Cover: HerolandDie Arbeit in einem Vergnügungspark hat sicherlich etwas besonderes. Wenn dieser Park dann auch noch ein RPG simulieren soll und es meine neue Aufgabe als Tourleiter ist, eine Party durch diverse Dungeons zu führen, so klingt das selbige noch einmal um längen cooler.

Leider scheint meine Spielfigur seinem neuen Spitznamen "Lucky" nicht unbedingt gerecht zu werden. Er bekommt einen leeren Raum als Schlafplatz zugewiesen, zerbricht eine teure Vase, die er nun abarbeiten darf und sein erster Tourgast ist ein verzogener Königsspross. Dieser ist jüngst auf den achtzehnten Platz der Thronfolge gerutscht und nimmt den Park etwas zu ernst - und vor allem zu schnell in Angriff. um sich beweisen zu wollen.

Grob gesagt ist Heroland ein Comedy-Adventure: Popkultur-Referenzen, Vierte-Wand-Brüche, Videogame-Tropes oder Sozialkritik - hier laufen so viele Fäden zusammen, da musste ich gelegentlich mal laut auflachen. Da der Humor allerdings so im Vordergrund steht, bleibt Charakterentwicklung weitenteils auf der Strecke. Es wird zwar in den Nebenmissionen versucht, geht allerdings selten über das etablierte Comicrelief hinaus. Und nochmal zur Klarstellung - es ist wirklich viel englischer Text, der dort zu lesen abverlangt wird. Die piepsigen Voicesamples jeder Figur tragen dennoch gut zur Atmosphäre bei und auch der Soundtrack ist zu empfehlen. Die grobaufgelösten Pixelfiguren, welche allerdings dreidimensional agieren, schaffen zudem einen sehr einzigartigen Look.
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Die Insel ist mit diversen Sehenswürdigkeiten gespickt, die meist als Schauplatz für Gespräche und Nebenmissionen genutzt werden. Besonders hilfreich ist das Büro, in welchem von den anderen Angestellten die Taktik für das aktuelle Dungeon besprochen wird. Erfahrung als Tourmanager wird mit der nötigen Währung belohnt, um sich anschließend in den Läden mit Heilgegenständen, Monsterbeschwörungen und natürlich Waffen einzudecken. Das zahle ich alles aus eigener Tasche und stelle es meiner Gruppe kostenfrei zur Verfügung. Schließlich geht es im Großen und Ganzen um das Geschäft. Und zufriedene Kunden sind zahlende Kunden.
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ZWEISCHNEIDIGES KAMPFSYSTEM
Stellen einen viele moderne JRPGs im Kampf eher als Trainer an die Seitenlinie, ist das in Heroland wörtlich zu nehmen. Vier Gruppenmitglieder führt Lucky in den aktuellen Dungeon und kommt es zur Feindesbegegnung, agieren diese entsprechend ihrer Bewaffnung und der damit verbundenen Rolle selbstständig. Eingreifen darf ich ins Geschehen zwar auch - um etwa bestimmte Kommandos an einzelne Figuren oder die ganze Gruppe zu geben -, sollte dies allerdings mit Bedacht tun. Denn nach jedem weisen Ratschlag oder helfendem Item muss ich erst auf das Füllen meiner Assistance-Leiste warten, ehe ich dann erneut einschreiten darf. Doch die KI ist glücklicherweise nicht hilflos und weiß sich selbst im Kampf zu halten, dennoch muss das automatisch ablaufende Kampfsystem bestenfalls immer aufmerksam im Auge behalten werden, damit es zu keinem verfrühten Ableben kommt.
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Hier liegen mitunter ein paar Probleme begraben. Die geradlinigen Dungeons bestehen eigentlich nur aus Kämpfen und diese ziehen sich mitunter stark in die Länge. Zwar bietet Heroland jederzeit die Möglichkeit, die Spielgeschwindigkeit zu verdreifachen, dann aber ist das Behalten der Übersicht und besonders das Eingreifen an der benötigten Stelle nochmals erschwert. Ein noch größerer Kritikpunkt ist das erforderte Grinding. Selbst aufeinanderfolgende Quests sind oft mit einer großen Lücke im empfohlenen Level versehen und das zwingt quasi zum Annehmen von Nebenquests und dem Wiederholen bereits bewältigter Touren.
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Das VIP-System - also Charaktere die unbedingt in der Quest dabei sein müssen - unterstreicht diese Fleißarbeit ebenfalls gekonnt. Zwar bekommen am Ende einer Quest alle inaktiven Charaktere ebenfalls ein paar MonCoins, welche die Erfahrungspunkte darstellen, gutgeschrieben - dies reicht aber nicht ansatzweise aus, um alle auf einem entsprechend gleichen Level zu halten.
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FAZIT
Unter den spielinternen Angestellten von Heroland gibt es ein Motto: "Eine Freude für die Gäste, nicht für die Mitarbeiter" und genau das lässt sich auf das Spiel übertragen. Während das Zusehen und das Dabei-sein wirklich Spaß macht, ist das Gameplay kein Zuckerschlecken. So wunderbar einzigartig das Kampfsystem auch ist, es trägt besonders mit dem nötigen Grinding nicht die gesamte Spielzeit.
Simon Singleplayer: 71%

Verfasst von Simon am 11.02.2020,
bemustert durch Decibel-PR
für bis zu 1 Person/en
Release am 31.01.2020