Was geht euch durch den Kopf, wenn ich sage "Schnapp dir die Flasche"? Ein Trinkspiel? Weinprobe? Supermarkverkäufer in der Getränkeabteilung? Vielleicht doch so etwas wie Falschendrehen? Oh nein, Grab the Bottle ist ein Rätselspiel, bei dem ihr eine ausfahrende Hand steuert, die eine Flasche greifen muss.
Im HandumdrehenGanz so einfach wie es klingt, ist es aber nicht. Angefangen im Babyalter, bewegt sich eure Hand aus dem Babybettchen und möchte die Trinkflasche, gefüllt mit leckerer Milch, ergattern. Sobald ihr mit der A-Taste "Grab it" bestätigt habt, macht sich eure Hand, ähnlich wie in dem Handyklassiker "Snake", von alleine auf den Weg. Ihr müsst mit Links- und Rechtsbewegungen, nur noch die jeweilige Richtung bestimmen.
Während im Tutorial bloß die Flasche geschnappt werden muss, wird in den späteren Leveln mehr von euch verlangt. Das Baby möchte zuerst seinen Schnuller haben. Bevor dieser nicht eingesammelt werden, könnt ihr die Flasche nicht berühren. Aber der Trick ist, dass euer Arm nicht wieder verschwindet. So schlängelt und wendet ihr den Arm durch den kompletten Level und müsst aufpassen, nicht gegen euch selbst oder andere Gegenstände zu prallen. Das dürft ihr drei Mal tun, aber dann gibt es einen Eintrag auf den Todescounter.
Weitere Elemente sind Gegenstände zum Einsammeln - und natürlich Hindernisse. Diese beiden Dinge gehen Hand in Hand. Einige Hindernisse werden rot gekennzeichnet. Ihr müsst also einen Weg finden, diese zu zerstören, um die sammelbaren Gegenstände zu bekommen oder weitere Wege zu öffnen. Hierzu dienen die blau gekennzeichneten Gegenstände, wie beispielsweise ein Bauklotz.
Gegenstände nimmt man allerdings nicht nach vorne mit, sondern ihr müsst sie mit der A-Taste festhalten und eure Hand bewegt sich rückwärts. Das kann natürlich einerseits taktisch genutzt werden, um euer Armgewurschtel auf dem Bildschirm aufzulösen, aber andererseits um eure Treffsicherheit zu testen. Denn ihr müsst den Knopf im entscheidenden Moment lösen, um den Gegenstand auf das Hindernis fallen zu lassen und zu zerstören.
Ziemlich unhandlichEure Hand kann auch Türen öffnen, Objekte in Flammen setzen oder Hindernisse anstupsen. Relativ schnell wird klar, wie komplex das Spiel werden kann. Je älter ihr werdet, desto herausfordernder wird euer Leben. So muss beispielsweise ein Bier auf dem Dachboden gesucht werden. Bieröffner müssen eingesammelt werden, doch Spinnennetze und Dachluken machen euch das Leben schwer. Die späteren Level sind so groß, dass ihr mit dem linken Stick zu Beginn des Levels grob planen müsst, wo es als nächstes langgeht.
Oder in einem Jahrmarkt-Level müsst ihr zuerst eine Schere schnappen, Bänder durchschneiden und runde Bomben erwischen. Sobald ihr diese losrollen, sprengen sie Holsbretter weg. Diese müssen aber durch taktische Armführung gut platziert sein. Und falls ihr mal zu Level 20 kommt, werdet ihr Spaß haben, wenn es darum geht, dem Vogel, der eure Flasche klaut, hinterher zu jagen...
Hat Hand und kein FußLeider bietet das skurrile Konzept mit seinem interessantem Gameplay wenig Abwechslung und einen hohen Frustfaktor. Selbst wenn in einem Level die Kamera zum Planen genutzt werden kann, sind die Abläufe so komplex, dass es sowieso in einem Trial-and-Error endet. Es wird so lange probiert, bis die richtige Idee kommt bzw. es durch Zufall funktioniert. Abwechslung in Sachen Lösungswegen sind ebenso Fehlanzeige. Meisten gibt es nur einen einzigen richtigen Weg, oder hier und da vielleicht andere Abzweigungen.
Die Grafik ist hübsch, entstammt aus einer Comicfeder und erwacht zum Leben. Auch wenn man erstmal dasitzt und nicht weiß, wie man diesen Spandex-Arm eines Babies, das nach einer Flasche greift, nun finden soll. Irgendwie schräg, aber zugleich faszinierend. Der Hintergrund wird leicht gepunktet dargestellt, wodurch die Gegenstände gut von den restlichen Objekten unterscheidbar sind. Ein Stil, wie er auf dem Papier sehr alter Comics angewendet wurde.
Die Musik hingegen ist ebenso repetitiv wie das Gameplay und dudelt vor sich hin. Es gibt ein paar einfach Soundeffekte im Spiel, aber nichts wirklich nennenswertes.
Wiederspielwert sollen Bonusmissionen bieten, bei denen man in der ersten Mission zum Beispiel mehrere Würstchen einsammeln muss, die von Holzblöcken blockiert werden. Um diese freizuschaufeln, könnt ihr im Level eine Axt finden, die clever eingesetzt werden muss. Die spaltet zwar das Holz nicht, räumt es aber mit gekonntem "Fallen lassen" aus dem Weg.
FAZITAuch wenn die Aufmachung der Level und die eigentliche Idee des "Heißer Draht"-Prinzips mit Sammeleffekt auf den ersten Blick erfrischend erscheint, bietet Grab the Bottle leider zu wenig Abwechslung und zu viele Trial-and-Error-Situationen, um lange bei Stange zu halten. Doch für eine kleine Runde zwischendurch werde ich sicherlich regelmäßig wieder reinschauen.