Ich habe die letzten Wochen kaum noch ausgehalten - die Warterei war zermürbend, vor allem, nachdem ich die Demo lud, und diese bis zum letzten Byte ausgekostet hatte - in nicht ganz 5 Stunden. Jetzt war ich erst recht scharf auf Etrian Odyssey V: Beyond the Myth, aber der Release war leider noch einige Wochen entfernt... Doch jetzt ist Etrian Odyssey V: Beyond the Myth da - endlich!
Oberflächlich betrachtet hat sich eigentlich nichts geändert. Natürlich ist die Story eine völlig neue, aber im Kern geht es wieder darum, dass man als eine Gilde durch mehrere Ebenen einiger Dungeons streift. Die Gilde kann insgesamt bis zu 30 Mitglieder umfassen, und jedes dieser Mitglieder kann selbst erstellt werden, wobei wie jedes Mal aber nur maximal 5 der Mitglieder aktiv sein können und die anderen im Gildenquartier verbleiben müssen. Nun müssen unzählige Monster besiegt, sowie viele Haupt- und Nebenquests erledigt werden. In jedem Busch, hinter jeder Ecke könnte ein Hinterhalt lauern, jede Dungeon-Etage ist wie ein Labyrinth, und mit jeder Etage wird es verwinkelter und komplizierter, denn mitunter stößt man auf diverse Schaltermechanismen, die Wege versperren oder freigeben.
Andererseits gibt es nach jedem überstandenem Kampf klingende Münze, Items, meistens diverse Materialien und manchmal sogar Ausrüstung. Hiermit gehen wir in den Shop, verkaufen unsere Habseligkeiten und kaufen bessere Waffen, Rüstungen, Heiltränke und dergleichen. Selbstverständlich levelt unsere Truppe im Laufe der Zeit und aus den verhältnismäßig harmlosen Wanderern werden alsbald mächtige Krieger. Das ist aber auch unbedingt nötig, denn die Dungeons werden nicht nur ausladender, nein, auch die Gegner werden gefährlicher und gefährlicher.
Für die Etrian-Odyssey-Reihe eine Art Wahrzeichen geworden, ist die Karte, die stets auf dem unteren Screen dargestellt wird. Man kann die Wege dort entweder automatisch einzeichnen lassen, während man sich fortbewegt, oder man übernimmt diese Aufgabe selbst. Wege sind allerdings nicht das Einzige, was auf den Karten zu sehen sein wird. Dort können auch Notizen und jede Menge Symbole platziert werden, die daran erinnern, wo es vielleicht eine Heilquelle gab, wo eine Pforte ist, die bislang nicht geöffnet werden konnte und so weiter und so fort. Ob, wofür und wo welche Symbole platziert werden, obliegt ganz allein dem persönlichen Gusto; das Spiel zwingt nichts auf. Im Grunde könnte man also auch gänzlich darauf verzichten, auch nur ein einziges Symbol zu setzen - doch wäre das höchst unklug, denn man kann unmöglich alle in irgendeiner Weise interessanten und wichtigen Orte im Gedächtnis behalten.
RASSENEtrian Odyssey V: Beyond the Myth macht, wie also schon erwähnt, oberflächlich nichts anderes als alle seine Vorgänger. Doch gibt es wie jedes Mal Änderungen im Detail. Gleich zu Beginn wird man gefragt, welchen der zwei Schwierigkeitsgrade man spielen möchte, und bald darauf folgt die Frage nach den ersten Mitgliedern der Gilde. Hier ist als erste Neuerung zunächst die Wahl einer Rasse notwendig: Earthlain, Celestain, Therian und Brouni stehen zur Auswahl. Jetzt wird die Klasse verlangt. Die Klassenwahl ist an die Rasse gebunden, das heißt, soll der Charakter eine bestimmte Klasse haben, muss er auch der zugehörigen Rasse angehören. Bei den Klassen gibt es wie zu erwarten einiges auszuwählen: Schwertkünstler, Bogenschützen, Schamanen, Verteidiger, Schwarzmagier... Die Wahl der Klasse beschränkt jedoch nicht auf stereotype Handlungsspielräume, denn jede Klasse hat immer auch ein wenig von den anderen, sodass zum Beispiel auch Bogenschützen Zauber besitzen (oder genauer: einmal besitzen werden), jedoch zumeist auf ihre Skilltrees zugeschnitten, wie durchbohrende Pfeile und ähnliches.
Nach der Wahl der Klasse ist der Avatar dran - wobei damit, und das ist eine Neuerung in der Serie, auch die Farbe von Haut, Haaren und Augen einhergeht. Jede Farbe im Spektrum zwischen ganz schwarz und ganz weiss ist jeweils möglich. Jedoch ändern dieserlei Einstellungen absolut gar nichts am Charakter und seinen Fähigkeiten. Es ist eine rein kosmetische Justage. Natürlich spricht rein gar nichts dagegen, den Avatar nach eigenen Wünschen gestalten zu können, aber andererseits wurden einige bereits vorhandene Serien-Elemente wieder komplett aus dem Gameplay gestrichen.
UNION-SKILLSZum Einen die Grimoires, die in ihrer Handhabung eher fummelig waren, und zum Anderen die Cafe-Funktionen, mit denen Zutaten gesammelt und in Gerichte verwandelt wurden, welche dann von Besuchern im Umland verspeist wurden und zusätzliches Gold einbrachten, welches aber wieder in die Erweiterung des Umlands für noch mehr Kundschaft investiert wurde.
Fand ich das Cafe eher hinderlich, auch wenn es nicht unbedingt viel Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchte, könnte das mit den Grimoires durchaus richtig super funkionieren, wenn man sie sauberer ins Gameplay integrieren würde. Denn waren sie dann doch einmal auf die jeweiligen Charaktere verteilt, brachten sie durchaus einen Mehrwert in so manchem Kampf und boten sogar noch einen strategischen Kniff, mit dem man sich auseinandersetzen konnte.
Stattdessen gibt es ein ähnliches Feature, das sehr viel unkomplizierter funktioniert. Man kann seine Waffen nun verstärken. Hierfür sind lediglich Materialien notwendig, die man überall in den Dungeons erhält, wenn man im Kampf siegreich war, oder an den diversen Spots Dinge schürft. Damit geht man einfach zum Schmied und bestimmt via "Forge"-Befehl, die gewünschte Waffe zu verbesern. Sehr gut gelöst!
Ganz neu hinzugekommen sind die Union-Skills. Diese heißen Union-Skills, weil sie (allermeistens) nur gemeinsam ausgeführt werden können. Das geht aber überhaupt nur dann, wenn der Union-Wert 100% erreicht hat. Nach jedem Einsatz eines Union-Skills sinkt dieser Wert nämlich direkt auf 0% und lädt sich dann erst allmählich wieder auf. So sind sie nur recht selten einsatzbereit und kosten keinerlei Mana, sind dafür aber sehr mächtig. Denn je nach Charakter kann man etwa zweimal pro Runde angreifen, der Gruppe Mana wieder herstellen lassen, oder auch nicht nur garantiert aus einem Kampf fliehen, sondern sich dabei gleichzeitig noch zum Eingang der aktuellen Dungeon-Etage beamen lassen...
Doch auch bei vollem Union-Wert kann ein Union-Skill nicht einfach so ausgeführt werden. "Binding Force" des Masuaro etwa setzt zwei weitere nicht gefallene (also noch lebendige) Gruppenmitglieder voraus. Wenn also beispielsweise nur noch der Masuaro lebt, kann er diesen Union-Skill nicht ausführen. Andererseits ist unbedingt notwendig, dass ein für den Union-Skill gewünschter Partner nicht schon für einen Union-Skill in dieser Runde ausgewählt wurde, denn pro Runde kann ein Charakter nur ein einziges Mal einen Union-Skill ausführen, beziehungsweise daran mitwirken. Union-Skills sind also trotz ihrer Macht nur unter gewissen Voraussetzungen nutzbar, und sollten deshalb nur mit Bedacht verwendet werden.
TECHNIKEtrian Odyssey war seit jeher eine Serie, die ihren Reiz aus individuellen Entscheidungen und Möglichkeiten zieht. Aber auch grafisch wird stets viel geboten und so ist auch Etrian Odyssey V: Beyond the Myth manches Mal ein Hingucker. Die Monster sind toll gezeichet und hübsch animiert und die Umgebungen der Dungeons bieten ein stimmiges Setting, das mal den Frieden des Waldes vermittelt, und mal die Tiefe von Höhlen, in der gefährliche Monster lauern. Musikalisch wird ebenfalls gewohnte Etrian-Odyssey-Kost geboten, die aus getragenen, teils epischen Melodien, gediegenen, ruhigen Arrangements und rockig-spannenden Sounds besteht - je nach Situation, versteht sich. Die Kompositionen sind also wie immer absolut hochwertig und gepaart mit dem Stil der Grafik kommt die Atmosphäre großartig rüber.
Schon der "Basic"-Schwierigkeitsgrad ist bereits auf den ersten 5 Etagen als fordernd zu bezeichnen. Das Gold ist noch knapp, die Ausrüstung bescheiden, aber die Pfade sind verhältnismäßig weit und deshalb die Ein- und Ausgänge nicht ohne Weiteres zu erreichen. Somit bleibt die Reise im Besonderen zu Beginn erstmal sehr beschwerlich, und Goldssparen sowie häufiges Erholen im Dorf unerlässlich. Anfänger/innen müssen also selbst auf Basic eine Hürde nehmen, die nicht von Pappe ist. Aber das ist man bei dieser Serie auch nicht anders gewohnt. Dass aber der "Advanced"-Schwierigkeitsgrad selbst für Kenner/innen und Profis eine Herausforderung ist, soll nicht unerwähnt bleiben.
Der Umfang beruft sich, EO-typisch, auf 5-6 Dutzend Stunden Spielzeit, die aber nie langweilig wird oder langwierig anmutet. Denn die Mischung aus Gameplay, Look and Feel und Spannung ist sehr immersiv, sodass man schnell die Zeit vergisst, wenn man erstmal mit Spielen begonnen hat. Lediglich, dass abermals das gesamte Spiel auf Englisch ist, kann als hinderlich wahrgenommen werden, denn die Dialoge tragen, wie es bei diesem Genre üblich ist, natürlich die Story. Die kann man zwar ignorieren, aber bisweilen gibt es doch so manchen wichtigen Hinweis oder gar eine Anweisung von jemandem, bitte dieses hier oder jenes dort zu erledigen, damit die Geschichte weiter voranschreiten kann. Darum sollte man die Dialogtäfelchen stets zumindest grob überfliegen, um nach eventuellen Schlagworten Ausschau zu halten, statt einfach alles blind im Eiltempo wegzudrücken. Auch ist Verständnis notwendig, wenn es um die diversen Skills geht: Welcher Skill tut was, welcher Skill dauert wie lange an und so weiter... Mit anderen Worten: Ohne zumindest einen soliden Grundstock der englischen Sprache wird es kaum gehen.
FAZITEtrian Odyssey V: Beyond the Myth ist, wie die Vorgänger, sehr gelungen, und ich kann allen nur ans Herz legen, die kostenlose Demo aus dem eShop unbedingt anzuspielen, da sie für eine Demo eine sehr ansehnliche Spielzeit bietet und somit auch ausreichend vermittelt, ob man Gefallen an Etrian Odyssey V finden wird. Ich jedenfalls habe erneut Gefallen daran gefunden und wühle mich mit Wonne durch all die Dungeons! Geiles Game - wie immer...