Dein ramponiertes Haus liegt hinter dir, als du die imposante Maschine betrittst. Durch die trostlosen Überreste einer zerstörten Welt wirst du sie führen und sie wird dir Unterschlupf und sicheren Geleit bieten. Dein Ziel? Immer geradeaus. Denn das stählerne Ungetüm lässt sich nicht lenken. In FAR: Lone Sails bedient deine kleine Hauptfigur eine enrome Dampfmaschine auf großen Rädern und beide helfen sich konstant dabei, den unbekannten Weg freizumachen. Dafür hast du in der Spielwelt einen eindeutigen Indikator, ob du mit Objekten interagieren kannst. Neben schwarz, weiß und diversen Grauabstufungen ist rot nämlich die verbreitetste Farbe.
Das fängt schon beim ungewöhnlichen Fortbewegungsmittel an. Du bedienst dieses nicht über eine eigene Tastenbelegung, sondern bleibst permanent im Körper deiner Figur. Diese kann Springen, Gegenstände aufheben, wieder fallen lassen und sich eben mit vollem Körpereinsatz gegen große Schalter werfen. Die einzige Funktion, die nicht mit der Spielfigur zusammenhängt, ist das Zoomen auf den Schultertasten. Ansonsten bist du in deiner Behausung ständig am Herumlaufen. Treibstoff muss in den Verbrennungsmotor, um dann in Energie umgewandelt zu werden.
Das Fahren allerdings erzeugt Dampf, der rechtzeitig abgelassen werden muss, um die Maschinen nicht zu beschädigen - und mit Höchsttempo auf ein Hindernis zu treffen, kann ebenfalls böse Folgen haben. Dafür gibt es noch eine Notbremse. Sollte dennoch mal etwas kaputt oder sogar in Flammen aufgehen, muss es schnellstmöglich gelöscht und repariert werden. Dem Titel entsprechend ist eines der ersten Updates für dein Fahrzeug ein Set an Segeln, die bei guten Windbedingungen den Motor entlasten.
Mal kommt die Maschine nicht weiter und du musst eine kurze Rätselpassage zu Fuss erkunden und du selbst entfernst dich niemals zu weit von ihr, da du ohne sie vollkommen aufgeschmissen wärst. Oft sind es nur ein paar Schiebe- und Schalterrätsel, die den Weg frei zu machen, seltener führen sie auch mal zu neuen Funktionen. Dafür sind alle schön in der Spielwelt integriert. Vorbei an trockengelegten Ozeanriesen und Atom-U-Booten, zerstörten Städten und Eingeweide von Minen oder noch größeren Stahlgiganten. Über allem liegt diese melanchonische Note und die Fragen nach dem Wie und Warum diese Welt zugrunde ging. Dazu die sporadisch eingesetzte Musik, die - sofern sie denn eingesetzt wird - allem gleich mehr Würde oder Gefahr verleiht.
Die Präsentation ist wahrlich wunderschön. Für den ersten Durchlauf brauchte ich so ungefähr drei Stunden und hatte mit keinerlei Treibstoffmangel zu kämpfen. Danach bietet FAR: Lone Sails leider nicht mehr viel. Zwar kannst du zu einem der automatischen Speicherpunkte zurückkehren, um das Abenteuer von dort fortzusetzen, doch mehr als die Wahl, ein paar Sammelgegenstände nicht in den Ofen, sondern sie stattdessen auf den Vehikel zu werfen, hast du nicht.
FAZITFAR: Lone Sails ist ohne Frage ein packendes, trauriges und einmaliges Erlebnis. Wobei sich einmalig zugleich auf den niedrigen Wiederspielwert bezieht.