Mit dem KORG M1 wurde 1988 ein Kassenschlager unter den Synthesizern veröffentlicht. Das M1 ermöglichte den Benutzern als "Music Workstation", Musik ohne zusätzliche Instrumente zu kreieren. Der Preis betrug damals übrigens 248000 Yen, was nach heutigem Umrechnungskurs etwa 1800€ entspricht. Wie kein anderes Gerät zu dieser Zeit, war das Korg M1 in der Lage, realistische Instrumentalsounds zu produzieren. Das KORG M1 etablierte sich sowohl unter Einsteigern als auch unter alten Hasen der Musikbranche.
Nun hält eine Software-Version dieses Tools Einzug im 3DS eShop. Kritisch darf hinterfragt werden, ob es sich bei der portablem Umsetzung um mehr als nur eine Technikspielerei handelt. Was kann KORG M01D leisten und ist die Software eine Alternative für die neue Generation aus der Riege von Bach, Mozart und Brahms?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, gab es aufgrund meines doch recht kleinen Wissensfundus bezüglich digitaler Musikerstellung nur einen Weg! Probieren, werkeln, resignieren und wieder neues probieren. Obwohl die Software aufgrund des reduziert funktionellen Designs und der ausschließlich Englischen Bildschirmtexte sowie mangels Einführungssequenzen alles andere als einsteigerfreundlich ist, konnte ich doch auf diese Weise erste Erfolge erzielen. Schnell war das Potential dieser Arbeitsweise jedoch ausgeschöpft und mein erster Song drohte der Monotonie zum Opfer zu werden. Ich beschloss, einen Blick in die digitale Anleitung zu werfen. Diese ist leider ebenfalls ausnahmslos in englischer Sprache gehalten. Wer dieser jedoch mächtig ist, kann nicht allein für die Anwendung von KORG M01D seinen nutzen aus ihr ziehen. Ich habe mich bereits seit einiger Zeit immer wieder mit der Komposition eigener Songs beschäftigt. Früher oder später stolperte ich zwangsläufig über Begriffe wie Attack, Release, Swing oder Pan. Die digitale Anleitung gibt ausführlich Aufschluss über diese und viele weitere Begriffe und bringt diese in nachvollziehbaren Zusammenhang. Nützliche Grafiken erläutern die Herangehensweise bei der Erstellung neuer Songs. Kurz gesagt: Wer mit KORG M01D einfach drauf los komponiert, wird an einem gewissen Punkt das eigene Potential ausgeschöpft haben. Unter gewissenhaftem Einbeziehen der digitalen Anleitung werden aber aus Einsteigern schnell erfahrene Tondichter.
Ab diesem Punkt bietet der Download-Titel alles, was das musikalische Herz begehrt. Das beginnt schon bei dem Umfang aus Sound. 342 Soundtypen an der Zahl, geordnet in drei Sound-Banken. Inkludiert sind somit die original Sounds des M1, die Sound-Bank 01/W und eine Extra-Sound-Bank. Jeder Ton lässt sich einzeln, zum Beispiel bezüglich seiner relativen Lautstärke oder Ausklangzeit sowie im abschließenden Mix verändern. Somit besteht die Möglichkeit, jeden Song ganz nach den individuellen Wünschen erklingen zu lassen. Es ist leider nicht möglich, eigene Sounds aufzunehmen, geschweige denn, Gesang hinzuzufügen.
Nach dem Studium der Bedienungsanleitung wird auch der strukturierte Aufbau deutlich. KORG M01D arbeitete mit einem 8-Track Step Sequenzer. Das bedeutet, es können bis zu acht Instrumente gleichzeitig auf einem Zeitstrahl erklingen. Die Instrumente sind die Tracks. Der Zeitstrahl ist dabei in Sequenzen unterteilt. Eine Sequenz hat immer eine bestimmte Anzahl an Taktschlägen, denen ihr verschiedene instrumentale Töne zuordnen könnt. Zu Beginn ist es sicher sinnvoll, mit 16 Taktschlägen je Sequenz zu arbeiten, denn das entspricht den meisten Songs aus der aktuellen Pop-Kultur. Ein Lied kann bis zu 99 Sequenzen haben, was für einen Song mit vollwertigem Umfang mehr als ausreichend ist.
Kurz erwähnt seien an dieser Stelle die alternativen Oberflachen Keyboard und Kaos Pad, die vor allem für Profis eine Alternative bieten.
An der Benutzeroberfläche gibt es folglich beinahe nichts auszusetzen. Nach kurzer Eingewöhnung geht die logische Struktur in Fleisch und Blut über. Alles ist, wo es hingehört. Die mobile Plattform und ihr Touchscreen werden optimal genutzt, um einen direkten Zugriff zu ermöglichen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Ob aus nostalgischen Gründen die Entscheidung getroffen wurde, fünf Hauptfunktionen einer Bildschirmtaste zuzuordnen, damit man diese, wie es vielleicht bei der ursprünglichen Music Workstation üblich war, per Tastendruck durchwechseln kann, ist mir nicht bekannt. Ich bin mir indes aber sicher, dass es dem Arbeitsfluss zuträglich gewesen wäre, jeder Funktion einen Taster zu spendieren. Zumal der Platz in der entsprechenden Bildschirmzeile ausreichen gewesen wäre.
Abseits dieses Kritikpunktes wird auch die übrige Hardware des 3DS sinnvoll genutzt. So wird eine alternative Tastensteuerung angeboten, die die Abläufe beschleunigt. Songs lassen sich auf unterschiedliche Weise exportieren. Dazu kommen Street- und SpotPass zum Einsatz. Auf diese Weise finden Eure Kreationen den Weg zu Passanten oder über das Internet zu registrierten Freunden. Auch eine lokale Übertragungsmöglichkeit wird geboten. Zuguterletzt besteht sogar die Möglichkeit, euren Song zu weiteren Bearbeitung mit anderen Tool als komplexes "MIDI-File" zu exportieren. MIDI-Files sind Industrie-Standard und aus diesem Grund mit einer Vielzahl von Tools kompatibel. Eine Möglichkeit, die besonders für Profis von belang sein dürfte. Ein Export als Mp3 ist dagegen leider nicht möglich.
FazitOhne Frage ist KORG M01D ein umfangreiches Tool, mit dem sich komplexe Songs erstellen lassen. Einsteiger werden nicht an die Hand genommen, doch wer willens ist, sich mit der digitalen Anleitung auseinander zu setzen, wird sich schnell einfinden und nimmt sicher auch den ein oder anderen Kniff für andere Tools mit. Profis finden sich sofort zurecht.
Weil sich keine Sounds selbst aufnehmen lassen, ist das Spektrum sicherlich begrenzt. Der Export als MIDI ermöglicht es daher echten Profis, ihre Arrangements an anderer Software fortzusetzen.
Man kann also feststellen, dass KORG M01D für Profis und Fortgeschrittene gleichermaßen nützlich ist. Gerade unter dem Aspekt betrachtet, dass es sich um einen Handheld-Software handelt, werden die meisten Erwartungen vermutlich übertroffen.