Die Marke Hot Wheels ist natürlich ein Begriff im Mainstream. Praktisch alle kennen die Spielzeug-Miniaturfahrzeuge. Dass es sich darum bei Hot Wheels Unleashed um einen Racer handelt, wird wohl niemanden überraschen.
Wer allein spielen will, kann sich im, Kampagnen-Modus verdingen. Hier wird ein Rennen nachdem anderen abverlangt, bei welchen es mal beispielsweise Time-Trial-Events oder "Lande unter den Top 3" geht. Jeder Renn-Aufgabe sind weitere Ziele zugeteilt. Wie beim Time Trial. Man kann die mindesterforderliche Zeit schaffen, oder die genannte Optimal-Zeit reinholen, um eine zusätzliche Belohnung zu kassieren. Belohnungen sind dabei das Stichwort. Denn im Grunde geht es eigentlich immer darum, weitere Fahrzeuge freizuschalten, oder zumindest die bereits freigespielten Fahrzeuge zu upgraden, also deren Werte (Geschwindigkeit, Beschleunigung usw.) zu verbessern. Es kann hierbei aber auch vorkommen, dass man ein bereits freigespieltes Fahrzeug nochmal erhält, weil dem Freischaltprozess eine Überraschungskiste vorgeschaltet ist, die man öffnen muss. Wieso man statt Quasi-Loot-Boxen zu öffnen, sich nicht einfach das gewünschte Fahrzeug direkt kaufen kann... ...schade.
Der Schwierigkeitsgrad ist auf vier CPU-Stufen einstellbar, wobei hierbei jedoch die Time Trials ausgenommen sind, weil diese keine CPU-Konttrahenden auf dem Kurs haben, man also allein gegen die Zeit fährt. Mit den CPUs bei den normalen Wettrennen ist die "Leicht"-Stufe ein Witz. Wer auch nur ein wenig Rennspiel-Erfahrung hat, wird immer auf dem ersten Platz mit viel Vorsprung und somit gefühlt einsam herumkurven. Schon auf der "Mittel"-Stufe, der zweiten der vier, aber geht's zur Sache und es muss am laufenden Band gedriftet und geboostet werden, um überhaupt noch halbwegs mithalten zu können. Bereits ab hier kann es echt frustig werden. Je nachdem, auf welcher Stufe man also antritt und gut man mit dem Controller umgehen kann, verbringt man hier um die 5-7 Stunden, wenn man es direkt auf einen Sitz durchzuspielen vermag, oder eben entsprechend mehr, wenn man immer wieder versagt und neustarten muss.
Die Rennen selbst sind, für sich genommen, gut gemacht. Die Steuerung gibt keinen Anlass zur Kritik, kann sogar nach Belieben umkonfiguriert werden, muss sich aber erstmal erschlossen werden, weil das Drifting nicht vom Fleck weg sanft von den Fingern gleiten will. Und driften muss man. Nicht nur, um Zeit zu sparen, sondern vor allem, um überhaupt boosten (Turbos zünden) zu können. Die mitgelieferten Strecken sehen toll aus und stehen unter anderem in Skateboard-Parks, Garagen, Kellern und so weiter. Nur bekommt man davon nicht so viel mit, weil das Drumherum mit der Echt-Welt sich stark im Hintergrund abspielt, man also schon konkret darauf achten, weil im Vorgrund die immer gleichen Bauelemente in blau und orange sind. Nicht, dass daran per se etwas auszusetzen wäre, nur wirken die meisten Strecken deshalb wenig variabel, obschon sie sich im Verlauf natürlich deutlich unterscheiden.
All das täuscht trotzdem nicht darüber hinweg, dass man nach jedem Rennen dieses Gefühl von "Guter Ansatz, aber irgendwas fehlt da" hat. Für mich war das tatsächlicher Spaß: Hot Wheels Unleashed ist in seiner Präsentation durchaus ansprechend und, wie erwähnt, die Steuerung ist klasse. Auch das Konzept, dass Turbos durch gekonntes Driften aufgeladen werden, ist mal was anderes. Doch die Strecken sehen sich letztlich zu ähnlich, und entweder sind die CPUs lachhaft leicht oder zu schwer und hektisch zu besiegen.
Denn jedes Rennen ist ab der mittleren Stufe schon gelaufen, wenn man irgendwo hängen bleibt oder von der Strecke purzelt. Danach wieder auf wenigstens den vierten oder gar dritten Platz zu gelangen, passiert fast nie. So rödelt man also entweder allein ganz vorne rum ("Leicht"), oder man pendelt sich mit viel Mühe irgendwo im sehr drängeligen Mittelfeld ein ("Mittel"), sofern man nicht eh weit hinten abgeschlagen ist ("Harte"). Von der Stufe "Extrem" ganz zu schweigen... Somit wird das Gameplay ab der "Mittel"-Schwierigkeit recht technisch (immerzu viel driften und viel boosten) und ist fast nicht mehr fehlertolerant - und beides steigert sich entsprechend, je schwerer man die CPU einstellt.
Natürlich kann aber auch offline und online gegen andere Menschen antreten Hier sieht das alles schon ganz anders aus, wenn man in einer, skill-technisch gesehen, homogenen Gruppe spielt. Kann das man vor Ort im Freundeskreis gut einschätzen, geht das online nicht. Wer in einer Lobby landet, in der immer dieselben wenigen Leute die Spitzenplätze einnehmen, weil sie eben einfach sehr gut sind, wird rasch gefrustet sein. Gleiches gilt für eher schwache Lobbies, in der man selbst zu den besseren zählt, weil man so entweder immer auf Platz 1 landet, oder man sich höchstens mit oder einem oder zwei anderen um die Pole Position kabbelt.
Abgesehen von den Kampagnen, dem separaten Time Trial und dem Mehrspieler-Modus, gibt es noch den "Quick Play"-Modus, der nicht viele Einstellungen vorsieht, sondern eben auf "schnelles Spielen" ausgerichtet ist. Darum bleibt zu hoffen, dass hier bald Updates folgen, die besonders im Online-Bereich nachlegen - vor allem beim Zusammenstellen der Leute, die in eine Lobby zusammengefasst werden. Denn man kann eine Lobby nicht aussuchen, man wird einfach in eine der bestehenden aufgenommen. Wem es dort nicht gefällt, kann sie allerdings immerhin jederzeit verlassen und sich dann in eine andere zufällig gewählte Lobby verlegen lasst.
Zudem dauert es online nach jedem Rennen zwei bis zweieinhalb Minuten, bis nach dem Überqueren der Zielliene beim nächsten Rennen der 3-2-1-Countdown zählt: Warten, bis auch der Rest im Ziel ist, Ergebnistäfelchen zeigen, warten, bis alle ihre Wunschstrecke wählten, diese Strecke jetzt ins RAM laden, alle Teilnehmer/innen synchen und was so dazu gehört. Es summiert sich ganz schön. Bei einer Session von sagen wir einmal 60 Minuten, kann man sich ausrechnen, wieviel Zeit man allein mit Rumsitzen und Abwarten verbringt, wenn jedes Rennen im Schnitt auch nur etwa zwei Minuten dauert.
Wer darüber hinaus nicht nur auf diese oder jene Weise Rennen fahren möchte, kann kreativ werden. Einerseits beim völlig freien Lackieren und Verzieren der freigespielten Fahrzeuge, andererseits im Track Editor, mit welchem man seine eigenen Strecken erstellen und sogar mit dem Rest der Welt teilen kann. Sie werden sogar, sofern geteilt, für andere zur Auswahl angeboten, wenn sie online spielen. Denn vor jedem Onlinerennen werden per Zufall fünf Strecken zur Auswahl angeboten, von denen zwei mit dem Trackeditor erstellt wurden. Gespielt wird dann natürlich die Strecke mit den meisten Votes.
Der Track Editor ist ein mächtiges Werkzeug, der viele Möglichkeiten bietet, eine Strecke selbst zu gestalten. Von Geraden, Kurven in beinahe jedem Radius, über Loopings bis hin zu Hindernissen wird jede Menge geboten. Es gibt also jede Menge Potenzial. Der einzige Haken ist die Sperrigkeit des Editors. Er erklärt sich nicht gerade von selbst und das Navigieren durch die Menüstruktur, um ein gewünschtes Bauteil auszuwählen, beziehungsweise eines zu platzieren oder eine Platzierung rückgängig zu machen, nun, das ist nicht gerade intuitiv und eben, ja, sperrig. Immer wieder tat ich versehentlich etwas, das ich nicht wollte und das ich dann erst einmal wieder ungeschehen machen musste. Es brauchte eine ganze Weile, bis ich, wenn auch weiterhin sperrig, aber zumindest sicher mit der Navigation zurecht kam.
FAZITHot Wheels Unleashed bietet reichlich Inhalt. Viele Fahrzeuge und Strecken, plus die Möglichkeit, sich unendlich aus dem Schaffen anderer Spieler/innen bedienen zu können, sofern diese ihren selbsterstellen Content teilen. Und DLC-Pakete wird es ganz bestimmt auch nicht zu knapp geben. Der erste DLC mit unter anderem Street-Fighter-Lizenz ist sogar bereits verfügbar. Leider wirken viele Strecken letztlich, als stünden sie in derselben Umgebung, weil die meisten Umgebungen sich während der Rennen zu sehr ähneln. Dafür bleiben alle Rennen jederzeit flüssig - keine Ruckler oder spürbaren Online-Lags.
Ich kann Hot Wheels Unleashed nur für beinharte und fähige Racer-Fans empfehlen - wer eher auf funbasierte Ableger à la Mario Kart steht, oder nur hin und wieder auch mal etwas Need for Speed spielt, sollte hier passen. Zu schnell wird man von den CPUs abgeledert, oder online von den viel zu oft mitfahrenden richtig Guten. Da braucht es jede Menge Skill.