Als begnadeter Brettspieler kam ich nicht drumherum, die digitale Version von Mystic Vale zu spielen. Ein Spiel, bei dem es um Druiden und Magie geht und das aus einem reinen Deckbuilder-System besteht.
Fangen wir zur Abwechslung mit dem größten Negativpunkt an. Wer sich bis dato noch nicht mit den Regeln des Brettspiels vertraut gemacht hat, sollte sich auf keinen Fall das digitale Tutorial antun. Das stellt sich nämlich als völlig überladen und unübersichtlich heraus. Ich habe kaum verstanden, wie das Spiel funktioniert und was der Schwerpunkt ist. Erst als ich mir Videotutorials im Internet angeschaut habe, kam mir die Erleuchtung, vor allem, wie einfach das System eigentlich funktioniert, was in dem Tutorial aber kaum so wirkt. Da scheint es eher kompliziert und überladen zu sein. Alles spielt sich in vier Phasen ab. Vorbereiten, Pflanzen, Ernten, Aufräumen. Ziemlich einfaches Prinzip oder?
Generell geht es darum, sich sein Deck aufzubauen. In jeder Runde könnt ihr euer Glück herausfordern, denn es wird immer eine Karte auf eurem Deck aufgedeckt. Dann könnt ihr entscheiden, ob ihr weitermachen wollt. Karten haben am oberen Eck einen blauen Punkt, sogenanntes Mana. Es existieren aber auch rote Verfallssymbole. Liegen nur drei aus, seid ihr im sicheren Wasser und dürft alles bis dato offengelegtes Mana zum Kauf weiterer Karten nutzen - ansonsten ist eure Runde vorbei. Ziel ist natürlich, Siegpunktplättchen zu ergattern. Weiterhin gibt es noch Vale-Cards, also Unterstützungskarten, die zusätzlich vor euch auslegen und Punkte geben.
Das Besondere an Mystic Vale ist jedoch das Deckbaukonzept. Ihr besitzt nämlich immer die gleiche Anzahl Karten in eurem Deck und eine Karte ist in je drei Bereiche aufgeteilt. Viele eurer Karten sind leer oder haben einen Teil wie "Verfluchtes Land" bereits aufgedruckt. Wenn ihr Karten kauft, müsst ihr natürlich berücksichtigen, ob eure Karte Platz für den Bereich oben, mittig oder unten besitzt.
Das Coole daran ist aber: Wenn die Karte später wieder aus eurem Deck auftaucht, habt ihr somit eine verbesserte Version der Karte mit mehr Mana oder auch andere Symbole. Falls ihr keine Karte kaufen wollt oder könnt, stehen aber immer auch Basic-Karten in allen drei Positionen zur Verfügung.
Ein großes Lob geht an die Integration des Hot-Seat-Modus. So könnt ihr mit bis zu vier Personen immer der Reihe nach die Runden durchspielen. Aber nicht nur das, es gibt sogar einen Online-Modus der es erlaubt, selbst Spieler bei Steam, Android und iOS zu verbinden. Der Online-Modus spielt sich ganz gut, denn Mystic Vale hat eine überschaubare Zeit von um die 30 Spielminuten. Wie immer ist es sehr schön, dass man eine tolle Präsentation bekommt und dass das Punktemanagement übernommen wird, trotzdem hat das Online-Spielen nicht die soziale Komponente am Tisch, dafür aber DLCs, die bald kommen sollen.
Technisch kann Mystic Vale voll punkten. Die Aufmachung ist wundervoll, das Feeling, als Druide Pflanzen zu sammeln, eine tolle Welt zu bepflanzen, die Magie zu nutzen und so weiter, wurde sehr schön in Szene gesetzt, auch wenn es ja eigentlich nur Karten sind, um die es im Kern geht. Die Animationen sind aber schön gemacht und sehr übersichtlich. Was etwas fummelig ist, sind die speziellen Bereiche am rechten Rand. Darum kann ich empfehlen, das Spiel auf dem Touchscreen zu spielen. Akustisch punktet Mystic Vale ebenfalls: Magische Klänge untermalen das Spielgeschehen wunderbar, was man so einem Titel sehr willkommen ist.
Eine Besonderheit muss ich an dieser Stellen anmerken. Die Karten sind durchsichtige Folien, die an den jeweiligen Stellen bedruckt sind und diese steckt ihr dann in die Sleeves (Kartenhüllen) eurer Karten. Das Feeling, sein eigenes Deck tatsächlich zu erstellen und mit jedem Kauf wird eure Karte schwerer, wenn ihr sie imposant auf den Tisch haut, um jede Menge Mana und sonstiges zu brauen, ist leider nicht mit der digitalen Version erreichbar. Dennoch wurde die Atmosphäre wunderbar eingefangen.
FAZITMystic Vale ist ein gutes Spiel. Sehr pur in seiner Mechanik, nicht sehr actionlastig oder sonderlich interaktiv, aber dieser Push-your-luck-Mechanismus, um die eigene Gier nach mehr Mana auszureizen und die Kombination aus Vale-Cards gefällt. Ich verstehe aber nicht, wie man aus einem recht überschaubaren Spielprinzip, so ein komplexes Tutorial machen kann.