Tony Hawk trifft auf Rogue-Like? Kann das überhaupt gut gehen oder erwartet uns mit Descenders ein ordentlicher Griff ins Klo? Um diese Frage beantworten zu können, gilt es, das Spiel genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nun kommen wir zunächst einmal zum größten Unterschied im Vergleich zur Konkurrenz, die Gestaltung der Spielwelten. Diese sind nicht etwa wie in einem Tony Hawk oder Steep in Sandbox-Level oder offene Welten unterteilt, sondern komplett zufallsgeneriert. In jedem gewählten Level baut der Streckeneditor ein zufälliges Level auf und gibt euch dazu eine passende Nebenaufgabe wie beispielweise einer Reihe von Tricks zu bewältigen, eine vorgegebene Höchstgeschwindigkeit zu erreichen oder das Ende der Strecke überhaupt zu finden. Denn nicht immer bedeutet eine erstellte Strecke, dass wir uns an einem vorgegebenen Weg halten, manchmal baut das Spiel schlichtweg einen steilen Hang ohne jegliche Strecke.
Glücklicherweise hilft uns zur Orientierung eine Markierung oberhalb des Bildschirms, welche jederzeit zeigt, wo wir uns gerade befinden und wie weit das vermeintliche Ziel noch entfernt ist. Doch auch jene Level, die einen klaren Fahrtweg vorweisen, müssen nicht zu jeder Zeit strickt durchfahren werden. Viel mehr ist es so, dass der Weg das Ziel ist. Schafft ihr die geforderten Rückwärtssalti außerhalb der abgesperrten Strecke zu meistern? Kein Problem! Findet das Ziel und ihr habt eure Aufgabe mit Bravour erledigt. Natürlich können zu den vorgegebenen Zielen noch viele weitere Tricks gemacht werden, gibt ja immerhin Punkte und Punkte sind wichtig! Die Kurse selbst sind meist nicht länger als 1 Minute in der Summe, dafür gibt es jedoch jede Menge von diesen.
In der Aufgabenliste kann ein jeder Biker selbst wählen, welchen Pfad er als nächstes beschreiten möchte. Die Gegebenheiten, etwa wie kurvenreich eine Strecke ist oder wie viele Tricks auf ihr gemacht werden können, lassen sich anhand eines Diagramms ermitteln. Zeitdruck habt ihr nur dann, wenn es eine vorgegebene Zeit vorab gibt, was allerdings recht selten vorkommt. Habt ihr erst einmal einige Strecken gemeistert, dürft ihr euch ein Teammitglied aussuchen, das euch das Fahren auf den nachfolgenden Strecken deutlich erleichtert. So steht in der Beschreibung beispielsweise "weniger kurvige Strecken" oder auch "bessere Haftung", was sich prinzipiell von selbst erklärt. Meistert ihr zudem den sogenannten Boss-Sprung, könnt ihr die vorgefertigte Strecke dauerhaft auswählen. Zudem gibt es ab und an Bonusstrecken, die andere Aufgaben von euch abverlangen und sich in ihrem grundlegenden Design komplett von den normalen Strecken unterscheiden.
Auch einen Tag-Nacht-Rhythmus hat das Spiel vorzuweisen, jedoch ist hier besondere Vorsicht geboten, denn bei Dunkelheit steigt zugleich die Gefahr zu stürzen. Ach ja und dann wären da noch die Leben, die euch das Spiel für jeden Kurs zur Verfügung stellt. Denn Descenders ist alles andere als ein einfaches Spiel! Seid ihr beispielsweise schon bei der 10. Strecke und scheitert bei dieser, müsst ihr komplett von vorne anfangen und alle bisher gemeisterten Aufgaben sind vergebens gewesen. Doch nicht verzagen, denn mittels des Meistern der Bonus-Aufgaben könnt ihr eure Leben erneut aufstocken.
Die wahre Herausforderung sind allerdings die vorgefertigten Parcours, welche stark an TV-Serien wie Ninja Warrior oder Takeshi's Castle erinnern. Jeder Trick sollte nahezu bis zur Perfektion gemeistert worden sein, um diese bockschweren Level bewältigen zu können. Optional könnt ihr zudem den Free-Rider-Modus spielen, bei welchem ihr völlig ungezwungen eure Fähigkeiten ausbauen könnt. Neben dessen gilt es, zahlreiche Outfits und Bikes freizuschalten, die eurem Fahrer einen ordentlichen optischen Anstrich verpassen können.
Technisch bewegt sich Descenders im gesunden Mittelfeld. Beim reinen Fahren sehen die Umgebungen noch recht ansehnlich aus, betrachtet man allerdings eine Strecke genauer, fallen die vermatschten Texturen und die aufpoppenden Streckenelemente schon sehr auf. Die elektronische Musik ist hingegen der Hammer! Diese lässt den Spieler in einen Bann verfallen und motiviert ungemein. Auch die Steuerung kann sich sehen lassen und geht nach den ersten Spielstunden fließend ins Mark über.
FAZITDescenders sticht aus der Masse heraus und hebt sich durch den Aspekt eines Rogue-Likes zur Genüge von verwandten Spielen ab. Jedoch ist die Lernkurve sehr steil und auch die Frusttoleranz sollte hoch sein. Schafft man es allerdings, sich damit zu arrangieren, steht dem Spielspaß nahezu nichts mehr im Wege.