STRICHEEine böse Macht hat alle Farbe gestohlen, und Kirby muss mal wieder ran, um die Sache hinzubiegen. Wir helfen ihm dabei! Allerdings eher passiv, sozusagen, denn Kirby kann nicht selbst gesteuert werden. Er kann auch nicht von allein springen, hüfen oder so... Er kugelt einfach nur am Boden entlang. Das einzige "echte" Kommando, um Kirby direkt zu kontrollieren, ist, ihn anzutippen, denn dann beschleunigt der rosafarbene Held...
Bis wir einen Regenbogen-Strich auf dem Touchscreen einzeichnen! Plötzlich rollt Kirby entlang unseres Strichs. Aber mehr noch, je mehr Schwung wir in den Strich legen, desto schneller eilt Kirby an diesem entlang. Selbst die Richtung unseres Strichs beeinflusst Kirby, denn sie gibt seine Richtung vor: Nach oben, unten, links, rechts, Kreise, Loopings... Alles das ahmt Kirby nach. Auch Stop-Kommandos sind möglich, denn wenn wir mit dem Strich einen kleinen Balken zeichnen, der Kirby den Weg versperrt, plumpst er dagegen und bleibt, je nach Schwung, stehen oder kugelt in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Leider nur verblassen unsere Striche nach wenigen Augenblicken und wir können auch nicht unendlich viele oder unendlich lange Striche ziehen, denn die Farbleiste, welche sich ganz links oben im Bild befindet, verbraucht sich mit jedem Zentimeter, den wir einzeichnen - und sie füllt sich nur verhältnismäßig langsam wieder auf. Sollte uns also die Farbe einmal ausgehen, fällt Kirby zu Boden und er muss warten, bis wir wieder loslegen können, damit es weiter geht.
Nun zeichnen wir also Strich um Strich um Strich, und lotsen so dem guten Kirby seinen Weg durch die Level. Allerdings ist das Erreichen des Ziels zwar die primäre, aber bei Weitem nicht die einzige Aufgabe. Denn in jedem Level sind viele Dinge versteckt. Am häufigsten können Sterne gefunden werden, jeweils 100 davon bescheren eine Extraleben. Schon seltener sind die Schatztruhen, was die tun spoilere ich nicht, und mal gibt es außerdem Extraleben.
ROUTENAll diese Dinge können praktisch überall und oft an den unmöglichsten Stellen gefunden sein, sodass wir am besten flink zeichnen und um die Ecke denken, damit Kirby eine schnelle und oft auch sichere Route bekommt, denn natürlich sind in den Leveln auch diverse Gegner, Stacheln, herabfallende Steinblöcke und dergleichen mehr. Und sie kosten ihm einen seinen vier Energiepunkte - aber, je nach schwere des Treffers, auch schon mal alle vier.
Sollte es wirklich einmal so weit kommen, dass Kirby also ein Leben verliert, beginnt er am letzten Level-Rücksetzpunkt, sofern er noch genug Leben in Reserve hat. Gelingt es, einen Level vollständig abzuschließen, wird in der Levelübersicht vermerkt, was der höchste Wert an gesammelten Sternen war, wieviele der versteckten Schatztruhen gefunden wurden, und auch, ob wir den dem Level zugehörigen Tagebucheintrag finden konnten. Denn direkt am Ziel ist immer ein kleines Item-Karussell, das verschiedene Dinge beinhaltet: Sterne, Extraleben und so weiter, aber eben auch den Tagebucheintrag. Wir müssen un sorgfältig den Moment abpassen, Kirby im richtigen Moment das Karusell berühren zu lassen, denn wenn es misslingt, müssten wir den gesamten Level erneut spielen, um wieder am Ziel und somit am Karussell anzukommen.
ROUTINEAllerdings müssen die Schatztruhen und Tagebucheinträge nicht zwingend gefunden werden, um Kirby und der Regenbogen-Pinsel durchspielen zu können; sie sind eher für 100%-Durchspieler/innen interessant. Andererseits ist es aber auch so, dass der allgemeine Schwierigkeitsgrad nicht allzu hoch ist. Neueinsteiger/innen in die Welt der Videospiele werden nicht sonderlich große Probleme haben, Kirby und der Regenbogen-Pinsel zu absolvieren. Dennoch ist es dann doch sehr knifflig, alle Schatztruhen und Tagebucheinträge zu erwischen - und natürlich kann man sich scheckig suchen, wenn man wirklich ALLE Sterne in jedem Level eingesammelt haben will. Somit ist allen gedient: Die Casual-Gamerschaft kann Kirby bis zum Ende bringen, und diejenigen, denen der Sinn nach einer Herausforderung steht, kümmern sich vornehmlich darum, alles, was sich einsammeln lässt, einzusammeln.
Das wäre sogar sehr zu empfehlen, dann sonst ist man ruckzuck mit Kirby und der Regenbogen-Pinsel fertig. Navigiert man Kirby einfach nur von Level-Start bis Level-Ende, von Level-Start bis Level-Ende, etc., ist man nach grob 4-6 Stunden durch und hat alles gesehen. Schon allein deshalb sollte man sich die Mühe machen, auch einige Zeit mit dem Erkunden aller Level-Winkel zu verbringen.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, dies besser zu tun. Kirby und der Regenbogen-Pinsel fühlt sich insgesamt etwas routiniert an. Man zeichnet sich und Kirby durch die Level, aktiviert ab und zu einen Schalter oder katapultiert den rose Knödel über eine Sprungfeder nach oben, aber alles in allem bleibt die motivationsbedingte Befriedigung auf der Strecke. Denn obwohl die Level natürlich immer wieder neu gestaltet sind und auch mit verschiedenen Settings aufwarten, ist stets das Gefühl vorhanden, dass man gern etwas Abwechslung hätte, weil die Level sich auf ihre Weise dann doch in gewisser Weise wiederholen: Die jeweils absolvierten Passagen prägen sich kaum ein.
EXTRAWÜRZEUm zumindest ein kleines bisschen Extrawürze beizumengen, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum Einen den amiibo-Support, denn wer als amiibo Kirby, König Dedede und/oder Meta Knight besitzt, kann Kirby einmal täglich mit einer dem amiibo zugehörigen Spezialkraft aufpowern. Keine dieser Kräfte ist allerdings notwendig, um Kirby und der Regenbogen-Pinsel 100%ig durchspielen zu können, sie sind lediglich mehr oder weniger nützliche Power-ups, die beispielsweise bei Bosskämpfen praktisch wären.
Zum Anderen gibt es den Multiplayer. Dabei ist es so, dass Spieler/in 1 stets ganz normal den Abenteuer am GamePad spielt, während bis zu drei weitere Spieler/innen je eine quergehaltene Wiimote oder einen Pro Controller zu jeder Zeit in der Gestalt von Waddle Dees ein- oder aussteigen können. Als Waddle Dee spielt man das typische Gameplay eines Jump 'n Runs, und man steuert seinen Waddle Dee auch direkt, sodass er laufen, springen und mit seinem Speer angreifen kann. So kann man Kirby dabei helfen, einen Level etwas leichter zu meistern, indem man beispielsweise Gegner aus dem Weg räumt. Weder etwas, das nötig wäre, um das Abenteuer zu schaffen, noch etwas, das nötig wäre, um ein spaßiges Multiplayer-Wochenende zu erleben.
Wer mit dem Abenteuer durch ist, kann sich überdies noch dem Herausforderungs-Modus stellen. Dieser besteht aus 40 Einzel-Leveln, die besondere Anforderungen stellen, welche immer bedingen, dass man die Situation schnell begreift und denn entsprechend schnell reagiert wird. So muss man etwa in einem eng gestrickten Zeitlimit alle Schatztruhen sammeln oder gewisse Schalter aktivieren. Hier geht es schon wesentlich fordernder zu Werke und selbst Profis werden ihren Spaß daran haben - nichts ist mehr von der Routine und dem unmotivierenden Schwierigkeitsgrad zu spüren. Nein, man wird gefordert und hat seine Freude dabei. Einzig, dass diese 40 gesonderten Herausforderungen nicht sofort zur Verfügung stehen, ist etwas schade, denn um alle 40 spielen zu können, muss man zuerst das Abenteuer beendet haben.
TECHNIKDie Grafik ist hervorragend und toll animiert. Überall ist es angenehm farbig, ständig passiert im Hindergrund irgendwas, dazu keinerlei Slowdowns oder was sonst so gäbe. Einfach tadellos. Leider nur ist es so, dass man keine Zeit hat, die Grafik richtig zu genießen, denn dazu ist man zu sehr damit beschäftigt, Kirby zu beobachten, damit ihm nichts geschieht und er möglichst keine Sterne und Schatztruhen verpasst. Hinzu kommt, dass zwar TV-Gerät und GamePad zu jeder Zeit dasselbe Bild zeigen, aber man durch den GamePad-Touchscreen-Zwang keine Zeit hat, auf den Fernseher zu richten, denn das wäre gefährlich. Sodass man die eigentlich phantastische Grafik, welche man ohnehin kaum beachten wirklich kann, auch noch auf dem kleinen GamePad-Screen betrachten muss. Schade.
Dafür aber nimmt man natürlich die Musiken wahr, und die sind wie bei jedem Kirby-Game voll von guter Laune und Ohrwürmern. Ferner sind sie hochwertig arrangiert und produziert - einfach wunderbar!
Die Steuerung ist ebenfalls ohne Tadel - jedenfalls von der rein technischen Seite. Die Eingaben über den Touchscreen werden problemlos erkannt und umgesetzt, egal, wie schnell hintereinander sie erfolgen oder wie verschnörkelt sie auch sein mögen. Leider nur ist es so, dass man das verhältnismäßig schwere GamePad nur mit einer Hand halten muss/darf/kann, weil man ja mit der anderen zeichnen muss. Und dann wird es schon etwas unbequem bis krampfig für die GamePad-haltende Hand. Die Alternative wäre, sich an einen Tisch zu setzen, und das GamePad liegt vor einem - aber das ist eigentlich auch nicht gerade super-bequem, denn aufrecht am Tisch sitzend ist es längst nicht so muckelig, wie auf der Couch lümmelnd.
FAZITKirby und der Regenbogen-Pinsel ist ein in vielen Belangen typisches Kirby-Spiel. Bunte Grafik, ohrwurmiger Soundtrack, leicht zu verstehendes Gameplay und ein niedriger Schwierigkeitsgrad, bei dem erst die zusätzlichen Aufgaben - hier also die Sterne, Schatztruhen und Tagebucheinträge; sowie die 40 Herausforderungen - auch für Erfahrene das gewisse Etwas einbringen.
Die einzige echte Schwäche ist für mich dabei das Gameplay, welches einerseits den Touchscreen voraussetzt, sodass man auf die schicke Grafik kaum achtet, und andererseits somit auch das GamePad erzwingt, was insgesamt die Haptik nicht allzu bequem werden lässt.