Mit
Mighty Switch Force erschien 2011 im eShop des 3DS ein echter Geheimtipp. WayForward war mit dem Download-Titel so erfolgreich, dass die Wii U in 2012 ein
HD-Remake erhielt. Nun entschied man sich dazu, mit Mighty Switch Force 2 einen eigenständigen Nachfolger an den Start zu bringen. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich der neuste Ableger in Sachen Qualität und Quantität mit dem Serienerstling messen kann...
Das Setting wurde gegenüber dem Vorgänger leicht verändert. Futuristisch wie eh und je steuert der Spieler diesmal erneut Officer Patricia Wagon, die jedoch nun als kybernetische Feuerwehrfrau Gutes in Planet Land tut. Das Amt der Polizistin, das ihr im Erstling noch innewohnte, scheint sie an den Nagel gehängt zu haben. Damals machte Patricia die Hooligan sisters dingfest, eine Gang leichtbekleideter Unruhestifter. Diese scheinen nun, einige Zeit später, ihre Strafe verbüßt zu haben und tatsächlich ein besseres Leben zu führen. Doch dann die Katastrophe! Auf dem ganzen Planeten brechen Feuer aus und eben diese Hooligan sisters brauchen Rettung! Es liegt an Patricia, sich die Wasserspritzdüse "Infinity Dousing Apparatus" umzuschnallen und dem Flammenmeer entgegenzutreten. In jedem Level gilt es, fünf Hooligan sisters zu retten.
Das Gameplay bleibt sich dabei treu und basiert wie auch schon in
Mighty Switch Force auf einer Mischung aus 2D-Jump & Run und den serientypischen Blockrätseln. Dabei kann der Spieler auf Knopfdruck und durch die Macht des "Siren Helmet" Blöcke erscheinen und verwinden lassen. Und wehe dem, ein Gegner oder Patricia selbst stehen einem Block im Wege, wenn dieser erscheint. Denn sie kennen keine Gnade und haben immer Vorrang. Was im Wege steht wird ohne Wenn und Aber weggeschleudert. Die Blöcke lassen sich auch nutzen, um unerreichbare Plattformen zu erklimmen. Meist muss man dies mit gut getimten Sprüngen verbinden und die Blöcke im rechten Augenblick unter Veronikas Füßen erscheinen lassen. Bei WayForward hat man sich etliche Varianten von Rätseln und Blöcken ausgedacht, die bis zum Schluss immer wieder neu sind und für ordentlich Abwechslung sorgen. Das zweite, wesentliche Gameplayelement ist der Infinity Dousing Apparatus. Mit ihm werden Flammen im Handumdrehen gelöscht, der Weg freigeräumt oder Gegner verschoben. Ein echtes Multifunktionswerkzeug also. In Kombination mit dem Element "Blöcke" bietet das Spiel komplexe und durchdachte Passagen und somit ein einzigartiges Spielgefühl. Leider kann Mighty Switch Force 2 dieses Niveau aber nicht zu jeder Zeit halten. Manches Mal wirken einige Elemente deplatziert oder ihr Zweck erschließt sich nicht.
Der Schwierigkeitsgrad ist durch einen geschickten Kniff seitens der Entwickler variabel gehalten. Für das einfache Durchspielen der einzelnen Levels steht dem Spieler unendlich viel Zeit zur Verfügung. Früher oder später sollte jeder in der Lage sein, alle noch so verzwickten Passagen zu meistern. Wer sich damit nicht zufriedengeben mag, der kann in jedem Level zusätzlichen zu den fünf Hooligan sisters noch auf die Suche nach einem gut versteckten Baby, dem Ugly Secret Baby, gehen. Aber auch damit nicht genug! Zudem lässt sich in jedem Abschnitt die Uhr herausfordern. Dabei ist das Zeitlimit extrem knapp bemessen. Es scheint zunächst, als wäre es absolut unmöglich, diese Zeit zu schlagen. Und ohne zu viel verraten zu wollen, sei an dieser Stelle gesagt, dass man sich mit dem Zeitlimit erst beschäftigen sollte, nachdem man den Abspann zum ersten Mal gesehen hat. Jedenfalls ist auf diese Weise jeder Spieler entsprechend der individuellen Leistung gefordert. Außerdem ist der Wiederspielwert enorm hoch.
In technischer Hinsicht kann Mighty Switch Force 2 durchaus überzeugen. Gerade die musikalische Untermalung weiß mit fetzigen Beats, die die Brisanz des Feuerinfernos untermalen, zu fesseln. Die zweidimensionale Grafik ist mit den lebendigen Hintergründen ein Hingucker, wenn auch nicht revolutionär. Bei eingeschaltetem 3D-Effekt fällt auf, dass sogar der Hintergrund an sich nochmals in mehrere Schichten gegliedert ist. Zudem gibt es im Vordergrund oftmals den Effekt fliegender Glühfunken zu bewundern, die aus dem Bildschirm zu schweben scheinen.
Alles wird präsentiert in einem Chibi-Anime-Stil. Dieser steht dem Titel gut zu Gesicht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und wird vor allem durch kunterbunt illustrierte Bilder nach Abschluss jedes Levels getragen. Sogar die digitale Anleitung ist unterhaltsam geschrieben. Ein Blick hinein lohnt sich.
Die Steuerung ist ebenso einfach wie präzise. Mit der B-Taste springt Patricia, während mit Y die Wasserspritzdüse zum Einsatz kommt. Die A-Taste (alternativ L) verschiebt die Blöcke. Und, wie sollte es anders sein, mit dem Steuerkreuz oder dem Schiebepad läuft Patricia frei nach links oder rechts. Der Touchscreen ist geschickt genutzt. Hier sieht der Spieler auf einem Radar, dem Hooligan Tracker, immer die Richtung, in der sich die zu rettenden Hooligan sisters befinden. Zudem lässt sich erkennen, wie viel Zeit vergangen ist, und wie viele Sisters bereits in Sicherheit sind.
Ganz so ohne Makel jedoch kommt Mighty Switch Force 2 nicht weg! Leider ist gerade der Umfang ein großer Kritikpunkt. Mit gerademal 16 Levels sind geübte Spieler nicht lang beschäftigt. Dieses Manko wird zudem nicht von einem Multiplayermodus abgefangen. Außerdem, ich möchte auch hier nichts vorwegnehmen, hätte das Ende des Spiels kreativer gestaltet sein können. Es wurde auf Einsatz der Blöcke als Spielelement verzichtet.
FazitMighty Switch Force 2 ist sein schlankes Geld in jedem Fall wert und kann die Qualität des Vorgängers halten. WayForward bewies Kreativität, indem man sich einen neuen Beruf für Patricia ausdachte, was gleichzeitig gehörig Einfluss auf das Spielgeschehen hat. Die eigenwillige Kombination aus simpler Jump & Run-Kost und umso fordernderen Blockrätseln ist knifflig wie unterhaltsam zugleich. Jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss noch das eine oder andere Ugly Secret Baby vor den Flammen retten.