Kingdom Hearts? Vermischung von Final Fantasy und Disney? Funktioniert sowas überhaupt? Ich hatte zwar schon etliche Male von den Spielen gehört, gespielt hatte ich sie selbst jedoch nie. Doch nun war es so weit, Kingdom Hearts 358/2 Days wartete schon auf mich. Und zugegeben war ich sehr gespannt, ob mir 358/2 Days trotz meiner Unkenntnis über vergangene Teile der Serie gefallen wird.
Für alle, die mein Schicksal teilen und noch nie zuvor mit der Kingdom Hearts Reihe in Kontakt getreten sind, folgt hier eine kurze Zusammenfassung, worum es eigentlich geht. Das ganze Spiel dreht sich um eine Organisation, Organisation XIII um genauer zu sein, welche versucht Kingdom Hearts aufzufüllen. Wie tut sie das? Ganz einfach erklärt: Sie sammelt Herzen von Herzlosen. Und da kommt auch schon unser Hauptcharakter ins Spiel. Roxas heißt er und zählt zu den wenigen Personen, die das Schlüsselschwert benutzen können, mit dessen Hilfe man die Herzen der Herzlosen gewinnt.
Die Geschichte von Kingdom Hearts 358/2 Days dreht sich rund um ihn und erzählt davon, wie Roxas in die Organisation aufgenommen wurde und sich dabei fühlte. Schnell bekommt er von der Organisation Missionen zugeteilt, die er allein oder mit Hilfe von Organisationsmitgliedern bewältigen muss. In diesen Aufgaben geht es meist darum, bestimmte Personen oder Gegner zu finden (und zu eliminieren) oder neue Bereiche zu erkunden sowie spezielle Symbole zu sammeln. Dabei steuert man den Charakter frei durch den Level und kann wie man Lust hat vorbeikommenden Gegnern eins überziehen. Die geben dann, sofern es sich um Herzlose handelt, Herzen frei, aber auch viele Taler, mit denen Roxas später im Shop nützliche Gegenstände erlangen kann. Neben dem Schlüsselschwert als Waffe ist es ihm und anderem Mitgliedern ebenso möglich, Magieattacken einsetzen zu können, die je nach Gegnertyp mal mehr oder weniger erfolgreich sind als die normale Waffe.
Jede Mission, die Roxas durchlebt, symbolisiert einen ganzen Tag. Auch wenn manche Tage übersprungen werden, kann man durchaus sagen, dass es im ganzen Spiel mehr als 300 verschiedene Aufgaben zu lösen gilt. Allerdings müssen einige davon nicht zwingend gelöst werden, der Spieler entscheidet also selbst, ob er diese Missionen in Angriff nimmt oder nicht. Doch ist dies sehr empfehlenswert, denn neben neuen Items und Talern gewinnt Roxas auch an Erfahrung und kann somit in seinem Level aufsteigen, wodurch sich seine Werte, wie Stärke und Lebenspunkte, verbessern.
Nach fast jeder abgeschlossenen Mission folgt eine kleine Zwischensequenz, die den Spieler mehr und mehr in die Story von Kingdom Hearts 358/2 Days hineinführt und Roxas' Fragen Stück für Stück beantwortet. Warum ist er hier? Was ist Kingdom Hearts? Und was verspricht sich die Organisation von alledem? Als eingefleischter Kingdom Hearts Fan ist dies alles sicher einfach nachzuvollziehen, als Neuling versteht man jedoch auf die Schnelle nicht immer, worum es eigentlich geht.
Das Prinzip des Spiels gestaltet sich recht gleich: Zu Beginn eines Tages startet Roxas immer in einer Art Lobby der Organisation, wo er Informationen über seine Aufgaben erfährt und seinen Gegenstandsvorrat aufstocken kann. Vor einer Mission kann er sich in einem Inventar zurechtlegen, welche Items er mit auf die Mission mitnehmen möchte, denn dafür hat er nur eine begrenzte Tragbarkeit. Von heilenden Items bis hin zu Statusverbesserungen, Kampfvorteilen und Magie ist das Feld der einsetzbaren Gegenstände breit gefächert. Sollte man trotzdem einmal keine Items mehr parat haben, kann man immer noch im Shop der Lobby zuschlagen und sein Inventar bestücken.
Im Inventar selbst hat man außerdem die Möglichkeit, vergangene Missionen noch einmal zu spielen, sich Tutorien zum Spiel anzusehen, Berichte über vergangene Erlebnisse oder Gegner nachzulesen, Spieleinstellungen ändern zu können und zuguterletzt zu speichern. Gespeichert werden kann dementsprechend nur zwischen den Missionen, in der Mission selbst gibt es dann Inventar nicht, sondern lediglich eine Auswahl, ob man die Mission weiterspielen oder abbrechen möchte.
Für jede Mission gibt es allerdings kein komplett neues Level. Viele davon müssen im selben Gebiet absolviert werden, in dem Teilbereiche desöfteren nicht passierbar sind, weil sie nicht ins Aufgabenfeld der Mission fallen. Die Schauplätze selbst sind meist Orte von Disney, die vielen Spielern auch sehr bekannt vorkommen werden. Wie in den vergangenen Spielen treten auch in 358/2 Days wieder zahlreiche Disney-Charaktere auf, die alle eine ganz spezielle Funktion für den Spielverlauf haben.
Erstmals in der Kingdom Hearts Reihe besteht die Möglichkeit, mit bis zu vier Mitspielern die Schauplätze zu verwüsten. Dies geschieht allerdings unabhängig von der Story des Einzelspielermodus, jedoch werden alle Missionen, sogenannte "Holo-Missionen", die man im Einzelspielermodus absolviert hat, in die Liste der spielbaren Missionen des Multiplayers hinzugefügt. Die vier Spieler können hier alle Mitglieder der Organisation XIII auswählen und so gemeinsam erspielte Missionen lösen.
Grafisch glänzen vor allem die Zwischensequenzen, aber auch die Optik der Schauplätze, die Roxas und seine Teamkollegen während ihren Missionen bereisen. Auch die Effekte der Attacken wurden gut dargestellt. Technisch kann sich das Spiel ebenso sehen lassen. Teils nervt zwar ein wenig die Kameraeinstellung, doch das ist eher ein minderes Problem. Wer die alten Teile kennt, wird auch einiges vom Sound aus vergangenen Spielen wieder erkennen.
Leider geht die Story nur sehr schleppend voran und viele Missionen wirken überflüssig, da man nur Gegner besiegen muss, die die Geschichte jedoch nicht weiter voranbringen. Das Spiel ist so zwar recht umfangreich, doch ohne die stockenden Missionen käme ein wesentlich besserer Spielfluss zustande. Vor allem Als Neueinsteiger ist es sowieso schwer genug, bei der Story mitzuhalten. Vor dem Kauf dieses Spiels sollte man sich also lieber über die vergangenen Teile schlau lesen oder - besser noch - sie einmal gespielt haben.
Trotzdem ist Kingdom Hearts 358/2 Days, auch wenn man noch keinen Vorgänger gespielt hat, kein schlechtes Spiel. Denn die Missionen, die wirklich zur Handlung beitragen, sind interessant, die Möglichkeiten vielseitig und auch die Optik und Technik sehr gut gelungen. Als absolute Neuerung einen Multiplayer-Modus ins Spiel einzubauen, war ebenfalls eine gute Idee, da man auch dort seine Charaktere leveln und zusammen Missionen antreten kann. Schade nur, dass es die gleichen wie im Singleplayer sind und man sie erst schon einmal durchgespielt haben muss, um sie auswählen zu können.
Für Fans der Serie ist Kingdom Hearts trotz einiger Mängel zu empfehlen, aber auch unerfahrene Spieler können ihren Spaß mit diesem Spiel haben.