionen werden euch zusätzlich über die Vibration des Controllers dargestellt und vermittelt euch den Eindruck, mittendrin zu sein.
FazitDank all dieser unterschiedlichen Eindrücke versteht es Lylat Wars, den Spieler zu begeistern. Nur wenige Nintendo-64-Spiele sind so großartig Inszeniert und wirken selbst nach Jahren kein bisschen angestaubt. Die abwechslungsreichen Missionen und das Erstellen immer neuer Rekorde, fesselt unzählige Stunden an die heimische Konsole.
Für mich ist dieser Titel nicht nur konkurrenzlos gut, sondern der Beweis, dass Nintendo allen anderen wieder einem Schritt voraus war. Dieses Shoot'em up ist der bisher beste Ableger der Star-Fox-Reihe, was auch eine Investition für die Virtual Console von 10 Euro rechtfertigt.