VON BÜCHERN UND UMSCHLÄGENMan soll ein Buch nicht seinem Umschlag beurteilen! Das ist eine Lehre, die man immer wieder durchläuft, weil man im Laufe der Zeit doch immer wieder dazu übergeht, nach dem ersten Eindruck zu urteilen.
So, wie ich auch. Ich durchsuchte den DSiWare-Channel, um neues Futter für weitere Rezensionen zu haben. Und da stach mir Reflect Missile ins Auge. Die Beschreibung las sich wenig interessant und auch die Screenshots sehen ehrlich gesagt schon etwas dröge aus. Wer braucht schon noch einen Arkanoid-Klon? Davon gab es in der Vergangenheit ja wirklich mehr als reichlich. "Aber wir testen ja nicht nur die Superperlen, sondern auch die Gurken, damit die Leute wissen, wovon man besser die Finger lassen sollte!", dachte ich, und lud Reflect Missile halt mal auf meinen DSi.
Und tja, das Game herrscht! Und WIE es herrscht. Es sind Spiele wie diese, die mich immer wieder daran glauben lassen, dass mit WiiWare und DSiWare wirklich total geniale Konzepte möglich sind, die im Laden, also mit Verpackung, Anleitung und so weiter, locker mal 20 bis 30€ gekostet hätten, aber so eben weit günstiger an die Kundschaft herangetragen werden kann. Und Reflect Missile ist eben so ein Titel.
GELUNGENE MISCHUNGDas Spielprinzip ist eine äusserst gelungene Mischung aus Arkanoid und Bust-A-Move, und die spielt sich wie folgt: In jeder Stage befinden sich in der oberen Hälfte zwischen vielen normalen auch einige bunte Blöcke; meistens so 3 bis 6. Diese Blöcke müssen abgeräumt werden, damit die Stage als abgeschlossen gilt. Um diese Blöcke abzuschiessen, habt Ihr in der unteren Hälfte verschiedene Raketen zur Verfügung, die Ihr nacheinander zündet. Jede Zündung wird als "Schuss" gewertet. Mal habt Ihr in einem Schuss zwei Bomber zur Verfügung, dann nur einen Reflektor, oder drei Bohrer... Das ist von Stage zu Stage unterschiedlich.
Ein
Reflektor prallt bis zu 5 Mal an Wänden oder Blöcken ab, bis er sich zerstört, bzw. bis seine Zeit abgelaufen ist. Ein
Bomber explodiert sofort, sobald er den ersten Block auf seinem Weg berührt, zerstört dafür aber die Blöcke mit, die in seinem Detonationsradius liegen. Ein
Bohrer funktioniert ähnlich wie ein Reflektor, allerdings prallt er nur an Wänden ab, während er sich durch bis zu 7 Blöcke bohrt, und sich dann nach dem siebten Block selbst zerstört.
BIS ES GEKLAPPT HATMit dem Stylus auf dem Toucscreen bestimmt Ihr den Abschusswinkel der Raketen und bekommt dabei auch eine kleine Hilfslinie, die Euch die ersten paar Meter der Flugbahn zeigt. Habt Ihr die gewünschte Flugbahn festgelegt, nehmt Ihr den Stylus vom Touchscreen, die Raketen sausen los, Ihr wartet einen kleinen Moment, und schaut, welche Blöcke die Raketen zerstört haben. Jetzt feuert Ihr die nächsten Raketen ab, deren Flugbahn Ihr vorher bestimmt, lasst die Raketen ein paar Blöcke zerstören, und soweiter...
Die Schwierigkeit ist nun, dass Ihr in jeder Stage eine fest vorgegebene Menge an Schüssen und Raketen habt, und Ihr deshalb nicht munter drauflosballern solltet, sondern Euch eine Taktik zurechtlegen müsst, welchen Schuss Ihr wo platziert, um spätestens mit dem letzten Schuss den letzten bunten Block zerstört zu haben. Gelingt Euch das nicht, müsst Ihr die Stage so lange wiederholen, bis es geklappt hat. Doch selbst, wenn Ihr die Stage absolviert habt, könnt Ihr, wenn Ihr Perfektionisten seid, die Stage trotzdem immer wieder spielen, um sozusagen "die goldene Route" zu finden.
ITEM-BLÖCKE, BONI, SCHWIERIGKEITSGRADEDenn auch, wenn eine Stage Euch z.B. 5 Schuss gestattet, ist es möglich, sie mit weniger zu absolvieren. Je nachdem erhaltet Ihr nämlich andere Punktemultiplikatoren und Boni, und ausserdem auch einen Orden. Und wer wollte wohl nicht die bestmögliche Punktzahl - und vorallem die schönen Orden! - ergattern? ;)
Neben den bunten und den ganz normalen Blöcken, gibt es sogenannte Item-Blöcke, die in einigen Stages auftauchen. Wird ein solcher Item-Block zerstört, könnt Ihr bei einem der nächsten Schüsse Eure Raketen verdoppeln, die Lebensdauer Eurer Raketen verlängern, so dass sie viel langlebieger sind und mehr Blöcke zerstören können, ohne, dass es Euch einen weiteren Schusskostet, und so weiter. Der Clou ist dabei, dass Ihr hin und wieder eine Stage auch ohne die Hilfe der Item-Blöcke beenden könnt, Ihr aber dann weniger Boni erhaltet, denn der Einsatz von Item-Blöcken ist mit Extrapunkten verbunden. Dasselbe gilt für Combos, das bedeuet, dass Ihr mit einem Schuss mehrere bunte Blöcke zerstört.
Aufgeteilt ist das Spiel in fünf Schwierigkeitsgrade, von welchen zuerst nur "Bronze" verfügbar ist. Habt Ihr in einem Schwierigkeitsgrad eine bestimmte Menge an Stages gelöst, erhaltet Ihr jedes Mal einen weiteren Schwierigkeitsgrad, und kommt so dann auf insgesamt weit über 200 verschiedene Stages. Und je näher Ihr dem Ende kommt, desto schwerer ist es nicht nur, die Orden zu ergattern, sondern die Stages überhaupt zu absolvieren, kann eine verdammt harte Nuss sein.
FAZITVöllig egal, wie sehr ich mich festgebissen hatte - mich hatte einfach der Ehrgeiz gepackt! Nicht nur das Gameplay ist erste Sahne, auch die Motivation, überall auch noch die Orden zu verdienen, ist sehr, sehr hoch. Wenn alles sofort gut geht, und das ist nur in den ersten ca. 15 Stages der Fall, benötigt Ihr für eine Stage vielleicht 1-2 Minuten, doch wenn nicht, und das ist meistens der Fall, dauert es locker auch mal 15 oder gar 30 Minuten, bis Ihr die richtige Strategie rausgeknobelt habt, den Orden zu kassieren.
Dazu der retrohafte Grafikstil und die fröhlichen Melodien, die einen leichten 8-Bit-Touch haben, fertig ist der Knobelspaß für mindestens 60 Stunden (sic!) und schlappe 5€. Wie oft habe ich schon moniert, dass so manches Game ja wirklich toll sei, aber eben etwas überteuert? Doch bei Reflect Missile hätten sogar 8€ nicht weh getan. Das nenne ich mal ein Weihnachtsgeschenk!
Negativ ist an diesem Titel eigentlich nur, dass man ihn nicht auf dem DS oder dem DS Lite spielen kann, weil er ja nur als DSiWare verfügbar ist. ;)