Cover: Mystery Case Files: Return to RavenhearstLängere Zeit war es recht still um das Puzzle- und Wimmelbild-Genre auf Nintendos Plattformen. Mystery Case Files: Return to Ravenhearst hat diese Stille durchschnitten...

Ich lege also das Modul ein, starte es, wähle einen der drei Speicherslots und lege los. Das Gameplay wechselt ab zwischen den typischen Wimmelbild-Suchereien und einer Story, die in Form von wenigen Texten und Einzelbildern erzählt wird. Die Atmosphäre, die dadurch entsteht, ist wirklich super, soviel schon mal vorweg. Doch die Einzelbilder dienen auch für Rätseleinlagen. Ein Einzelbild zeigt z.B. die Vorderseite eines Anwesens, mit Eingangstor und so weiter. Das Tor öffnet sich nicht, das Klingelknöpfchen daneben reagiert nicht. Nirgends liegt ein Schlüssel, nirgends jemand, mit dem man sprechen kann. Alles, was ich bis jetzt habe, ist ein Schraubenschlüssel in meinem Inventar.

Ich habe bestimmt 25 Minuten lang alle mir zugänglichen Bereiche abgesucht, hoffend auf irgendeine Reaktion des Spiels - aber meistens passierte gar nichts, oder es kam ein Hinweis, dass hier nichts mit einem Schraubenschlüssel zu machen sei. Es ging einfach nicht weiter. Kein Hinweis, nicht einmal die Möglichkeit, mir die Lösung vom Spiel verraten zu lassen. Ich hatte also nach nur ca. 30 Minuten Gesamtspielzeit die Nase schon gestrichen voll und war echt abgenervt - und das ist noch die jugendfreie Fassung meiner Laune! ;)
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Um aber für diese Rezension weiterspielen zu können, suchte im Web nach einer Lösung für mein Problem und fand sie. Am Klingelschild sind an den Ecken Schrauben, diese muss ich lösen. Jetzt, wo man's weiss, erscheint es total logisch und man fragt sich, wieso man nicht selbst drauf kam, aber wie soll man auch darauf kommen, wenn man den Schlüssel bereits auf das Klingelschild anwendet, aber nichts passierte - man allerdings die vier unscheinbaren Schräublein direkt hätte anvisieren müssen? Ich für meinen Teil hatte "Klingel und Schraubenschlüssel" da schon längst abgeschrieben.
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Auch die Wimmelbild-Passagen sind nicht immer leicht, und ich empfehle gleich frei heraus, die Bildschirmhelligkeit auf Maximum zu stellen, das erleichtert einiges, bedeutet aber auch nicht, dass man jetzt einen Freifahrtschein hätte. Viele zu findende Objekte sind häufig richtig fies in das Bild eingearbeitet, einige Dinge sind sogar nur schemenhaft im Hintergrund, sodass man sie erstens kaum wahrnimmt und zweitens fast überhaupt nicht als "ein Ding" identifizieren könnte. Als wäre man bei völliger Dunkelheit in einem Raum und soll darin die eine Fliese finden, die nicht blau sondern gelb ist.
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Aber nach einer Weile kommt man dahinter, wie das Spiel drauf ist und man achtet mehr und mehr wie von selbst auf Dinge, die eine mögliche Rätsel-Lösung oder einen Wimmelbild-Gegenstand darstellen könnten. Allerdings gibt es auch dann noch mehrere Stellen, bei denen man nur durch Raterei und Glück voranschreiten kann - oder man sucht im Web nach einer Lösung, wie Türen geöffnet, Wege freigelegt, Schalter aktiviert oder sonst was getan werden erledigt werden kann. Bei den Wimmelbildern allerdings gibt es im Gegensatz zu den Einzelbilder-Rätseln immer mal wieder ?-Felder, die man antippen kann und die dann eines der zu suchenden Dinge verraten.
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So ackert man sich durch insgesamt 16 Areale, die ihrerseits zu insgesamt 150 Einzelbbilder aufgeteilt sind, sodass also jedes Areal 5-10 Einzelbilder groß ist, auf denen irgendwo erkannt und kombiniert werden muss, nicht zu vergessen wie ganzen Wimmelbilder, auf denen man ganz klassisch mehrere Dinge finden soll, um danach meistens einen Gegenstand für das Inventar zu erhalten, um auf den Einzelbildern weitermachen zu können.
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Von der technischen Seite her ist alles in Butter. Der 3D-Tiefeneffekt wird zwar aktiviert, wenn man den Schalter am 3DS hochschiebt, doch da auf dem oberen Screen eigentlich nur ein Teil der Szenerie dargestellt wird, während das Spiel selbst immer nur auf dem Touchscreen abläuft, ist das mehr als zweitrangig.
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Die Musik toll, mir manchmal allerdings etwas zu aufdringlich-mysteriös. Die gesamte Story lebt vom Verquicken von Düsternis, Übersinnlichem und "Wie geht's wohl jetzt weiter?", und ein simples Hintergrund-Pling-Pling wäre mir häufig lieber gewesen, als Synthie-und-Klavier-Melodien; so gut die auch sind (das sind sie auch wirklich!), aber sie wirken bisweilen eben etwas zu aufdringlich und zu präsent.
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FAZIT
Die anfänglich sehr, sehr steile Frustkurve zu meistern, hat sich gelohnt. Zwar ändert sich das Gameplay nicht, aber man findet Gefallen daran und oft spielt man eigentlich auch nur, um die tolle, dichte Atmosphäre wahrnehmen zu können. Blöd sind nur die Dämpfer, wenn man nicht weiterweiss und kurz vor einer Hirnschmelze steht, weil der Ehrgeiz nicht möchte, dass man einfach im Internet in einer Lösung nachguckt.
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Ich habe wirklich viele, viele Point-and-Click-Anventures gespielt und ich hatte dabei jede Menge Aha-Momente oder habe auf dem Schulhof meine Freunde um Rat gefragt, und der winzige Schuss "Professor Layton" geht in Ordnung und steht dem Genre gut, aber ein Layton vergaß nie, dass eine Lösung durch Um- und Nachdenken erraten werden können muss - man muss sie nur erkennen, und das will man auch, man fühlt sich herausgefordert. Bei Return to Ravenhearst fehlt es bisweilen so sehr an dieser Mischung aus Motivation und Nachvollziehbarkeit, dass man schlicht den Kaffee auf hat.
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Ich für meinen Teil kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der bis zum Ende kommt, ohne regelmäßig Andere um Hilfe gebeten, im Web nach Lösungen gesucht oder einfach hier und da Glück gehabt habt.
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Wenn man sich dessen beim Kauf bewusst ist und nicht davor zurückschreckt, vielleicht auch mal eine Lösungshilfe zu konsultieren, darf man gern zulangen und sich auf ein atmosphärisch dichtes, umfangreiches Spiel freuen.
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HINWEIS: Alle Screenshots sind offizielle Bilder, die als Pressedownload als diejenigen für den 3DS ausgegeben wurden - allerdings handelt es sich um jene für den PC. Wenn der Unterschied auch nur marginal ist, trotzdem: Sorry. :)
Jörg Singleplayer: 67%

Verfasst von Jörg am 24.10.2015,
bemustert durch Buschbaum Media & PR GmbH
für bis zu 1 Person/en
Release am 28.08.2013