Cover: Mystic Quest LegendZu Beginn der Rezension zu "Mystic Quest Legend" einmal ein kleines Verwirrspiel, was den Titel des Spiels angeht: Hinter den Titeln "Final Fantasy Mystic Quest", "Final Fantasy USA: Mystic Quest" und eben "Mystic Quest Legend" verbirgt sich der immer gleiche Titel - nur eben an verschiedenen Orten der Welt, hier in der Reihenfolge USA, Japan und Europa. Der Grund für den in Europa unterschiedlichen Namen liegt dabei darin, dass die Europäer mit "Final Fantasy" anno 1993 noch nichts anzufangen wussten - und da das in Japan als "Seiken Denetsu" erschienene Spiel hierzulande als "Mystic Quest" erschien, wurde dieses Spiel hier eben "Mystic Quest Legend" genannt. Kompliziert?

Die Story - und vor allem, wie sie erzählt wird...
Vier Städte in der Welt von "Mystic Quest Legend" werden von Naturkatastrophen heimgesucht. Das ruft euch auf den Plan, einen Helden, dem ihr zu Beginn selbst einen Namen verleiht, denn nun gilt es, vier magische Kristalle aus den Klauen des Bösen zu befreien, um die Städte in ihren alten Zustand zurückzuversetzen. Bis an diese Stelle lässt sich sagen: 08/15-Story, nichts Spektakuläres.

Allerdings ist es ganz besonders skurril, wie der Storyverlauf voranschreitet. Die gesamte Geschichte wird nur in Dialogen erzählt - was nicht unüblich war, Videosequenzen gab es damals eben noch nicht - doch diese sind dermaßen kurz gehalten, dass das gesamte Spiel oft wie eine Parodie auf alle anderen Rollenspiele mit 08/15-Story wirkt.
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Kostprobe gefällig? Zu Beginn findet sich euer Held - aus welchem Grund auch immer - auf einem Berg, der gerade einstürzt. Dort wartet ein unbekannter alter Mann auf ihn, der ihm kurz und bündig mitteilt: "Suche die Kristalle!" - Held: "Wo finde ich sie?" - alter Mann: "Wer suchet, der findet!"
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Ein anderes Beispiel findet sich etwas später, aber ebenfalls relativ früh im Spiel wieder, als eine Person (die ich namentlich nicht nenne, wäre ja gespoilert ;) traurig meint: "Opa ist gefangen... Schnief!" - Held: "Kennst du jemanden namens Spencer?" - traurige Person: "Warum... er ist mein Opa!" - Held: "Ach was! Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm! Wollen wir ihn befreien?"
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Es gäbe noch viele weitere Beispiele, die diese abgehackte Erzählweise verdeutlichen würden. Bei mir sorgte das Ganze für - von den Entwicklern sicherlich ungewollte - Lacher, denn das Ganze ist wirklich so knapp erzählt, dass es unglaublich komisch wirkt. Das Spiel somit als lustig zu empfinden, ist dabei jedoch meine eigene, positive Einstellung - andere würden wohl eher sagen, dass die Geschichte einfach unglaublich schlecht inszeniert wird. Klar ist: Eine großartige, ernstzunehmende Stimmung kann so unmöglich aufkommen!
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Aber sonst eigentlich nix Besonderes...
Nachdem ich nun näher auf die Story eingegangen bin, hört es auch schon wieder auf mit den großen Besonderheiten, denn ansonsten bietet "Mystic Quest Legend" erschreckend wenig Überraschendes. Es scheint fast, als wäre zu diesem Zeitpunkt die Weiterentwicklung des RPG-Genres seit dem ersten Final Fantasy schlichtweg stehen geblieben: Was auf dem NES noch als Novum galt, fühlt sich bei diesem Ableger auf dem SNES schon ziemlich ausgelutscht an - was auch die uninspirierte Story und deren ebenso uninspirierte Erzählweise erklären würde.
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Im Klartext heißt das Ganze: Viele rundenbasierte Kämpfe und so gut wie keine echten Rätsel. An sich macht das Spiel all diese Dinge aber auch gar nicht mal so schlecht, aber das Spielprinzip wirkt dadurch etwas altbacken, da die Kämpfe meines Erachtens einen wirklich viel zu hohen Anteil am Spiel nehmen, was auf Dauer einfach zu monoton wird.
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Ach, und was an dieser Stelle noch anfällt, ist eben das Übliche mit der gewonnenen Erfahrung, Gold, austauschbaren Waffen und so weiter... lediglich euer Gefährte kann keine Erfahrung gewinnen, da dieser jeweils auf seinem Level bleibt. Das ist aber auch gar nicht weiter tragisch, da euer Held seine Gefährten wechselt wie seine Unterwäsche.
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Keine wirkliche Oberwelt
Was höchstens noch auffallen könnte, ist die eigentlich nicht vorhandene Oberwelt. Ist es bei den meisten Rollenspielen doch üblich, dass der Protagonist von Schauplatz zu Schauplatz über eine große Welt bewegt wird, gibt es in "Mystic Quest Legend" vielmehr eine kartenartige Oberwelt, die als eine Art Menü fungiert und auf der der Spieler die einzelnen Schauplätze auswählen kann. Wählt er einen dieser Schauplätze aus, ist er auch schon dort, was ein rasches Überbrücken der gesamten Welt möglich macht.
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Was eben sonst noch anfällt...
Weitere wichtige Spielfaktoren wie Schwierigkeitsgrad oder Umfang lassen keine Kritikpunkte zu - der anfangs sehr gering scheinende Schwierigkeitsgrad erweist sich als zunehmend schwer und ist daher sehr gut angelegt. So ist es zu Beginn oft der Fall, dass gerade eure Gefährten viele Gegner mit nur einem Schlag vom Bildschirm fegen, während später immer stärkere Widersacher auftauchen, die euch zusätzlich noch mit Vergiftungen oder Verwirrung eurer Charaktere zu schaffen machen.
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Zu den Gegnern aber vielleicht noch ein Wort: Gekämpft wird nicht rein zufällig, wie es etwa bei Final Fantasy der Fall ist, sondern eure Gegner sind von vornherein in den Gebieten zu sehen - erst, wenn ihr auf sie zulauft, gibt es einen Kampf. Übrigens bewiesen die Entwickler auch hier eine - vermutlich ungewollte? - Portion Humor. Es wirkt ganz einfach seltsam, wenn es zum Beispiel heißt: "Trauer Gaul attackiert mit Komplimenten"...
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Präsentation
Außer "uninspiriert" fällt mir zur Grafik nichts ein. Die Umgebungen sind annehmbar, aber sehr detailarm gestaltet. Im Grunde genommen geht das schon so in Ordnung, aber ein Lob kann dafür mit Sicherheit nicht ausgesprochen werden. Die Musik ist zu großen Teilen gar nicht mal schlecht und wäre durchaus auch in der Lage, eine gewisse Stimmung rüberbringen zu können. Aber sie kann diese Wirkung leider nur komplett verfehlen, da die Erzählweise der Story eben wie bereits erwähnt dermaßen billig ist, dass jegliche Atmosphäre bereits im Keim erstickt wird.
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Fazit
Sagen wir... ich bin relativ zufrieden mit der ungewollten RPG-Parodie "Mystic Quest Legend". "Relativ", weil das Spiel an sich in seinem Gameplay einfach "nur" solide bleibt, aber "zufrieden", weil es durch seine extrem trashige Art für einige Lacher sorgen konnte. Ja, ich gebe zu, es ist beinahe schon gemein, dass für mich der einzig wirklich herausragende Aspekt des Spiels darin liegt, dass ich darüber lachen kann. Aber es ist und bleibt schließlich nichts weiter, als ein "ganz gutes" Spiel für alle, die an RPGs dieser Art interessiert sind. Für manch einen dürfte das Spiel aber schlichtweg zu monoton sein.
«Blicker» Singleplayer: 72%

Verfasst von «Blicker» am 03.06.2011,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 01.01.1993