Die beiden Titel Langrisser und Langrisser II erscheinen als Bundle unter dem Banner "Langrisser I & II". Dass es tatsächlich Spiele aus derselben Reihe sind, lässt sich nicht nur anhand der Namensgebung schwer leugnen, denn das Gameplay beider Games ist identisch - sieht man von den üblichen kleinen Verbesserungen ab, die mit Teil 2 Einzug erhielten. Für die Switch liegt dieses Bundle remastered vor, mit neuer Grafik und neuem Sound - wenn man möchte.
So starten beide Titel erst einmal damit, dass wir von einer Göttin begrüßt werden, die uns eine Reihe von Fragen stellt, die wir je mit einer Wahl aus diversen Antwortmöglichkeiten durchgehen. Anhand unserer Antworten ändern sich so peu a peu die Grundstats unserer Hauptcharakters. Das heißt, er ist beispielsweise stärker, schneller, flexibler und so weiter. Sind wir fertig, können wir den Charakter so annehmen, oder wir beginnen nochmal mit dem Fragespielchen, falls wir unzufrieden mit den präsentierten Werten sind. Sind wir zufrieden, beginnt das Abenteuer. Eine kleine Introsequenz erklärt ein paar Details zum Hintergrund der Story, aber dann startet direkt der Kampf.
Das Kampfsystem kennen Nintendoianer durch Advance Wars und natürlich Fire Emblem: Auf einem Schlachtfeld, das aufgeteilt ist in Kacheln, ähnlich einem Schachbrett, stehen zwei oder mehr Fraktionen. Eine davon ist die unsere. Wir bewegen jede unserer Einheiten ein wenig hierhin und dorthin und können auch Aktionen durchführen, wie angreifen, Magie sprechen oder auch Items nutzen. Combos sind mit in der Nähe stehenden Einheiten sind je nach Situation ebenfalls möglich. Der Kniff ist, dass sowohl wir als auch die anderen Fraktionen zusätzliche Einheiten herbeirufen können, die Geld kosten. Diese Einheiten zu nutzen, ist empfehlenswert, oft sogar zwingend notwendig. Allerdings verschwinden die herbeigerufenen Einheiten sofort, wenn der Charakter, der sie herbeirief, aus dem Kampf ausscheidet. Auf diese Weise werden die Kämpfe noch strategischer, als sie ohnehin schon sind.
Vor und nach Kämpfen sind wir bemüht, unsere Einheiten auszurüsten, beziehungsweise, sie zu leveln oder ihre Klasse zu wechseln. Jeder Charakter hat einen Strukturbaum seiner Klassen, an dem wir uns entlangskillen können. Auf diese Weise lernen sie neue oder andere Fähigkeiten und können auch im Kampf mehr oder andere Einheiten herbeirufen. Wir sollten dabei selbstverständlich darauf Acht geben, wie wir jeweils skillen, denn es gilt das Stein-Schere-Papier-Prinzip. Es gibt drei Haupttruppen und je nachdem, welche gegen welche antritt, haben wir Vor- oder Nachteile. Was aber nicht bedeutet, dass die eine Truppe gegen eine andere vollkommen machlos wäre. Denn pro Charakter können zusätzliche Skills angelegt werden, mit denen wir desöfteren so einiges reißen können.
Grafik und Sound lassen sich pro Titel auf alt oder neu einstellen, was definitiv ein schönes Plus ist. Für zusätzliche 9,99€ lässt sich als DLC auch noch das "Legacy BGM Pack" nachladen, dass alternativ die alten Geräusche erlaubt. Wünschenswert wäre allerdings ein Tutorial gewesen, dass diverse Mechaniken erklärt, statt mehr oder weniger sofort mit der ersten Schlacht zu beginnen, bei der man urplötzlich vor unzähligen Möglichkeiten steht. Sicher, es half mir ungemein, durch meine Erfahrungen mit Advance Wars, Fire Emblem oder auch Disgaea, mich zurechtzufinden. Aber Langrisser fühlt sich insgesamt eine Spur chaotischer an. Ständig wird zwischen Animationen und Taktikansicht gewechselt (das lässt sich allerdings auch deaktivieren), und wieso bewege ich nur eine einzige Figur, aber in der Kampfdarstellung stehen sich auf einmal zwei Dutzend Kämpfer/innen gegenüber? Was ist mit diesen von mir bezahlten Zusatzeinheiten? Was bringen die? Geht es auch ohne?
Es blieb mir nichts anderes übrig, als einfach alles mal auszuprobieren. Learning by doing, gewissermaßen. Das frustriert ein wenig und bedarf 1-2 Stunden Einarbeitung, bis all das Wesentliche wirklich verinnerlicht wurde. Wenn man schon ein Remake-Bundle anbietet und man sich nicht geniert, einen Aufschlag von 10 Tacken für Old-School-Soundeffekte zu verlangen, wieso baut man dann nicht wenigstens ein Tutorial ein, das erstmal erklärt, was alles wie funktioniert und wie man was einsetzen kann...!? Denn die Kämpfe machen durchaus Spaß und sind dank des wählbaren Schwierigkeitsgrads je nach Wunsch schön fordernd oder eher verzeihend, was die Gewinnen- und Verlieren-Bedingungen einer Mission anbelangt. Schade ist jedoch, dass die Story und die einzelnen Charaktere zwischen all den Figuren und Entscheidungen völlig untergehen. Bisweilen verschiebt man regelrechte Massen hin und her und nicht selten verliert man darüber den Überblick, wer jetzt wo steht oder am besten positioniert werden sollte. Schon auch, weil sie sich äußerlich sehr ähneln, beziehungsweise manchmal völlig gleich aussehen.
FAZITWer auf Taktiker à la Advance Wars, Fire Emblem oder Disgaea steht, sollte sich Langrisser I & II unbedingt angucken. Jene unter Euch werden es so auch leichter haben, sich einzufinden, weil es hier und dort gewisse Eigenarten gibt, an die man sich natürlich gewöhnen kann - was allerdings umso schwerer fällt, wenn man mit dem Genre noch unvertraut ist, weil es unverständlicherweise kein Tutorial gibt.
Wer mit Langrisser bereits vertraut ist, aber Lust hat, es mal wieder zu zocken, wird sich an der sehr schön neugezeichneten Optik erfreuen können, kann aber auch mit dem Retrolook Vorlieb nehmen. Eines sollte aber allen klar sein: Langrisser I & II spielt man nicht wegen der großen Momente im Verlauf der Story, oder weil die Charaktere so einprägsam wären, sondern weil die Taktiererei so'n Spaß macht! Da ist dann auch nicht weiter problematisch, dass man nur auf Englisch oder Japanisch spielen kann...