EINSTEIGER-ZELDANanu, dachte ich damals beim aller ersten Mal des Spielens, sehr viel Mühe haben die sich nicht gegeben: Link befindet sich plötzlich auf irgendeiner Insel, weiss nicht, wo er ist und was er machen soll. Nach wenigen Schritten wird er von Fremden begrüßt, nach den ersten Dialogen kommt zum ersten Mal ein Schwert ins Gespräch, er geht, holt es, und von da an ist man mittendrin.
War das bei
Link's Awakening nicht auch schon so? Und bei
Oracle of Ages ebenfalls? Tatsächlich, Look and Feel mitsamt Gameplay sind bei allen drei Titeln identisch. Zumeist erledigt man Verschiebe-Rätsel, Gegenstand-mit-Bewohnern-Tauschereien oder Gefälligkeit-für-Bewohner-Erledigungen, und schon ist man einen Schritt weiter.
Sicher, diese Gameplay-Elemente sind Teil von allen Zelda-Abenteuern, vom NES bis heute - doch bei Oracle of Seasons fehlt das gewisse Plus an Herausforderung in diesen Dingen. Darum ist Oracle of Seasons für mich immer sowas wie "das Einsteiger-Zelda" gewesen. Zwar nicht lachhaft einfach, doch anstrengend sind in der Regel nur einige Kämpfe. Lange überlegen, welche Items man wo wie und in welcher Kombination einzusetzen hat, muss man äußerst selten.
VERÄNDERUNGENAuch die Story ist denen von
Link's Awakening und
Oracle of Ages ähnlich: In Seasons (Anm.: Englisch für Jahreszeiten) wird die gutmütige Din vom Bösewicht Onox entführt und plötzlich bricht ein Jahreszeiten-Chaos aus. Winter folgt auf Sommer, darauf folgt gleich wieder Winter - nur ein paar Minuten halten sich die Witterungsverhältnisse... Öde Hitze bei ballernder Sonne und schlagartig ist es frostig und verschneit...
Mit jeder Jahreszeit gehen Veränderungen einher, die dafür sorgen, dass Link mal einen Weg beschreiten kann und mal nicht, weil ihm im Winter z.B. eine Schneedecke im Weg ist, die etwa im Frühling an derselben Stelle nicht vorhanden ist. Damit Link dem sprunghaften Wetter und seiner Mission Herr werden kann, findet er schon sehr bald den Stab der Jahreszeiten. Mit der Zeit erlernt Link so dann die Fähigkeit, alle vier Jahreszeiten auf seinen Wunsch herbeizurufen - vorerst kann er nämlich dies nur mit dem Winter. Damit der Stab genutzt werden kann, muss Link sich auf einen der speziellen Baumstümpfe stellen, die mal hier und mal dort herumstehen.
Ansonsten braucht man nicht umlernen, wenn man bereits eines der drei GBC-Zeldas gespielt hat. Bei
Link's Awakening galt es, acht Instrumente zu finden, bei
Oracle of Ages sind es acht Zeit-Essenzen - und bei Seasons sind es acht Natur-Essenzen. Mit diesen acht Natur-Essenzen kann der Maku-Baum seine Macht wiedererlangen, darum wundert es auch nicht, dass der Maku-Baum immer einen guten "Wohin muss ich jetzt als nächstes?"-Tipp parat hält, um Link zu unterstützen.
Doch bedenkt man, dass die Rätseleinlagen bei Oracle of Seasons allgemein nicht so wahnsinnig schwer sind, erscheint die Hilfestellung des Maku-Baumes in einem anderen Licht: Seine gut gemeinten Ratschläge machen das ohnehin schon recht einfache Finden von Eingängen, Pfaden oder Personen abermals leichter - weil man auch noch gesagt bekommt, wo man suchen soll. Schade nur, dass man den Maku-Baum regelmäßig aufsuchen muss und man so um so manche seiner Erläuterungen nicht umhinkommt.
TECHNIKNimmt man das zwar klassische und unterhaltsame aber kaum kopfnusslastige Zelda-Gameplay in Oracle of Seasons mal beiseite, bleibt unter'm Strich ein dennoch mehr als nur gutes Zelda-Abenteuer. Diverse Boss-Kämpfe sind mitunter schon heftig, gerade zum Ende hin, und auch in den Dungeons lässt man schon mal ein Leben, weil die Gegner schneller oder zahlreicher waren, oder weil man eine Falle nicht beachtete und einfach draufloslatschte.
Die Steuerung ist bei sowas allerdings nie schuldig, denn die funktioniert 1A, lediglich, dass man Items, Schwert und Schild permanent auf die Tasten A und B umbelegen muss, ist anfangs etwas störend - merkt man aber bald nicht mehr. Unter der Haube kann man deshalb absolut nicht jammern. Grafisch tipp-topp, Sound wunderbar und der Umfang geht voll in Ordnung. Geht man hurtig aber ohne Hast zu Werke, ist man beim ersten Durchspielen mit grob 12-15 Stunden bedient (diverse Dungeon-Neuanfänge, weil man draufgegangen ist, eingerechnet), ohne, dass der Spielfluss nennenswert hängt - denn man geht in der Regel eben nur von A nach B nach C nach D...
Unbedingt zu erwähnen ist noch das Verbindungsfeature zwischen
Oracle of Ages und Oracle of Seasons. Hat man einen der beiden Titel durch, erhält man ein zwanzigstelliges Passwort. Startet man nun das jeweils andere Zelda-Spiel und gibt vorher sein Passwort ein, addieren sich einige Elemente in den Spielverlauf, die ohne Passwort sonst nicht vorkämen. Dabei ist unerheblich, welchen Oracle-Titel man zuerst und welchen man zuletzt spielt - die ergänzenden Elemente sind nämlich bei beiden genau dieselben. Nicht zu vergessen den finalen Bossfight, den man nur erleben kann, wenn man beide Abenteuer (verbunden durch das Passwort) am Stück durchgezockt hat - wer hier der Ober-Oberschurke ist, kann man sich ja fast schon denken, wenn man sich mit dem Zelda-Universum etwas auskennt! ;)
Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass man nicht unbedingt beide Spiele besitzen oder beide Spiele (durch das Passwort verbunden) am Stück durchspielen muss, um das jeweilige Abenteuer zu beenden. Man verpasst lediglich die genannten zusätzlichen Elemente, die auch nicht wirklich tragend sind, und den finalen Boss-Fight gegen den Ober-Oberfiesling. Zu empfehlen ist aber, sollte man beide Titel besitzen, nicht beide parallel zu spielen, sondern durch das Passwort-Feature nacheinander - warum auf die Boni verzichten, wenn man sie haben kann? :)
FAZITSeasons ist weniger rätselkomplex und eher geradeaus als seine beiden Brüder
Link's Awakening und
Oracle of Ages. Doch sollte man deshalb nicht dem Unglauben verfallen, Seasons wäre nicht gelungen oder ein lahmer Abendspaziergang. Es steht den übrigen Zeldas in nichts nach, es ist eben nur, wie ich immer gern sage, einsteigerfreundlicher, leichter verständlich, weniger rätselsperrig - legt dafür aber den Fokus etwas mehr auf Action und Kämpfe.