Was für das Super Nintendo Titel sind, wie
Secret of Mana,
Final Fantasy III oder
Chrono Trigger, sind für den Game Boy Advance die beiden Spiele der Reihe Golden Sun. Sicher gab es für den GBA noch weitere RPGs, aber die Golden-Sun-Spiele stechen heraus.
Wer jetzt neugierig geworden sein sollte, diese RPGs für den GBA auszuprobieren, wo sie in einem Atemzug mit diesen SNES-Klassikern genannt wurden, sollte seiner Neugier unbedingt nachgeben. Und für die Virtual Console gibt es jetzt die Möglichkeit, zumindest schon einmal den ersten Teil nachzuholen.
Im Kern entspricht Golden Sun dem, was man von vielen SNES-RPGs kennt. Es beginnt ganz harmlos, wenige Augenblicke später kommt die Wendung, die erklärt, warum man nun plötzlich die Welt retten und in das Abenteuer seines Lebens stürzen muss. Nun macht man sich also auf und zieht durch die Lande, macht die ersten Begegnungen mit - immer zufällig auftauchenden - Gegnern, bekämpft und besiegt diese, lernt etwas über das Kampfsystem und weiter geht es. Es stoßen dann weitere Leute hinzu, sodass man bald bis zu viert unterwegs ist.
Man stößt hier und da auch auf Wege, die nicht passierbar und auf Rätsel, die nicht lösbar sind, jedenfalls noch nicht. Denn die Gruppe wächst mit ihren Aufgaben, lernt hinzu, rüstet sich immer besser aus und muss dann hin und wieder auch mal zu bereits besuchten Orten zurückkehren, um nun jetzt eben jene Wege und Rätsel hinter sich zu lassen.
Häufig ist auch Magie im Spiel, hier quasi symbolisiert durch Dschinns, die zahlreich auftreten. Die Dschinns werden einem Charakter zugewiesen, welche so dessen Fähigkeiten, aber auch dessen (Charakter-)Klasse beeinflussen. Ganz besonders interessant ist dabei, dass Dschinns kombiniert werden können, woraus sich ergibt, dass die Fähigkeiten und Klassen eines Charakters sehr variabel ausfallen können.
Die Dschinns sind dabei immer gebunden an eines der vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde und Wind; für jedes der vier Elemente gibt es jeweils sieben Dschinns. Das heißt, es ergeben sich vielerlei Alternativen, einen Charakter sich entwickeln zu lassen.
Im Grunde also, wie man sieht, gab es das alles schon einmal, wirklich Neues geschaffen wurde also nicht, soviel muss man zugeben, aber wer meint, Golden Sun wäre nur eine schnöde Kopie von schon vielfach Dagewesenem, irrt sich gewaltig. Denn Golden Sun ist unglaublich vielschichtig, bisweilen könnte man sogar sagen: komplex.
Es dauert mindestens 90 Minuten, bis man seit Beginn des Spiels das Gefühl hat, das - in Anführungszeichen! - Tutorial sei vorbei. Dabei wirkt es zu keiner Zeit wie eines, sondern man stellt häufig fest, dass man immer noch verschiedene neue Dinge und Charaktere kennenlernt, ohne die Story wirklich nennenswert vorangetrieben zu haben. Was sich zu Anfang also wie eine Art Bremsklotz anfühlt, weil man nun endlich einmal richtig loslegen möchte, entpuppt sich danach aber als äußerst gewinnbringend für die Atmosphäre des Spiels.
Denn gerade WEIL die Story so umfassend ist, bedeutet es einem deshalb umso mehr, das Abenteuer zu absolvieren, oder manchmal auch einfach nur kleine Quests erledigt zu haben; man fühlt sich verbunden. Dass man deshalb nach den ersten ca. 30-35 Stunden mit dem Titel durch ist, bedeutet nicht auch, dass, man nicht gern noch 10-15 weitere Stunden dranhängt, um auch wirklich jeden Winkel erspäht und jede noch so kleine Aufgabe erledigt zu haben. Golden Sun macht schlicht und ergreifend total Spaß.
Ernsthafte Kritik fällt mir beim besten Willen nicht ein. Die ersten anderthalb Stunden sind etwas zäh, und bisweilen sind einige Dialoge etwas lang, nur um dann und wann in simplen Fragen zu enden, die man nun mit Ja oder Nein beantworten soll. Wobei zu sagen ist, dass einige dieser Ja-oder-Nein-Fragen überflüssig sind. Nein zu sagen entspräche bisweilen, dass man zu Spielen aufhören wolle, also bliebe im Grunde eh nur das Ja. Kleinigkeiten, auf die man sicher hätte achten können, aber naja, das übersieht man gern bei einem solchen Spielspaßkaliber.
Das Look and Feel ist übrigens das, wo Golden Sun ganz besonders glänzt. Und bedenkt man, wie klasse das für sich schon ist, kann man sich ausmalen, wie gut Grafik und Sound sein müssen.
FAZITIch hätte hier episch breit erklären können, was man nicht in Golden Sun alles tun kann und viele Spaß es macht, aber, wie ich eingangs erwähnte, es erfindet das RPG-Genre nicht neu: Man läuft herum, levelt gelegentlich, bekämpft haufenweise Gegner, die zufällig auf der Landkarte aufploppen, reist von Stadt zu Stadt, erledigt nebenher Quests und bekommt jede Menge Text zu lassen... ...und am Ende bekämfpt man das ultimative Böse. Auf sowas muss man sich eben einlassen können.
Wer das aber tut, also wer mit RPGs etwas anfangen kann, wird sicher zugeben, dass Golden Sun locker neben diversen SNES-RPG-Klassikern bestehen kann und sich auch hinter aktuelleren RPG-Vertretern nicht zu verstecken braucht. Golden Sun ist ein hervorragender Vertreter der RPG-Gilde, der sich vor allem mit der SNES-Epoche am allerbesten vergleichen lässt. Nur, dass Golden Sun besser aussieht und klingt als so manche SNES-Ableger.
PS: Der Zwei-Spieler-Modus ist für die Virtual Console wieder einmal nicht abkömmlich, besteht aber eigentlich ohnehin nur aus einem gesonderten Bereich, abseits vom Abenteuer, in welchem man mit seiner Truppe gegen die Truppe anderer Spieler/innen kämpft - und das war's im Grunde.