Es gibt nichts tolleres, als Pirat zu sein. Deshalb unterstehen wir Käpt'n Säbelzahns Kommando. Der will, was alle Piraten wollen: Einen Schatz bergen. In Säbelzahns Auftrag begeben wird uns auf die Suche nach einem ganz besonderen Reichtum: Einem magischen Diamanten, der Wünsche erfüllen kann.
Doch zuerst wählen wir aus, ob wir als Schiffsjunge Pinky oder als Schiffsmädchen Sunniva spielen möchten. Spielerisch macht das keinerlei Unterschied. Beide sind gleich groß, gleich schnell und so weiter, und auch die Geschichte des Abenteuers verläuft bei beiden exakt gleich. Und so entpuppt sich Käpt'n Säbelzahn und der magische Diamant schon nach wenigen Minuten als ist typisches Metroidvania. Zuerst haben wir lediglich ein Schwert, mit dem wir Gegner angreifen können. Und springen können wir selbstverständlich auch.
Als erste Bereiche sichtbar werden, in die wir einfach nicht vordringen können, wird klar, dass uns gewisse Fähigkeiten wohl vorerst noch fehlen. Wir lernen allerdings mit der Zeit den Wandsprung, können mit einer Zwille Steine schleudern, unter Wasser tauchen und so weiter. Und mit jeder neuen Fähigkeit dürfen wir in immer mehr Areale vordringen, Schalter umlegen, Tore öffnen, Felsquader beseitigen...
Auf unserem Weg durch die vielen Areale begegnen wir Fallen und Gegnern. Allerdings gibt es keinen bösen Antagonisten, der uns seine Untertanen auf den Hals hetzt, sondern wir durchqueren unter anderem Strände, Buchten, Wälder, Höhlen, Ruinen, Gewässer und stoßen auf das, was jeweils üblich für diese Umgebungen ist: Schildkröten, Pelikane, Wildschweine, Strauße, Feldermäuse, Piranhas und vieles mehr. Andererseits poltern riesige Felskugeln durch die Gegend, schießen Dornen aus Wändern hervor, wabern glühende Feuerbälle umher... Nicht zu vergessen, sich bewegende Plattformen oder Logik- und Reaktionsrätsel. Bosskämpfe gibt es keine.
Stets gefragt sind Geschick, für die Sprung- , Kletter- und Tauchpassagen, und Köpfchen, für die Rätseleinlagen. Sicher, ab und zu ist auch mal ein Strauß schneller als wir und kostet uns unseren letzten Rest Lebensenergie, doch wir starten immer am letzten Savepoint, den wir zuletzt passierten, und von denen es nicht wenige gibt, sodass bei einem Ableben allerhöchstens die letzten 5-10 Minuten wiederholt werden müssen.
Während anfangs alles easy-peasy ist, steigt der Schwierigkeitsgrad mit der Zeit mehr und mehr an. Die Spungpassagen verlangen mehr Genauigkeit und verzeihen immer weniger Fehler. Dennoch gibt es in puncto Schwierigkeit manchmal Stellen, die grobe Ausreißer sind. Wie eine Geschicklichkeitsaufgabe, für die 90 Sekunden Zeit gegeben wird. Und diese 90 Sekunden reichen so gerade eben mit Müh' und Not hin. Da helfen auch die vielen schon eingesammelten Upgrades für zum Beispiel mehr Lebensenergie nicht. 10 Sekunden mehr Zeit hätten diese Angelegenheit immer noch herausfordernd, aber spürbar milder gemacht. Nichtsdestotrotz können (und müssen) weniger erfahrene Spieler/innen diese Situationen durch die Unterstüzung von gamingerprobten Freunden oder Familienmitgliedern meistern, wenn es nicht aus eigener Kraft geht. Denn wenn nicht, ist weiteres Voranschreiten nicht möglich.
Allgemein etwas unfair - und darum Geduld erfordernd - sind einige Unterwasserpassagen. Während an Land jeder besiegte Gegner immer mindestens ein Herz zur Lebensenergieauffrischung hinterlässt, funktioniert das im kühlen Nass nicht. Nirgends finden sich Herzen. Und Gegner, hier unter anderem Fische, Muscheln oder Aale, lassen sich nicht angreifen, haben aber gleichwohl kein Problem, uns durchaus flott hinterherzuschwimmen und oft zu erwischen, also bei uns Schaden zu verursachen. Da es unter Wasser aber andererseits etwas labyrinthiger zugeht und es hier auch nirgendwo Savepoints gibt, wird es manchmal sehr, sehr kritisch, nicht mitten in einem Abschnitt virtuell das Zeitliche zu segnen. In diesem Fall hilft dann alles nichts und der gesamte Weg vom letzten Savepoint zum Ort des Ablebens muss erneut zurückgelegt werden.
Bei dem gebotenen Umfang, der reichlich ist, sind solche Momente allerdings, so ärgerlich sie auch sein können, einigermaßen akzeptabel, da das Abenteuer optisch und spielerisch sehr abwechslungsreich ist und es immer wieder befriedigt, wenn man ein Rätsel gelöst, sich ein neuer Bereich der Welt eröffnet oder eine neue Fähigkeit erlernt wird. Sodass Backtracking, genretypisch, ein ständiger Begleiter unseres Abenteuers ist. Andererseits gibt es mehrere Schnellreisepunkte, welche die Reise vereinfachen und verkürzen, sofern sie von uns entdeckt und aktiviert wurden. Demgegenüber stehen allerdings etwa 20sekündige Ladezeiten, jedes Mal, wenn das Spiel startet und bei fast jedem Mal, wenn wir von Areal A zu Areal B wechseln. Da das allerdings nicht so wahnsinnig oft der Fall ist, sind sie tolerabel.
Technisch hat Käpt'n Säbelzahn und der magische Diamant einiges zu bieten. Nicht nur, dass es generell wunderhübsch anzusehen ist, auch, wenn man auf Details achtet, gibt es viele Dinge, die man "einem Spiel für Kinder" nicht unbedingt zugetraut hätte. Im Besonderen Schatten von Objekten, wie etwa die großen Blätter von Palmen, wirken physikalisch korrekt, wenn sie auf zum Beispiel auf dem 3D-haften Felsmassiv im Hintergrund gebrochen und reflektiert werden. Auch für die Ohren wird einiges geboten, die Musiken sind nicht aufdringlich, sondern unterstützen immer den Flair der aktuellen Umgebung, egal ob spukig, mysteriös, fröhlich, hektisch...
Zudem gibt es eine vorgerenderte Introfilmsequenz, welche in die Geschichte des Abenteuers einführt, und eine kleine Filmsequenz, die jedes Mal, wenn Ladezeiten anstehen, abgespielt wird, und das Piratenschiff des Käpt'n Säbelzahn zeigt, wie es in verschiedenen Kameraeinstellungen über das Meer kreuzt. Die Präsentation ist also tadellos und auch für Erwachsene oder gestandene Gamer/innen ansprechend. Die Sprachausgabe - in unter anderem Englisch und Deutsch -, auf Wunsch mit oder ohne Untertiteln einstellbar, rundet das Gesamtbild ab und sorgt im Laufe des Abenteuers für zusätzliche Immersion. Auch, wenn sich diverse Kommentare mit forschreitender Spielzeit natürlich wiederholen... ...und zur Not schaltet man die Sprachausgabe in den Optionen einfach stumm.
Die Steuerung ist simpel, schnell verinnerlicht und im Großen und Ganzen gelungen. Nur hin und wieder gibt es etwas kniffliges Plattforming, weil kein Raum für Fehlertoleranz vorhanden ist. Sprung, ja, die Kante gerade noch erwischt, aber trotzdem rutscht die Spielfigur ab und fällt. Mit dem linken Analogstick wird sich bewegt, mit B gesprungen, mit A angegriffen, mit X die Zwille verwendet. Auf dem Steuerkreuz liegen das Inventar, die Gebietskarten und dergleichen. Die Schultertasten werden nicht genutzt und eine Option zum Remappen der Buttonbelegung ist leider nicht vorhanden. Gespielt werden kann mit zwei Joy-Cons oder einem Pro Controller - ein quergehaltener Joy-Con funktioniert nicht.
Beim Betreten eines Savepoints gibt einen winzigkurzen, aber spübaren Framedrop, wahrscheinlich, weil in diesem Moment gespeichert wird, und in zwei, drei Gebieten gibt es kurzzeitige Grafikflirrereien beim Bildaufau, wenn gerade ein Bereich betreten wird. Nichts, was ernsthaft stören würde, denn es passiert äußerst selten und dauert ja auch immer nur wenige Augenblicke.
Ein einziges Mal ist mir das Spiel auch gewissermaßen eingefroren (ich spielte mit der Version 1.0.0). Ich verließ einen Bereich und betrat einen anderen, als das Bild in diesem Moment schwarz wurde und schwarz blieb, es gab keinerlei Hinweis darauf, was gerade los sei, die Musik lief normal weiter und egal, was ich auf meinem Controller auch anstellte, es passierte überhaupt nichts. Da half nur noch, die HOME-Taste zu drücken und das Spiel neuzustarten. Glücklicherweise gibt es so viele Savepoints, sodass ich nicht allzu viel Spielzeit erneut absolvieren musste. Ein Patch sollte diesem kleinen Schluckauf aber trotzdem hoffentlich bald den Garaus machen.
FAZITTäuscht Euch nicht! Die Präsentation ist kindgerecht, der Plot ist es auch, aber Käpt'n Säbelzahn und der magische Diamant ist ein waschechtes Metroidvania. Mit allem, was dazu gehört: Ein große Spielwelt, mehrere lernbare Fähigkeiten, viele Power-ups und sammelbare Gegenstände, Backtracking, Rätseleinlagen, Geschicklichkeitspassagen. Einige Makel sind zwar hier und da vorhanden, treten aber deutlich in den Hintergrund, weil das Gesamtspielerlebnis schlicht zu rund und spaßig ist. Meine klare Empfehlung an alle Fans von Metroidvanias und jene, die an einer bunten, abwechslungsreichen Spielwelt interessiert sind.