MANIERNina Kalenkow hat es endlich auch auf die Wii U geschafft. Zuletzt konnten Nintendo-Spieler/innen sie auf DS und Wii bei ihrem Fall
Geheimakte 2: Puritas Cordis begleiten und jetzt kommt für die Wii U Ninas allererstes Abenteuer aus dem Jahre 2006: Geheimakte Tunguska! Leicht überarbeitet und für die Wii U angepasst, den Fall inhaltlich betreffend allerdings unverändert.
So helfen wir der guten Nina in bester Point-and-Click-Adventure-Manier dabei, ein großes Geheimnis aufzulösen. ...es beginnt damit, dass Nina ihren Vater nicht in seinen Arbeitsräumen vorfindet, und eben diese Arbeitsräume allerdings total verwüstet sind. Die Polizei will sich der Sache nicht annehmen und wimmelt Nina mit ein paar warmen Worten direkt ab. Da Nina sich erstmal nicht anders zu helfen weiss und von einem Beamten dann auch noch ziemlich schroff angestänkert wird, beginnt sie, sich erst einmal in der näheren Umgebung umzuschauen. Doch statt Antworten zu finden, kommen mehr und mehr Fragen auf, und auf einmal ist von mysteriösen Gestalten die Rede und Nina wird selbst Opfer eines tätlichen Angriffs aus dem Hinterhalt.
Um in all diesen Vorkommnissen eine Struktur zu erkennen, muss Nina mehrere Schauplätz aufsuchen, sich dort gut umgucken, Hinweisen nachgehen, Gegenstände aufnehmen und anwenden. Diese können beispielsweise Schlüssel sein, Klebstoff, eine Glasscherbe und so weiter und so fort. Es ist also wichtig, sich an jedem Schauplatz genau umzusehen, damit kein Gegenstand unentdeckt bleibt, denn irgendwo anders findet sich ganz sicher irgendeine Hürde, die mit diesem Gegenstand gemeistert werden kann; etwa eine Tür, für die ein bestimmmter Schlüssel benötigt wird.
DURCHAUS LOGISCHOft muss man aber auch mal um die Ecke denken, sodass es beileibe nicht immer so einfach ist, bloß Gegenstand X bei Objekt Y anzuwenden, damit es weitergeht. So ist unter anderem die Musik von Max, der seine Wohnung neben den Arbeitsräumen von Ninas Vater hat, sehr, sehr laut, aber Nina würde gern mit Max sprechen, denn er könnte ja vielleicht irgendwas bemerkt haben. Aber er reagiert nicht auf ihr Klingeln. Dann entdeckt Nina beim Erkunden der Umgebung einen Sicherungskasten im Hausflur... Das ist allerdings eines der einfacheren Rätsel in Geheimakte Tunguska, und es ist eines der allerersten; mit fortschreitender Spielzeit werden die Rätsel komplexer und auch immer weniger offensichtlich. Wie unter anderem ein Handy, das eine Katze auf einen Baum verschleppt hat, und das aber unbedingt untersucht werden muss.
Insgesamt muss bereits in diesem Punkt schon gesagt werden, dass Geheimakte Tunguska durchaus logisch zu lösende Aufgaben bereithält, doch muss man durchaus auch konzentriert bei der Sache sein und auch dazu bereit, hin und wieder einfach mal dieses oder jenes auszuprobieren, denn so sehr man sich beim Erkennen der Lösung dann gegen die Stirn patscht, so sehr sieht man bisweilen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Der Schwierigkeitsgrad von Geheimakte Tunguska ist demnach als fair zu bezeichnen, denn selbst, wenn es manchmal dauert, bis man eine Lösung erkennt, kann man niemals "Game Over" gehen: Nina kann nicht sterben oder in Sackgassen geraten, aus denen sie nicht mehr herauskäme. Es geht also immer irgendwie vorwärts, man muss nur dahinterkommen.
Andererseits aber bedeutet das auch, wie bei allen Point and Click Adventures, dass Geheimakte Tunguska strikt linear verläuft. Es gibt nie mehr als eine Lösung für ein Rätsel und bevor nicht Rätsel A gelöst ist, kann man nicht Rätsel B lösen. Das heißt, wenn man wirklich mal irgendwo erstmal nicht weiterkommt, muss halt nach Hinweisen oder Gegenständen suchen, die eventuell zur Lösung beitragen, denn es gibt nichts, was man stattdessen sonst solange tun könnte, um zumindest ein Erfolgslebnis am Rande zu haben.
Natürlich kann man alternativ aber auch im Internet nach einer Komnplettlösung suchen, die aus der Patsche hilft - ODER man benutzt die Komplettlösung, die in Geheimakte Tunguska für Wii U gleich integriert ist. Denn wenn es partout mal irgendwo nicht weitergeht, klickt man im Inventar auf das schlaue Büchlein und lässt sich die nächsten Schritte haarklein erklären "Schlüssel nehmen, auf Tür anwenden, mit Person X sprechen, dann zu Person Y gehen", oder sowas in der Art. Übrigens ist das integrierte Lösungsbuch zu jeder Zeit einsehbar, es muss weder erst irgendein Kriterium dafür erfüllt worden sein, noch entsteht für das Einsehen der Lösung irgendein Nachteil durch das Gameplay. Nur mit der Ausnahme, dass man sich selbst darum betrügt, ein bestimmtes Rätsel nicht aus eigener Kraft gelöst zu haben.
GAMEPLAYAllerdings geschieht bei Geheimakte Tunguska vieles darüber, dass man sich über das Lupe-Icon alle Aktions-Felder und Gegenstände auf dem aktuellen Areal anzeigen lässt, damit man nichts übersieht. Denn es gibt immer sehr viele Details im Bild, von denen aber der Großteil nichts weiter als ein Teil der Umgebung ist. Und um diese eben von den tatsächlich greifbaren Gegenständen unterscheiden zu können, ist das Lupe-Icon beinahe schon so etwas wie eine Grundvoraussetzung des Gameplays.
Gespielt wird Geheimakte Tunguska ausschließlich über den Touchscreen des GamePads; Pro Controller, Wiimotes und Co. werden allesamt nicht akzeptiert. Das ist sehr merkwürdig, denn es handelt sich bei Geheimakte Tunguska ja um ein Point-and-Click-Spiel; warum also nicht auch per Wiimote-Pointerfunktion auf dem TV-Gerät spielen können? Das empfände ich sogar also bequemer und intuitiver, als immer nur auf das GamePad starren und es mir auf Augenhöhe halten zu müssen, während eine Hand aber immer zum Touchen bereitgehalten werden muss. Hier sollten die lieben Leute von Deep Silver bitte nachpatchen, und auch die Wiimote-Pointerfunktion erlauben. Umso merkwürdiger ist es allerdings, wenn man bedenkt, dass Geheimakte Tunguska nun schon gut eine Dekade auf dem Buckel hat und ehedem auch auf der Wii erschien: Mit Wiimote-Pointer-Steuerung. Warum diese also wieder komplett entfernt wurde, frage ich mich wirklich! :)
TECHNIKGeheimakte Tunguska merkt man sein Alter von rund 10 Jahren nicht wirklich an, weil der Grafikstil für dieses Spiele-Genre von Grund auf eher schlicht ist. Trotzdem ist die Grafik hübsch anzusehen und die Areale und Charaktere wirken jederzeit stimmungsvoll in Szene gesetzt. Die Musiken ihrerseits sind stets zur Umgebung passende Atmosounds, die das Ganze eher untermalen und eher hintergründig gehalten sind.
Da der Umfang sich auf über ein Dutzend Kapitel und insgesamt 10-12 Stunden Spielzeit beläuft, wird natürlich auch ein Speichersystem geboten. In drei Speicher-Slots kann das Spiel zu jedem Zeitpunkt abgespeichert und später an Ort und Stelle weitergeführt werden.
FAZITGeheimakte Tunguska ist, wenn auch Point and Click, mehr eine Art interaktives Buch, allerdings ein richtig spannendes interaktives Buch. Geheimakte Tunguska ist streng linear und es gibt zu wenig selbst zu entdecken. Die Hauptcharaktere sind zwar etwas farblos geschrieben und manche Rätsel sind bisweilen arg um die Ecke zu denkend zu lösen, aber die immer wieder eingestreuten Filmsequenzen und der Storyverlauf reichen dicke aus, um die gesamte Spielzeit über bei der Stange zu halten.
Für die im eShop verlangten 9,99€ macht man nichts falsch, wenn man gern Spiele spielt, die von dichter Atmosphäre und Erfolgserlebnissen beim Lösen von Rätseln leben, und keinerlei Hektik oder Ad-hoc-Entscheidungen abverlangen.