Hört oder liest ein Wii-Spieler in diesen Tagen den Namen "Gaijin Games", so verbindet er diesen vermutlich am ehesten mit der auf WiiWare etablierten BIT.TRIP-Serie, die von eben diesem Entwicklerstudio stammt. Charakteristisch für diese Serie sind ein simples Spielprinzip sowie eine ebenso simple Aufmachung - da verwundert es also kaum, wenn ein Spieler Screenshots von "lilt line" sieht und Parallelen zieht. Tatsächlich stammt "lilt line" ebenfalls von Gaijin Games und es spielt sich auch tatsächlich ganz ähnlich wie deren bekannteste Serie auf der Wii - aber lest selbst...
Sehr simples SpielprinzipDas Spielprinzip von "lilt line" ist denkbar einfach: Der Spieler übernimmt die Aufgabe, eine Linie, die sich automatisch von links nach rechts bewegt, durch einen Level zu steuern. Dabei muss er Kollisionen mit der Levelbegrenzung vermeiden und an jeweils markierten Stellen einen beliebigen Knopf drücken. Diese Stellen sind an die Musik im Hintergrund angepasst, wodurch Rhythmik oftmals eine bedeutende Rolle im Spielverlauf spielt.
Elementar wichtig für den Spieler ist außerdem seine Punktzahl. Denn diese wächst nicht - wie üblich - mit der Zeit, sondern der Spieler beginnt mit einer bestimmten Punktzahl, die mit den Fehlern, die er macht, immer weiter abnimmt. Ist die Punktzahl bis auf 0 abgesunken, hat der Spieler verloren. Außerdem folgt im Gegenzug natürlich, dass jeder Level einen absolut perfekten Highscore hat, der eben dann erreicht wird, wenn dem Spieler ein fehlerfreier Lauf gelingt.
Wie man auch ein simples Spielprinzip dürftig umsetzen kannEigentlich handelt es sich beim Spielprinzip von "lilt line" um eines von dem man denken sollte, es könne auch von einem Hobbyprogrammierer fehlerfrei programmiert werden können. Doch dass dem nicht so ist, möchte ich hier aufgreifen.
Da sich eure Linie automatisch von links nach rechts bewegt, könnt ihr sie nur anheben und senken. Dies passiert bei quer gehaltener Wiimote, indem ihr diese nach vorn oder hinten bewegt um jeweils an Höhe zu gewinnen bzw. zu verlieren. Die meiste Zeit über funktioniert das auch außerordentlich gut, doch vor allem in späteren Levels offenbart diese Steuerungsmöglichkeit Probleme. Neigt man nämlich die Wiimote in Abschnitten, in denen es besonders steil zur Sache geht, etwas zu weit, hat die Wii ihre Probleme beim Erkennen der Neigung. So passiert es immer wieder, dass die Steigung der Linie abnimmt, obwohl man die Wiimote weiter nach vorn gehalten hat. In diesen seltenen Momenten kann "lilt line" sehr nerven - denn eigentlich reagiert der Spieler mit einem stärkeren Neigen richtig. Dadurch wird das ansonsten anspruchsvolle, aber völlig frustfreie Spiel doch ziemlich getrübt.
Eine andere Steuerungsschwäche zeigt sich beimKnopfdrücken bei den entsprechend markierten Stellen. An diesen Stellen darf nämlich ein beliebiger Knopf gedrückt werden, um den Abschnitt zu meistern. Aus der Lage der quer gehaltenen Wiimote ergibt sich - denke ich - für die meisten der 2-Knopf als der "Stammknopf" für entsprechende Stellen. Daher ist es ärgerlich, dass der Spieler im Eifer des Gefechts den B-Knopf auf der Rückseite der Wiimote unbeabsichtigt betätigt, denn damit hängt ein massiver Punktverlust zusammen.
Stärken und SchwächenDie Momente, in denen die Steuerung ihre Macken offenbart, sind glücklicherweise nicht allzu häufig. Darum hat "lilt line" auch immer wieder die Gelegenheit, seine Stärken auszuspielen. Das einfache Spielprinzip hat nämlich ein großes Potenzial den Spieler zu fesseln und die kurzen, aber teils harten Levels bergen einen großen "Eine Runde noch!"-Faktor. Der rasante Spielverlauf ist meines Erachtens der große Trumpf des Spiels, da er dem Spieler keine Verschnaufpause gönnt.
Bemängelt werden muss allerdings der Umfang, umfasst das Spiel doch nur 15 Levels - das Tutorial mitgezählt. Somit haben geübte Spieler das Spiel bereits nach einer starken Stunde durchgespielt - anschließend fesselt das Spiel allenfalls Perfektionisten und Highscorejäger. Die einzige Rechtfertigung für diesen geringen Umfang liegt wohl im Preis, der mit 500 Nintendo Points niedrig angesetzt wurde.
Elementar wichtig: Die PräsentationNun gut, komplett stimmt das "elementar wichtig" vielleicht nicht, zumindest was die grafische Präsentation angeht. Diese ist schlicht gehalten und konzentriert sich größtenteils auf den Spielverlauf, lediglich die rhythmischen Einlagen sorgen für einen kleinen Effekt. Hier kommt "lilt line" natürlich kaum um einen Vergleich mit der "BIT.TRIP"-Serie herum, denn auch diese ist für eine minimalistische grafische Gestaltung bekannt.
Ebenso wie der Soundtrack. Da dieser immer mit der Levelgestaltung abgestimmt ist, spielt er eine wichtige Rolle im Spiel. Dabei kommt diese Rolle auch meistens gut zum Tragen - nur manchmal war ich der Meinung, der Soundtrack wäre zu sehr in den Hintergrund gerückte und es würde zu viel Potenzial verschenkt werden.
Beachtet werden sollte allerdings die Art der akustischen Untermalung, denn die Dubsteb-Soundtracks sind mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Fans davon werden mit Sicherheit begeistert davon sein - doch für jemanden wie mich klang das alles oft nur nach einer chaotischen Aneinanderreihung von Geräuschen. Ob dem Spieler die Musik zusagt, muss er selbst entscheiden - aber am besten vor dem Kauf.
Fazit:Bei "lilt line" handelt es sich um ein ständiges Spiel von Licht und Schatten. Die meiste Zeit über fesselt der Titel ungemein und macht eine Menge Spaß. Das Problem ist, dass diese Zeit aufgrund des geringen Umfangs doch sehr kurz ausfällt.
Insgesamt ist das Ergebnis also trotz kleiner Macken durchaus zufriedenstellend und bei einem so geringen Preis ist der Titel durchaus eine Überlegung wert. Dennoch bleibt "lilt line" im Schatten der "BIT.TRIP"-Serie stehen, die länger und intensiver zu fesseln weiß. Dubsteb-Fans greifen auf jeden Fall zu, alle Anderen sollten sich einen Kauf gut überlegen.