Überall wird die Welt vom giftigen Miasma durchströmt. Eigentlich wäre ein Leben nicht möglich, gäbe es nicht in jedem Dorf einen Kristall, der es vor dem Miasma beschützt. Damit ein Kristall das kann, muss ihm regelmäßig Myrrhe zugeführt werden. Und wir starten in einem dieser Dörfer, um Myrrhe für unseren Kristall zu sammeln. Damit uns auf unserer Reise das Miasma nichts anhaben kann, haben wir einen magischen Kelch bei uns, der einen schützenden Radius erschafft.
Dieser Kelch muss von einem Mitglied unserer Karawane getragen werden, beziehungsweise alle anderen müssen immer innerhalb des Kelchradius bleiben, weshalb darauf geachtet werden muss, dass sowohl Kelch als auch Karawane nicht zu weit auseinander driften. Der Kelch kann zwar auch abgestellt werden, nur ist er in dieser Zeit nicht mehr mobil, sodass in Kämpfen zwar der Kelchträger mitstreiten kann, aber die Koordination der Bewegungen innerhalb des Kelchradius' schwieriger ist.
Die meiste Zeit halten wir uns in einem der über einem Dutzend Dungeons auf, denn an deren Ende wartet immer etwas Myrrhe, die wir zurück zum Dorf bringen, um das Miasma weiterhin für ein weiteres In-Game-Jahr von dort fernzuhalten. Im Laufe der Zeit erweitern sich die Mechaniken im Gameplay, sodass beispielsweise auch über Wasser gereist werden kann und neue Territorien möglich werden. Außerdem können bereits absolvierte Dungeons erneut durchquert werden, sind dann allerdings mit stärkeren Gegnern und wertvolleren Gegenständen versehen.
Diese Gegenstände sind zugleich das Progressionssystem, denn wir leveln nicht auf oder sammeln Erfahrungspunkte, sondern wir werden besser durch unsere Ausrüstung, die eben durch Gold, Artefakte, Rohstoffe oder konsumierbare Goodies, wie etwa für Heilung oder Zaubersprüche, und dergleichen dargestellt wird. Ausrüstung und Zaubersprüche sind natürlich nötig, um mit den Gegnern mithalten zu können. Was übrigens gerade zum Ende hin hart wird, denn die Schwierigkeitskurve macht dann eine sehr steile Aufwärtsbewegung.
Das Kampfsystem ist simpel, aber effektiv. Angriffsbutton halten, es bildet sich ein farbiger Kreis am Boden, diesen unter den Gegner bewegen, jetzt entweder den Button loslassen, oder mit L oder R von einem normalen Angriff, zur Verteidigung, einem Spezialangriff oder einem Zauber wechseln und dann den Button loslassen. Welche Möglichkeiten gegeben sind, hängt davon ab, wie wir ausgerüstet sind. Auch ist machbar, Comboangriffe und -zauber vom Stapel zu lassen. Die Gegner ihrereseits warten natürlich nicht ab, dass sie eins auf die Mütze kriegen; sie weichen aus, greifen an und können Angriffe auch unterbrechen - gerade bei mächtigen Zaubern ärgerlich, weshalb auf den richtigen Moment für solche Attacken gewartet werden sollte.
Sind die Kämpfe also in ausreichendem Maße unterhaltsam und bisweilen spannend, ist der Rest es eher weniger. Die Story ist simpel und außerhalb von Kämpfen, beziehungsweise in Dörfern und ähnlichen Locations, passiert relativ wenig anderes. Vor allem, weil man in Dörfern eigentlich nur einen Itemschop oder einen der Schmiede aufsucht, damit diese Waffen oder Ausrüstung schmieden, sofern die dafür notwendigen Materialien beisammen sind.
Bis zu diesem Punkt ist Crystal Chronicles immer noch Crystal Chronicles geblieben. Den visuellen und akustischen Elementen werden Kenner/innen des GameCube-Originals einige leichte Änderungen entnehmen können. Alles wirkt etwas runder, eine Spur moderner, aber der Unterschied zur Vorlage ist nicht allzu gewichtig; muss es allerdings auch nicht zwingend, denn selbst auf dem GameCube sich Crystal Chronicles durchaus auch heute sehen und hören lassen. Im Besondern die Musik hat ihren ganz eigenen Klangcharakter, der das Gefühl in einer "Fantasy" zu sein, gut unterstreicht.
Was sich allerdings völlig geändert hat, ist der Multiplayer-Aspekt, der nicht mehr, wie einst, lokal ist, sondern online; jede/r Spieler/in an einer eigenen Konsole. Super ist, dass es egal ist, woran man spielt. Alle Versionen können sich miteinander verbinden, egal, ob Switch, PlayStation 4, Android-Gerät oder was auch immer. Das hat leider aber auch den Nachteil, dass man sich über Einladungscodes verbinden muss. Man muss sich gegenseitig als Freunde hinzufügen, dann erst kann miteinander gespielt werden. Allerdings auch nur dann, wenn man im selben Areal ist, beziehungsweise alle den Zugang zum zu spielenden Dungeon haben. Anschließend, also wenn ein Dungeon abgeschlossen wurde, kann man denselben wieder und wieder durchqueren, oder man trennt die Connection, erstellt eine neue Lobby und die Freunde betreten diese neue Lobby.
Ein wirkliches "gemeinsames Durchspielen" ist so also theoretisch durchaus möglich, aber in der Praxis umständlich und man spielt so oder so immer nur einen Abschnitt zusammen. Offensichtlich wird das immer dann, wenn jemand schon weiter fortgeschritten ist oder ein Dungeon in einem späteren Durchlauf gestartet wird, aber die anderen Teilnehmer/innen noch nicht Schritt halten können. In diesem Punkt könnte man auch einfach darauf verzichten, mit stärkeren oder schwächeren Charakteren loszuziehen, aber das grenzt die Zahl der möglichen Mitspieler/innen unnötig ein.
Beim Online wäre, gerade heute, weitaus mehr möglich gewesen: Einfach starten, die anderen wählen die Session aus, joinen sie und man spielt so lange zusammen, bis man keine Lust mehr hat, statt diese Lobby-erstellen-Lobby-beenden-Sache. Gleiches gilt für ein zumindest halbwegs passables Balancing der Gegner, oder vielleicht Elemente, wie längere/kürzere Cooldown-Phasen, die Lebensenergie der Schwächeren auf 130% zu erhöhen, oder etwas in der Art. Denn so ist der Online-Modus nicht so wirklich spaßig. Es sei denn, man spielt immer mit denselben Personen und alle finden es ok, nach jedem Dungeon die Verbindung zu trennen und wieder herzustellen.
FAZITFür Einzelspieler/innen ist Final Fantasy: Crystal Chronicles Remastered Edition eigentlich unverändert geblieben. Es gibt ein paar nette Augenblicke und viele befriedigende Momente, wenn man Grinding und Immer-wieder-Durchspielen von Dungeons mag - die Story selbst kann nicht so recht überzeugen. Im Multiplayer, wenn man mit dessen Eigenarten auszukommen bereit ist, kann man gemeinsam etwas mehr Spaß haben. Aber das dürfte nicht auf allzu viele Personen zutreffen, denn eine Gruppe, die sich zum regelmäßigen "Gemeinsam den Save weiterspielen" verabredet, wird es nicht häufig geben, zumal es kein wirklich gemeinsames Weiterspielen des Saves ist, denn alle spielen immer ihren eigenen.