Alteisen und FischgrätenAtto ist ein einfacher Landwirtschaftsroboter, der Sonnenblumen anpflanzt. Aus diesen macht er Öl und versorgt damit die Kriegsveteranen in seinem Heimatdorf, deren Geschichten er so gerne lauscht. Doch als die Ölvorräte und Habseeligkeiten von Banditen gestohlen werden, fasst Atto all seinen Mut. Er macht sich auf die gefährliche Reise, die gestohlenen Güter wiederzubeschaffen.
Feudal Alloy wirft dich in eine mittelalterliche Welt, die jedoch nicht von Menschen bevölkert wurde. Stattdessen laufen hier fast ausschließlich Roboter durch die Gegend, welche alle eine Gemeinsamkeit aufweisen - Ein Aquarium als Kopf mit einem einzelnen Fisch darin. Letzteres scheint zwar nur künstlerische Freiheit zu sein, der Roboteraspekt wird hingegen voll ausgeschöpft. Als Maschinenwesen ist Öl deine Lebensenergie und anstatt Ausdauer bei Schlägen oder für Spezialmanöver zu verbrauchen, überhitzt dein Körper nach zu viel Action und macht dich somit handlungsunfähig. Doch dank ein wenig Kühlmittel wird der Kreislauf kurzzeitig im wahrsten Sinne des Wortes eingefroren und du darfst ohne Konsequenzen das Schwert schwingen.
Auch andere Funktionen wurden an die Gegebenheiten angepasst. Neue Fähigkeiten erlangst du durch installierte Computerchips auf deinem Motherboard. Gegner hinterlassen beim Ableben Schrott, welche als Erfahrungspunkte dienen und Schlüsselkarten öffnen verriegelte Türen. Anstatt neue Rüstungsteile anzulegen, tauscht du die entsprechenden Teile gleich ganz aus. Arme, Beine, Rumpf und Kuppel gibt es dabei in passenden Ensembles zu finden bzw. zu kaufen und werden am Charakter authentisch dargestellt. Die Designer haben sich mit der Welt wirklich viel Mühe gegeben, die durch passende Musik und Soundeffekte maßgeblich unterstrichen wird..
Reise mit HindernissenMit einem rostigen Schwert bewaffnet machst du dich also auf den dir unbekannten Weg. Neben Springen kannst du deine geführte Waffe schwingen und schaltest während deiner Reise mehr Aktionen frei. Beispielsweise die Möglichkeit Bomben zu werfen, einen kleinen Sprint auszuführen oder elektromagnetische Stöße abzugeben. In klassischer Metroidvania-Manier benötigst du diese auch um weiterzukommen. Die sonst offene Welt wird immer wieder von Hindernissen oder verschlossenen Türen abgeriegelt. Neben den rar gesähten Speicherpunkten gibt es Teleporter, welche beim Freischalten ein gutes Stück Wegstrecke überbrücken. Immer wieder vereinzelt verteilte Schatztruhen belohnen dich je nach Farbe mit hilfreichen Gegentständen, neuer Ausrüstung oder Geld. Letzteres lässt sich in zentralen Handelszelten gegen Verbrauchsgüter und andere Ausrüstung eintauschen. Zudem säumen unzählige Kisten und Fässer deinen Weg, die sich mit ein paar beherzten Hieben zu Kleinholz verarbeiten lassen und du ihren Inhalt an dich nehmen kannst. An dieser Stelle wird das Spiel etwas unkonsequent. Schrott wird automatisch beim Vorbeigehen eingesammelt, höherwertige Gegenstände müssen allerdings manuell durch Ducken aufgenommen werden.
Eine riesige, erkundbare Welt steht und fällt meistens mit der Orientierung und da kassiert Feudal Alloy bedauerlicherweise ein paar Abzüge in der B-Note. Gegen eine freischaltbare Karte spricht ja nichts, doch hilft ein Blick auf diese in den meisten Fällen nicht mal weiter. Du siehst nur Quadrate und Rechtecke mit Verbindungen zu einander, doch wo im Raum diese Verbindung ist und ob diese aus einer Tür, einem Übergang oder einem Fahrstuhl besteht, darüber lässt dich das Spiel im Unklaren. Die vorher erwähnten Schlüsselkarten lassen sich nur an der Tür mit dem passenden Symbol einsetzen und gerade diese sind auf der Karte nicht verzeichnet. Da hilft nur Rätselraten, ein gutes Gedächtnis oder das Abklappern sämtlicher offenen Sackgassen. Die Spielwelt selbst ist - zumindest zu Beginn des Abenteuers - auch nicht unterschiedlich genug um als Orientierungspunkt zu dienen. Zudem wirst du beim Ableben an den letzten Speicherpunkt zurückgesetzt, die Gegner sind alle wieder da und die Karte bleibt aktualisiert. Wenn das letzte Speichern schon eine Weile her ist, hast du erstens keinen gelungenen Fortschritt gemacht - im Gegenteil, die aufgewendeten Verbrauchsgüter bleiben trotz Respawn verloren - und zweitens wünsche ich viel Glück beim Wiederfinden des aktuellen Weges.
Fremdkörper KampfAttu ist kein Krieger, das wird im Intro ja hinlängst erwähnt. Dennoch übertreibt Feudal Alloy eindeutig mit deiner Unfähigkeit dich gegen die Feinde zur Wehr zu setzen. Die zwei Grundschläge nach oben und in Blickrichtung in Verbindung mit dem Überhitzungssystem lassen dich von Beginn an schwach aussehen und es ändert sich im Laufe des Spiels viel zu gering. Die meisten Gegner stürmen zwar tumb auf dich zu, doch besonders das ist gefährlich. Ohne Kollisionsabfrage und viel zu niedrigen Invinciblityframes steht der feindliche Roboter gleich in dir drin und du hast einen solch großen Ölverlust, dass ein Ableben geradezu unvermeidlich ist. Besonders fliegende Gegnern, die du durch Ebenenwechsel nicht ausmanövrieren kannst, halten dich ständig auf Trab. Schnell ein Kännchen Öl oder Kühlflüssigkeit einwerfen ist während Feindkontaktes quasi gar nicht möglich.
Wenn nun nur vereinzelt ein paar Widersacher ausgeschaltet werden müssen, ist das noch erträglich. Nervig, aber machbar. Doch immer wieder bist du in Räumen mit respawnenden Gegnerwellen gefangen, was das ganze Spielchen auf die Spitze treibt. Glücklicherweise befindet sich vor solchen Ereignissen immer Speicherpunkte, was den Frust oft ein wenig schmählert. Zudem kommen noch Gegner dazu, die mit Standard-Schwertschwüngen nicht besiegt werden können. Eine Eishülle beispielsweise muss mit Feuergranaten erst geschwächt werden und diese sind selten - oder teuer. Immerhin macht die Optik wieder etwas her. Das Design der Gegner ist schön und sie zerspratzen befriedigend in ihre Einzelteile. Kassierst du einen Treffer, erscheinen Risse auf dem Bildschirm, begleitet von dem Geräusch knackenden Glases. Auch die paar Bosse sind eine positive Erwähnung wert, wenn sie auch dank den bereits angesprochenen Problemen viele Versuche zum Besiegen benötigen.
Das für mich schlimmste am Kampfsystem ist jedoch der geringe Belohnungsfaktor. Geld sammelst du überwiegend aus Truhen, Feinde hinterlassen im Vergleich dazu nur Almosen. Die Schrottteile, welche die Motivation zum Überwältigen eines Gegners sind, füllen deine XP-Leiste so langsam, dass Level Ups eine zu selten gesehene Abwechslung darstellen. Daher lassen sich Fortschritte mithilfe der drei möglichen Skilltrees nur sehr schleppend erspielen und das ganze wirkt dadurch irgendwie aufgezwungen oder schlicht fehl am Platz - besonders durch den damit verbundenen Arbeitsaufwand. Die obligatorischen Sammelgegenstände und Archievements sind auch mit von der Partie.
FazitDas Design und die damit einfließenden Ideen in die Spielwelt sind wirklich toll. Spielerisch geht der Entwickler mit dem Metroidvania Konzept keine großen Risiken oder Neuerungen ein und präsentiert es größtenteils grundsolide. Doch dagegen sprechen immer wieder kleine Unannehmlichkeiten, die sich wie Nadelstiche durch das gesamte Spiel ziehen - insbesondere das undankbare Kampfsystem.