Masters of Anima ist eine Mischung aus ganz viel Pikmin und einer Prise Diablo. Held Otto, ein hoffnungsvoller Nachwuchs-Former. Durch eine besondere Konzentration kann er Anima nutzen, um damit Wesen zu erschaffen, die, sehr ähnlich wie bei Captain Olimar und seinen Pikmin-Wesen, für ihn Aufgaben erledigen, um im aktuellen Level voranschreiten zu können. Hier einen Felsen zertrümmern, dort einen Gegner angreifen, woanders etwas beiseite schieben...
So liegt überall im Level ein wenig Anima herum, kleine, hellblau leuchtende Kügelchen. Hat Otto genug davon aufgesammelt, ist ein Anima-Slot seiner Anzeige vollständig aufgefüllt und er kann diesen Slot zur Erschaffung von je vier Kriegern verwenden. Je nach Menge der vorhandenen Animas, kann Otto so einige Dutzend Krieger auf einmal für sich handeln lassen. Diese 8 schieben den Sockel herüber, jene 12 räumen Baumstämme aus dem Weg, 8 kämpfen gegen einen Golem. Und das alles gleichzeitig.
Otto kann im Laufe seines Abenteuers außerdem auch leveln und zusätzliche oder stärkere Fähigkeiten erlernen. Seine Einheiten können sich dann schneller bewegen, mehr Schaden einstecken, er kann mehr Anima aufsammeln und so nochmal Wesen auf einmal herbeirufen und so weiter und so fort. Die Auswahl an Skillbarem ist reichlich und man kann sich oft nicht entscheiden, wofür man jetzt seine 1-2 verdienten Skillpoints vergibt.
Zudem gibt es fünf verschiedene Klassen der beschwörbaren Wesen. Wie die, die nur mit Schwert und Schild agieren, aber kräftig sind und ordentlich einstecken können. Oder die, die mit Pfeil und Bogen ausgestattet sind. So halten nicht viel aus, können auf Distanz, und vor allem in Gruppen, schnell verheerenden Schaden anrichten. Im Besonderen, wenn sie hinter anderen Einheiten stehen. Welche Klasse beschworen werden soll, kann nach eigenem Ermessen festgelegt werden - die Frage ist nur, ob es für die gerade aktuelle Situation sinnvoll ist.
Sollte man sich vertan haben, oder Einheiten nach getaner Arbeit einfach nicht mehr benötigen, kann man sie entmaterialisieren und erhält sein Anima dafür zurück. Jedoch nur, wenn man sie selbst zurückruft! Denn sterben Einheiten, beispielsweise im Kampf, sind sie mitsamt des zur Beschwörung genutzten Anima futsch. In einer Auseinandersetzung mit 2 oder 3 Golems kann das durchaus richtig eng werden. Denn ohne Anima keine Einheiten, die kämpfen können. Zwar kann Otto mit seinem Zauberstab selbst auch zuschlagen - doch ist er natürlich am verwundbarsten, wenn er in unmittelbarer Nähe von Feinden ist. Taktieren und den Überblick behalten, ist oberste Priorität und auch nicht immer einfach.
TECHNIKSchade ist nur, dass es dem Gameplay von Masters of Anima an Abwechslung fehlt. Etwas, das immer wieder neue Elemente auf den Tisch bringt. Bei Pikmin sind dies zum Beispiel mehrere Protagonisten, zwischen denen man wechseln muss, um an verschiedenen Orten gleichzeitig zu agieren. Oder Zeitlimits und immer wieder andere Rätselarten. Bei Masters of Anima fehlt sowas. Otto ist stets solo unterwegs, es gibt, abgesehen von der Gefahr, dass plötzlich Gegner auftauchen könnten, keine anderen Hürden, die das Leben bedrohlich erschweren, wie eben Zetitlimits. Auch die Rätsel ähneln sich zumeist (verschiebe Ding X auf Position Y) und sind oft nicht gerade eine Herausforderung. Nur selten muss man wirklich nachdenken, was jetzt wohl wie zu tun sei. Andererseits ist der eine oder andere Kampf bisweilen frustrierend. Denn man wird diverse Male daran scheitern und am letzten Checkpoint beginnen müssen, bis es geklappt hat. Und diese beiden Punkte sind letztlich das Einzige, was ich an Masters of Anima ernsthaft zu kritisieren habe.
Die Welt ist sehr phantasiereich gestaltet und auch farbenfroh. Die sind Animationen allesamt sauber und die Effekte schön anzusehen. Die Musik ist stimmig, die Soundeffekte tönen super aus den Lautsprechern. Auch die Steuerung, nach dem Tutorial ganz am Anfang sofort verinnerlicht, ist intuitiv und verblüffend zugleich. Wie mithilfe des Analogsticks und ein paar Tasten auf dem Controller das Gewusel wie selbstverständlich kontrolliert wird, ist mit Worte schwierig zu beschreiben. Doch in Aktion denkt man nicht lange nach. Man beschwört Einheiten, schickt einige hierhin, andere dorthin, ruft Einheiten zurück, lässt sie woanders neu entstehen - und nebenbei bewegt man auch noch Otto selbst durch die Gegend. Hier wurde sehr genau überlegt und sorgfältig implementiert.
Die Performance von Masters of Anima ist im Großen und Ganzen tadellos. Es ruckelt nur sehr selten und auch bei 80 mehr Einheiten, nebst Gegnern und Objekten, bleibt das Gameplay fast immer flüssig spielbar. Und wenn nicht, stört der verschmerzbare Framerateeinbruch nicht Immersion.
FAZITIn den ersten 2 Stunden war Masters of Anima richtig, richtig stark. Die restlichen 5 Stunden aber war es - wenn auch annehmbare - Routine und Vorhersehbarkeit. Weil es an weiteren Gameplay-Überraschungen, regelmäßigen Aha-Effekten und "Man, was bin ich da gerade wieder clever gewesen!"-Momenten fehlt. Darum, liebes Team hinter Masters of Anima, bitte gern einen zweiten Teil, nur diesen bitte mit etwas mehr Diversität füllen - und die grandiose Steuerung aber beibehalten.