Cover: Dragon Quest TreasuresDragon Quest Treasures dreht sich um Erik und seine Schwester Mia. Beide halten sich für die größten Schatzjäger aller Zeiten, werden aber nicht sonderlich ernst genommen. Damit sich das ändert, schlüpfen wir in die Rollen der beiden und finden, gemeinsam mit ihnen und für sie, hoffentlich jede Menge Schätze.

Dabei ist auffällig, dass, obwohl die Dragon-Quest-Reihe schon immer ein eher kindgerechtes Look and Feel hatte, Dragon Quest Treasures auf Kinder abzuzielen scheint. Dafür sorgt die allgemein fröhliche Grundstimmung und die recht wenig feindlich gesinnten Monster. Wobei Monster eher metaphorisch zu verstehen ist, denn die Orks, Geister und Co. wirken höchstens im Ansatz ein wenig Respekt einflößend. Hinzu kommt, dass wir die allermeisten Monster für unsere Party rekrutieren können, sodass sie fortan für uns kämpfen. Sie leveln sogar durch Kampferfahrungspunkte auf und können von uns angelegte Ausrüstung tragen, die zum Beispiel für mehr Schaden sorgt.

Anfangs müssen wir jedoch erstmal jede Menge Texte, Erklärungen und Plotbasics erleben. Die ersten 20 Minuten geht das in Ordnung, weil ja auch so manche längere Videosequenz dabei ist, aber bisweilen lesen wir auch einfach nur Texttäfelchen über Texttäfelchen und müssen irgendwelche Infoboxen wegdrücken oder mit NPCs sprechen, weil diese für den Verlauf unseres Abenteuers von Wichtigkeit sein werden. So vergehen also erstmal etwa 45-60 Minuten mit so mancher Information, die ohnehin RPG-Basiswissen sind.
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Dafür schleichen sich so auch allmählich immer mehr Kampfsitationen ein, sodass wir auch mit diesem System vertraut gemacht werden. Doch auch hier lernen RPG-erprobte nicht wirklich neues. Besiegte Monster hinterlassen Erfahrungspunkte für die Party und häufig Loot, beispielsweise irgendwelche Mineralien. Gekämpft wird in Echtzeit mit regelmäßigem Einsatz der Tasten B und Y, zum Springen und Angreifen. Einige Tastenkombinationen für Spezialfähigkeiten, beispielsweise durch die aktuellen in der Party aktiven Monster, sind ebenfalls möglich und lockern die Kämpfe sehr auf. Vor allem wird schnell deutlich, dass es ohne die Unterstützung der rekrutierten Monster einfach nicht geht. Glücklicherweise agieren diese für sich allein, sodass wir uns nur um uns selbst kümmern müssen - abgesehen von gelegentlichen eintretenden Momenten der Heilung. Schade ist dafür, dass Erik und Mia fast nie gemeinsam in den Kampf ziehen, sondern wir spielen meistens Erik plus Party, oder Mia plus Party. Für uns als Spielende macht das aber wenig Unterschied, weil beide sich exakt gleich spielen und auch charakterlich identisch sind. Nur äußerlich gibt es Abweichungen.
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Unsere Hauptaufgabe ist das Finden und Anhäufen von Schätzen. Um das zu schaffen, ackern wir Areale ab, die teils nicht gerade klein sind und nur im Groben durch die abrufbare Karte erfasst werden können, denn ständig gibt es kleine wie große Furten, Podeste, Stufen und dergleichen, die sich gern auch mal um Wände oder Gesteinsformationen herumwinden. Das sorgt dafür, dass wir ab und an auch mal im Kreis laufen, ohne es zu merken, oder dass wir dem tatsächlichen Ziel nicht direkt näher kommen, weil wir zunächst nicht wissen, wohin genau wir im aktuellen Areal müssen - deshalb suchen wir zuerst immer ein wenig herum. Immerhin gibt es eine besondere Fähigkeit, die uns, bei größerer Distanz zum Ziel die Generalrichtung weist, und je näher wir kommen, desto konkreter wird die Fähigkeit mit ihrer Deutung auf die exakten Zielkoordinaten.
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Das hilft also dabei, nicht einfach nur stumpf umherzuirren, nötigt aber dazu, die Kompassfähigkeit wieder und wieder aufzurufen. Das wird monoton und fühlt sich unterfordernd an. Weniger große und weniger verwinkelte Areale oder durch besondere Objekte in der Umgebung, oder deutliche Hinweise von NPCs, sodass ein immer sichtbares rotes X auf der Karte erscheint und zeigt, wo ein Schatz verborgen wäre, hätten das auflockern und direkter machen können.
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Einen Online-Modus gibt es ebenfalls. Leider aber keinen kooperativen, um gemeinsam auf Schatzjagd zu gehen. Es ist eher wie bei Animal Crossing, wo man sich gegenseitig besucht, ohne direkten Einfluss nehmen zu können. Übrigens gibt es auch keinen lokalen Multiplayer, sei es über LAN oder WLAN, oder via Splitscreen. Dabei kann ich mir gut vorerstellen, dass das gemeinsame durch die Lande streifen und Monster vermöbeln mehr Spaß macht, als dies solo zu tun. Vor allem, wo wir ja eigentlich zwei Geschwister haben, wieso diese nicht auch gleichzeitig durch zwei Spieler/innen an Start schicken? Vielleicht sogar minispielartig: Wer in 30 Minuten die meisten Schätze gesammelt oder Monster erledigt hat, hat gewonnen...?
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Technisch läuft Dragon Quest Treasures rund. Sollte es jemals irgendwo Framedrops gegeben haben, sind sie mir zumindest nicht aufgefallen. Ich habe aber auch nicht darauf geachtet. Viel zu bunt und lebendig ist die Welt dargestellt und es gibt jede Menge verschiedener Bereiche. Zwar gibt es durchaus grafisch aufwendigere Titel, doch Dragon Quest Treasures ist ohne Zweifel hübsch und will sicher auch auf diese Weise seinen kindgerechten Charme von Anfang an rüberbringen. Denn der Schwierigkeitsgrad hält sich sich in Grenzen, die Sprache (durchweg Textboxen, nur vereinzelt geben die Charaktere eine phonetische Floskel von sich) ist sehr mild und auch, wie schon angedeutet, das Kampfsystem ist nicht unbedingt simpel, weil es doch so einige Buttonkombinationen und Spezialaktionen gibt, aber die lernt man schnell und sie sind nie in hektischen Momenten anzuwenden.
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Gleiches gilt für die Charakterprogression. Unsere Party levelt und kann ausgerüstet werden, doch bleibt das alles sehr überschaubar. Soll heißen, hier kann nicht wie bei zum Beispiel einem Disgea getweaked werden. Man propft seinem Charakter 1-2 Boni auf, und dann ist das auch schon wieder.
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Lobend erwähnen will ich noch die Musiken und Soundeffekte. Vor allem ersteres ist dem Team hinter Dragon Quest Treasures sehr gelungen. Soundtrack-CD, bitte! Die Soundeffekte, als Explosionen, Waffenklirren, Fausthiebe passen ebenfalls und kommen gepaart mit einigen Bildeffekten toll zur Geltung, beziehungsweise unterstreichen die Action.
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FAZIT
In ungefähr 20-25 Stunden ist die Hauptstory durchgespielt. Klar kann man währenddessen und danach noch viele weitere Stunden für den optimalen "100%-alles gefunden"-Spielstand investieren. Aber schon in den zwei Dutzend Story-Stunden war mir der Gameplay-Loop manchmal etwas zu monoton und nicht immer befriedigend, sodass zumindest ich nicht die Ambitionen hege, meinen Spielstand auf Perfektion zu trimmen.
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Kinder, RPG-Neulinge oder Die-Hard-Fans von Dragon Quest sind sicherlich diejenigen, die am ehesten ihre Freude mit Dragon Quest Treasures haben werden. Wer allerdings schon so manche RPG-Erfahrung sammelte, wird mit Dragon Quest Treasures gewiss unterfordert sein.
Jörg Singleplayer: 71%

Verfasst von Jörg am 13.12.2022,
bemustert durch Square Enix
für bis zu 1 Person/en
Release am 09.12.2022