Europa des 18. Jahrhunderts. Durch die aufkommende Industrialisierung fürchten die Alchimisten um ihren Einfluss und öffnen das Tor zur Hölle. Nur durch ihre eigenen menschlichen Waffen, den Scherbenbindern, gelingt es, die Dämonen zurück zu treiben. Zehn Jahre später beginnt alles von neuem.
Dank Hauptcharakter Miriam komme ich mir allerdings nicht so unwissend in diesem Szenario vor, hat sie doch die letzten Jahre im Dornröschenschlaf verbracht und erinnert sich daher nur an grobe Eckpunkte und ein paar Namen. Wenn auch ihr Charakter und ihre Motivation in Stein gemeißelt ist, ihr Äußeres lässt sich im Spielverlauf anpassen. Neben der Farbe für Kleid, Haare, Haut und sogar Augen, schalte ich diverse Frisuren frei. Auch eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen spiegeln sich im Charaktermodell wieder.
GAMEPLAYDie frei konfigurierbare Tastenbelegung lässt keine Wünsche offen und so springe und schlage ich mich wahlweise mit dem Controlstick oder Richtungstasten/Steuerkreuz durch die Gänge. Magie beherrsche ich leider nicht von Beginn an, sondern muss diese erst aus der Dämonenschar extrahieren. Denn ähnlich wie es Soma Cruz und Shanoa in einigen Castlevania-Titeln vorgeführt haben, ist auch Miriam in der Lage, die Essenz eines Gegners aufzunehmen und für ihre Zwecke einzusetzen. Grob unterteilt das Spiel hier in sechs Kategorien, wobei drei aktiver und die drei anderen passiver Natur sind. Abgesehen von den Skillscherben kann ich zwar immer nur einen Zauber ausgerüstet haben, dank der Tastenkürzel-Aktion darf ich allerdings von mir zusammengestellte Sets im laufenden Spiel wechseln ohne alles manuell im Pausenmenü umstellen zu müssen. So kann ich in etwa ohne großen Aufwand von einem schnellen Reiseensemble auf einen schlagkräftigen Build wechseln, wenn es unerwartet zu einem schweren Schlagabtausch kommt.
Neben diverser kleineren und größeren Klingenwaffen weiß Miriam auch mit Peitschen, Speeren und sogar Schusswaffen umzugehen. Selbst unbewaffnet erwehrt sie sich dank einer Vielzahl an Stiefeln. In den Bücherregalen des Schlosses lassen sich zudem neben Einträgen zur Spielwelt, erlernbare Spezialmanöver finden. Diese, meist in Halbkreisbögen einzugebenden, Kommandos sind zu Beginn zwar an bestimmte Waffen gebunden, meistert Miriam aber durch wiederholten Einsatz die Technik, steht sie ihr fortan für alle Waffen der dazugehörigen Kategorie zur Verfügung. Der implementierte Kreislauf an Grinding in Verbindung mit Looten und Leveln klappt in Bloodstained: Ritual of the Night wunderbar - auch wenn ich bei Zeiten mal bevorzugte nicht erst auf Beutezug gehen zu müssen, um mich auf den nächsten Bosskampf vorzubereiten.
Nach dem Tutorial in Form einer ungemütlichen Schiffsreise, lande ich in den trostlosen Überresten eines Dorfes. Dahinter erstreckt sich das Dämonenschloss, welches es zu erkunden gilt. Doch komme ich im Handlungsverlauf immer wieder in das Dorf zurück, um mit den verbleibenden NPCs zu interagieren. Ich hole mir Tipps zum nächsten Zielpunkt ab, nehme Nebenmissionen an, handle und versuche mich an der Alchemie. Nötige Heilungstränke und Gegenmittel sind im Schloss nämlich Mangelware, sodass ich zum Kauf oder der eigenen Herstellung angehalten bin. Mit dem nötigen Rohmaterial kann ich nämlich so gut wie alle Gegenstände selbst herstellen und auch meine magischen Scherben lassen sich somit verbessern. Gekocht wird ebenfalls, wobei viele fertige Speisen sogar mehr Lebensenergie wieder herstellen als ein Heiltrank und mir beim erstmaligen Verspeisen sogar einen permanenten Boni für meine Werte geben.
Am eigentlichen Gameplay gibt es nichts zu mäkeln. Lediglich die automatische Karte wirft permanent Fragen auf. Diese einzelnen, blauen Rechtecke geben mir keinerlei Gefühl der Übersicht und erschweren mir immer wieder die Navigation - zumal die gelegentlichen 3D-Abschnitte noch schlechter zu verfolgen sind. Ansonsten läuft alles in gewohnter Metroidvania-Manier ab. Viele neue Fähigkeiten geben mir die Möglichkeit, das Schloss weiter zu erkunden und gelegentlich stolpere ich über eine Zwischensequenz, welche die Story vorantreibt und die Motivation anderer Schlossbesucher etabliert. Musik, Soundeffekte und die wahlweise japanische oder englische Sprachausgabe tragen passend zur Atmosphäre bei.
TECHNIKHat man den direkten Vergleich vor Augen, zieht Bloodstained: Ritual of the Night auf der Nintendo Switch gegenüber den anderen Versionen den Kürzeren. Auf dem Handheld lässt sich die schwächere Optik allerdings noch verkraften. Doch leider ist die Grafik nicht er einzige Kritikpunkt. Pop-Ins, Slowdowns, gelegentlich ungewöhnlich lange Ladazeiten und sogar Abstürze der Software lagen bei mir an der Tagesordnung. Letzteres ist besonders ärgerlich, da es keine Auto-Save Funktion gibt.
Auf der Packungsrückseite wirbt Bloodstained: Ritual of the Night mit diversen Spielmodi, zusätzlichen Charakteren und sogar ein Mehrspielermodus wird kleingedruckt erwähnt. Doch viele dieser Features sind mit einem Sternchen versehen, welche verraten, dass dieser Inhalt erst nach kommenden Updates zugänglich sein soll. Wer sich demnach die physische Version zulegt, bekommt zwar bereits ein umfangreiches Spiel, das gesamte Paket wird jedoch nicht auf der Cartridge zu finden sein. Mit den angeprangerten Schwächen zudem nicht mal in gut spielbarer Form.
FAZITBloodstained: Ritual of the Night ist ein unheimlich gutes Spiel, das aber unter technischen Unzulänglichkeiten leidet. Sehr schade, dass die tolle Akustik und Spielbarkeit so unter der mangelnden Performance leiden und lediglich die Mobilität der Konsole es sich von den anderen Versionen abheben lässt - welche aber dafür eine deutlich bessere Performance bieten. Darum lieber erstmal auf die versprochenen Patches warten...