Diesmal nehme ich mir das allererste Castlevania vor, welches damals noch auf dem Spiel "Vampire Killer" basierte, 1987 auf dem NES erschien und den Grundbaustein der Castlevania-Reihe legte. Die meisten der heute erfolgreichen Spiele haben sich bereits in der frühen, pixeligen 2D Zeit der Videospielszene durchsetzen können - dies ist eines davon. Was und wie viel man sich von Castlevania erhoffen kann, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Ein Schloss und seine TückenGanz NES-typisch erwartet euch ein Spiel ohne besonders viel Vorgeschichte, sprich: Die Story zum Spiel ist wie in den meisten Fällen sehr einfach gehalten. Selbst das Intro umfasst, wenn ich großzügig bin, vielleicht 10 Sekunden. Denn alles was ihr zu sehen bekommt, ist den Hauptcharakter, Simon Belmont, welcher ein paar Schritte in Richtung eines Mauertores zum Schloss macht und davor stehen bleibt - ja, das war's.
Castlevania handelt von jenem Herrn Belmont, der sich im Schloss durch insgesamt 6 Level mit jeweils mehreren Abschnitten kämpfen muss, um schließlich beim Vampirlord Dracula anzukommen und sich diesem entgegenzustellen. Klingt simpel; ist es auch. Da das Spiel sich in Dracula's Schloss abspielt, sind die Gegner sehr typisch gehalten: Geister, Fledermäuse, Skelette, feuerspeiende Statuen, Ritter mit Waffen, ... alle sind mit von der Partie und freuen sich darauf, euch das Leben zur Hölle zu machen.
Apropos Hölle: Wer sich an Castlevania heranwagt, sollte sich auf einen hohen Schwierigkeitsgrad einstellen. Ihr habt es fast immer mit mehreren, gegnerischen Elementen gleichzeitig zu tun, und ganz nebenbei im Boden meist auch noch irgendwelche Löcher oder Wassergruben, in die man besser nicht hineinfällt. Es war in älteren Spielen öfter der Fall, dass der Schwierigkeitsgrad drastisch angehoben wurde, um den kleinen Umfang auszugleichen und damit die Motivation wieder anzuheben, was leider auch nach hinten losgehen kann und eher demotiviert.
Dass sich Simon, nach dem Springen, in der Luft nicht mehr drehen oder die Sprungdistanz geändert werden kann, erleichtert die Sache nicht. Drückt ihr beispielsweise beim Abspringen nur den Sprungknopf, nicht aber nach links oder rechts, springt der Charakter auch wirklich nur senkrecht nach oben und kann in der Luft auch nicht mehr nach rechts oder links umgelenkt werden. Wenn ihr nun also eine bewegliche Plattform unter euren Füßen habt und von rechts eine Fledermaus kommt, über die ihr hinweg springen wollt, drückt ihr den Sprungknopf. Richtig? Tja, wenn es mal so einfach wäre. Tut ihr dies, springt Simon wieder kerzengrade in die Luft und die Plattform unter ihm entfernt sich freudig, sodass er im Graben landet. Wenn ihr aber einen Sprung nach rechts ausführt, um der Plattform zu folgen und dem Flattermann auszuweichen, springt ihr meist zu weit und seid der Plattform einen Tick voraus - heißt also auch hier: "Hi, Graben".
In vielen Fällen solltet ihr deshalb auf's Springen verzichten und lieber zu eurer Waffe, der Peitsche greifen. Diese lässt sich durch die in den Levels erhaltbaren Upgrades um zwei Stufen erweitern, wobei die zweite Stufe die Kraft der Peitsche verstärkt und sie zum Morgenstern macht, und die dritte Stufe ihre Reichweite erhöht.
Rundum-Sorglos-PaketAbgesehen von den oben genannten Mängeln hat Castlevania alles, was das Zockerherz höher schlagen lässt. Die Grafik ist für ein Retro-Spiel einfach spitze, die Levels abwechslungsreich und selbst die Musik klingt hier so gar nicht nach "piep-piep-piep", sondern verleitet regelrecht zum Mitsummen.
Wobei ich mir für die Levels eine etwas andere Aufteilung gewünscht hätte. Jedes der 6 besteht wie oben erwähnt aus mehreren Abschnitten. Sterbt ihr, startet ihr am Anfang des zuletzt erreichten Abschnitts. Das Problem: Bei einem Game Over müsst ihr das gesamte Level (welches sehr lang werden kann) mit allen Abschnitten erneut von vorn beginnen, was auf Dauer ziemlich frustrierend sein kann, zumal eure Punktzahl dabei auch wieder bei Null startet. Man hätte die Levels um die Hälfte der Abschnitte kürzen und daraus lieber eigenständige Levels machen sollen, das würde einiges erleichtern.
Doch zurück zu den guten Dingen im Spiel, die überwiegen und von denen Castlevania genug zu bieten hat. Wenn ihr das Spiel zum ersten Mal anspielt, werden euch vermutlich direkt die vielen verschiedenen Elemente in der obigen Anzeige auffallen. Castlevania ist nämlich vom Gesamtpaket her sehr durchdacht. Ihr habt für so ziemlich alles eine Anzeige und damit den Überblick: eure aktuelle Punktzahl, eure Gesundheit und die eures Gegners (sofern dieser ein Boss ist), die restliche Zeit für's Level, euer momentanes Spezial-Item, wenn ihr eines besitzt, die Anzahl gesammelter Herzen und zu guter Letzt natürlich eure verbleibenden Leben.
Nahezu alles, was man für ein gutes Spiel braucht, ist hier vertreten. An dieser Stelle möchte ich abschließend näher auf die im Spiel erhältlichen Items und deren Einsatz eingehen. Spezial-Waffen und die dafür benötigten "Einsatz-Herzen" findet ihr, indem ihr die überall herumhängenden Kerzenleuchter angreift. Wenn ihr Gegner besiegt, lassen sie ebenfalls manchmal Items oder Herzen fallen, die von verschiedenstem Nutzen sein können. So erhöhen Geldsäcke eure Punktzahl, Fleisch füllt die Lebensenergie etwas, Tränke machen euch für kurze Zeit unverwundbar und die Uhr hält Gegner einen Moment an, während ein aufgesammeltes Kreuz alle im Bild befindlichen Gegner stattdessen sofort besiegt. Kerzenleuchter und Gegner lassen auch die Upgrades für eure Peitsche fallen.
Weiterhin könnt ihr Spezial-Waffen erhalten, deren Einsatz jedoch auf gesammelte Herzen beschränkt ist. Denn jedes Mal, wenn ihr Spezial-Waffen einsetzt, sinkt die Anzahl Herzen um ein bestimmtes Maß.
FazitWie, ich habe noch nicht genug erzählt? Okay, dann noch mal mit wenigen Worten: Zuschlagen, Retro-Liebhaber und Leute, die nach einem guten Spiel suchen!
Aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades kann Castlevania über Stunden fesseln. Sobald man geübter ist und die besonders schwierigen Stellen in- und auswendig kennensollte, lässt sich das Spiel in gut einer bis zwei Stunden durchrennen, was bei einem Preis von nur 5 Euro aber wohl kaum jemandem weh tun wird. ;)