Golfen im echten Leben war noch nie so mein Fall, denn ich empfinde es einfach zu frustrierend, mehr Zeit mit dem Hinterherlaufen des Golfballes zu verbringen als mit dem eigentlichen Golfspiel - zumindest sofern man es einigermaßen gut kann. Sobald ich aber doch einmal Lust auf das Golfen habe, gibt es ja immer noch zwei Alternativen: Sich ein Spiel wie Mario Golf zuzulegen oder einfach auf den Minigolfplatz auszuweichen.
Schlag auf SchlagViel laufen muss man bei Mario Golf nämlich zum Glück nicht, stattdessen kann ich einfach ganz gemütlich daheim vor der Konsole sitzen und meine Spielfigur die ganze Arbeit machen lassen. Zu Beginn kann man sich allerdings nur zwischen vier verschiedenen Golfern entscheiden, doch der Auswahlbildschirm lässt schon vermuten, dass da noch einige mehr kommen werden. Doch vorerst muss man sich mit Harry, Plum, Peach oder Baby-Mario vergnügen. Die Wahl des Charakters sollte aber nicht unwillkürlich erfolgen, da jeder Charakter eine unterschiedliche Schlagweite und Flugbahn des Balles aufweist, sobald er ordentlich auf den Golfball zimmert.
Gespielt werden kann der Spaß mit bis zu vier Spielern, der Chronologie wegen fange ich aber wie gewohnt mit dem 1-Spieler-Modus an, genauer gesagt mit dem Tournament-Modus. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hier um eine Golfmeisterschaft mit recht vielen computergesteuerten Mitspielern und optimalerweise sollte man aus dieser als Gewinner herausgehen und dazu gilt es, die ganzen 18 Kurse zu meistern.
Steht der eigene Charakter am Ball, kann man zwischen verschiedenen Golfschlägern wechseln, die alle eine andere Schlagweite und -höhe aufweisen. Neben weiten und hohen Schlägen gibt es auch einige Putter-Schläger, die besonders in Lochnähe zum Einsatz kommen. Das Spiel wählt für den Charakter aber oft automatisch den optimalsten Golfschläger für den nächsten Schlag - als Könner ist es aber dennoch nicht selten von Nachteil, diese automatische Auswahl etwas zu korrigieren. Während eines gesamten Tournaments hat man außerdem 6mal die Möglichkeit, einen Power-Schlag zu machen, auf den man per B-Knopf wechseln kann. Durch ihn fliegt der Golfball, sofern er gut getroffen wird, noch ein wenig weiter als sonst, da man aber nur bei durchschnittlich jedem dritten Kurs einen Schlag davon hat, sollte man sehr sparsam damit umgehen.
Nun aber erst einmal zur Grundtechnik des Spiels, nämlich dem Schlagen selbst. Der Schlag besteht aus dem dreimaligen Drücken auf ein und denselben Knopf - natürlich im richtigen Moment. Beim ersten Knopfdruck (A-Knopf) holt der Charakter aus und ein Balken wandert auf dem unteren Bildschirmrand von rechts nach links. Je weiter man schlagen möchte, desto näher muss am linken Rand das zweite Mal der A-Knopf betätigt werden. Daraufhin wandert wieder ein kleiner Strich nach rechts zurück, den man noch einmal per A-Knopf bestmöglich auf dem Markierungspunkt stoppen muss. Trifft man jeweils die beiden optimalen Stellen, hat man den bestmöglichen Schlag in Bezug auf die Weite und die Höhe.
So einfach wie in der Theorie ist es in der Praxis jedoch nicht, denn man sollte zum Beispiel auch die Windrichtung und -stärke im Auge behalten. Ein Koordinatennetz, auf das man vor dem Schlag auch zoomen kann, zeigt jeweils an, an welchem Punkt der Ball auflanden wird - allerdings ohne Miteinberechnung der Windstärke, bzw. ohne Berücksichtigung, wie oft der Ball danach noch aufhüpfen oder wie weit er noch ausrollen wird. Weht der Wind also stark nach rechts, muss man den Golfball etwas weiter nach links schlagen, damit er letztendlich dort landet, wo man ihn haben will. Unten rechts am Bildschirm kann man außerdem noch den Anschlagpunkt des Balles ändern, ob man nun etwas weiter unten, oben, links oder rechts anstoßen will, sodass man weiteren Einfluss auf die Flugbahn und das nachträgliche Aufhüpfen und Ausrollen nehmen kann.
Innerhalb eines Kurses gibt es verschiedene Flächen, auf denen der Golfball landen kann. Der gängigste und hoffentlich am häufigsten erreichte Bereich ist der Fairway. Von diesem hat man die optimalsten Schlagbedingungen, ohne große Weiteneinbuße machen zu müssen. Anders verhält es sich dabei im Semi-Rough, Rough oder im Bunker, in ihrer Hartnäckigkeit steigend. Wer also seinen Golfball in den Bunker schlägt, hat Mühe, selbst mit einem sehr kräftigen Schlag weit zu kommen. Haut man den Golfball ins Aus oder gar ins Wasser, winkt sogar ein Strafschlag, der die Schlagbilanz belastet.
Denn Ziel ist es natürlich, mit möglichst wenigen Schlägen den Ball im Loch zu versenken. Pro Kurs gibt es immer eine Vorgabe, mit wie vielen Schlägen der Ball dort gelandet sein sollte. Gewinnt man mit den vorgegebenen Schlägen, ist das ein Par, das heißt, man bekommt 0 Punkte für diesen Kurs. Schafft man es mit weniger Schlägen, gibt es für jeden Schlag Abstand zum Par einen Minuspunkt. Gelingt es, den Ball mit nur einem einzigen Schlag einzulochen, zählt das als Hole-in-one, was sich äusserst positiv auf die Bilanz auswirkt. Wenig Punkte, bestenfalls sogar unter 0 liegend, zu haben, ist in diesem Fall also mehr. Das bedeutet, viele Punkte zu haben, ist schlecht, wenige Punkte zu haben ist gut.
Im Tournament selbst sieht man nur seine eigenen Schläge und nicht die der Gegner, sondern nur eine Tabelle mit den Wertungen am Ende jeden Kurses. Nach 18 Kursen findet dann die Gesamtauswertung statt und je nach Resultat kann man so neue Tournaments mit zusätzlichen 18 (neuen) Kursen freischalten.
Entdecke die MöglichkeitenMöchte man lieber einen neuen Charakter erwerben, muss man diesen in einem 1-gegen-1 im Menüpunkt "Get a new character" besiegen. Hier ist es nicht unbedingt wichtig, mit wie vielen Schlägen man den Ball versenkt, wichtig ist nur dass der Computergegner immer minstens einen Schlag mehr dafür braucht. Wer zuerst 10 Medaillen, also zehnmal besser als sein Kontrahent war, gewinnt das ganze Spiel. Auch hier gibt es wieder die Kurse aus dem Tournament zur Auswahl. Ein Sieg gegen den Charakter ist allerdings nicht ganz so einfach, da er von der Schlagweite immer besser ist als die Charaktere, die man bis dato auswählen kann. Dafür aber hat man einen Anreiz mehr, richtig gut zu werden. Denn um den neuen Charakter sein Eigen nennen zu können, muss man diesen auch besiegen.
Zusätzlich gibt es einen Modus, in dem auf einem Golfkurs Ringe verteilt sind, durch die man spielen muss. Hier reicht es aber nicht, einfach durch alle Ringe zu spielen, man muss auch noch in den vorgegeben Schlägen, also mindestens mit einem Par, den Kurs beenden. Jeweils 6 verschiedene Kurse pro Tournament kann man hier bewältigen, die mehr und mehr mit Ringen bestückt sind, sodass es viel Strategie braucht, alle Ringe mit möglichst wenig Schlägen zu durchlaufen.
Im sogenannten Slot-Modus spielt man die Kurse ganz normal, wie im Tournament auch, aber mit dem Unterschied, dass am Anfang an einem Einarmigen Banditen jeder Spieler seine Schläger zugewiesen bekommt, indem er im entsprechenden Moment drückt. Daraus resultiert, dass im Spiel selbst nicht unbedingt mehr Chancengleichheit besteht, da jeder Spieler andere Schläger besitzt - für Profis also interessant zu sehen, ob sie sich auch mit Handicap gegen Anfänger behaupten können.
Wer sogar virtuell auf das weite Laufen verzichten will, das ja in Mario Golf zum Glück sowieso nicht gezeigt wird, kann auch hier zusätzlich noch einen Minigolf-Modus auswählen, bei dem man auf 2 Zonen à 18 verschiedenen Kursen sein Können unter Beweis stellen kann und zwar nur mit einem Putter!
Bis auf den Ring-Modus (den man aber gut abwechselnd spielen kann) kann man alle Modi sowohl zu zweit, zu dritt oder zu viert spielen und bekommt so recht viel Abwechslung geboten. Man muss sich nicht einmal mehr zusätzliche Controller anschaffen, da man ja nie gleichzeitig abschlägt, und so nur einen einzigen Controller zum Abwechseln braucht - Anschaffungskosten gibt es also keine weiteren.
Golf für JedermannIch war ja nie so ein richtiger Golf-Fan, aber Mario Golf bietet einem so gut wie alles, was sich das Golferherz wünschen könnte: große, lange Kurse mit vielen verschiedenen Tücken und viel Feinschliff, spezielle Missionen wie das "durch die Ringe Golfen", kompaktere Spiele, wie das Mini-Golf, einen Haufen voller Charaktere, die von Charakter zu Charakter immer besser werden und die man erst alle freispielen muss. Kurz gesagt, in Mario Golf gibt es immer was zu tun und gerade mit mehreren ist Spielspaß garantiert.
Etwas gebremst wird das Ganze aber durch die Wartezeit beim Schlag des Gegners, das Spiel hätte so nämlich insgesamt etwas schneller ablaufen können. Bei der Windstärke hat man zwar einen ungefähren Anhaltspunkt, aber man weiß nie ganz genau, wo der Ball dann landet und somit hat ein Computer-Gegner immer einen großen Vorteil, wenn man nicht wirklich richtig gut ist, um das einschätzen zu können. Und so nebenbei ist der Schwierigkeitsgrad des Spiels per se auch nicht ohne. Man muss sich anfangs also ziemlich durchbeißen, was man meiner Meinung nach aber tun sollte, da sich das Spiel wirklich sehr lohnt.