Das Spiel startet direkt mit einem Trailer zum Kinofilm, damit man weiss, worum es in besagtem Film geht und was in etwa darin passiert. Die Handlung scheint einigermaßen dramatisch zu sein und ein bisschen Romantik ist offenbar ebenfalls gegeben... Da bekommt man direkt Lust auf mehr und freut sich auf die Dinge, die da kommen mögen.
Dann beginnt das eigentliche Spiel. Ohne aber viel erklärt zu bekommen, nennt uns eine Dialogtafel die Aufgabe, von A nach B zu reiten und verrät uns, welche Taste auf dem Controller was tut. Mit dem linken Analogstick wird das Pferd, auf dem wir sitzen, bewegt, und wenn wir immer wieder A drücken, lassen wir es schneller laufen. Die Steuerung funktioniert auch erstaunlich gut und unser Reittier lässt sich problemlos führen.
Wir erfüllen also unsere erste geforderte Aufgabe, indem immer wir dem unten eingeblendeten Richtungspfeil folgen und auf unserem Weg Farbbögen durchqueren. Diese Bögen sind Checkpoints, die sicherstellen, dass wir auch wirklich die korrekte Route nehmen. Am Ziel angekommen, beglückwünscht uns sehr knapp ein weiteres Dialogtäfelchen und das nächste nennt uns die zweite Aufgabe: Wir müssen zu einem anderen Ort reiten.
Nach zwei, drei weiteren Ritten von A nach B ist das Tutorial vorbei und wir kennen ein wenig von der Umgebung und haben uns auch mit der Steuerung, beziehungsweise dem Umgang mit dem Pferd vertraut gemacht. Jetzt kann's also losgehen. Doch leider ist und bleibt Bibi & Tina - Das Spiel zum Kinofilm im Grunde so, wie es schon im vorherigen Tutorial war. Wir reiten zu einem angegeben Zielpunkt auf der Karte, müssen dabei die bunten Bögen passieren, um nicht so sehr von der Route abzukommen, und in welcher Richtung der gerade nächste Bogen ist, verrät durchweg der einem Kompass ähnliche Pfeil. Wir können also nicht viel falsch machen.
Lediglich einige der vorgegebenen Zeitlimits sind nicht von Pappe. Selbst sehr erfahrene Spieler/innen werden hin und wieder einige neue Versuche einer Aufgabe in Angriff nehmen müssen, weil es oft so eng ist, dass man sich auch nicht den allerkleinsten Fehler erlauben darf. Doch irgendwann hat man es dann geschafft und die nächste Reitaufgabe wird zugänglich.
Besonders schade ist, dass Bibi & Tina - Das Spiel zum Kinofilm durchaus die Voraussetzungen mitbringt, ein grandioses Spiel nicht nur für Bibi-&-Tina-Fans zu sein. Grafisch ist das Spiel echt in Ordnung und das Franchise bietet zig Wege, Abwechslung zu bieten. Ich stelle mir zum Beispiel ein Wettrennen auf der Rennbahn vor, oder man muss als Bibi dem Tierarzt Doktor Eichhorn helfen, mit seinem Auto schnell zum Martinshof zu gelangen, damit er einer der Stuten beim Gebähren behilflich wäre, oder sowas, weshalb beispielsweise Hindernisse aus dem Weg hexen könnte. Oder man könnte ein Fest auf dem Martinshof organisieren müssen, wobei man dann als Bibi vielleicht die richtigen Hexsprüche aufsagen muss, damit alles noch rechtzeitig aufgebaut wäre...
Doch Bibi & Tina - Das Spiel zum Kinofilm beschränkt sich allein auf das Reiten von A nach B. Ohne irgendwelche Storyelemente drumherum. Kein Alex, kein Graf von Falkenstein, keine Mutter Martin. Niemand ist da. Selbst Bibi und Tina haben miteinander keine Interaktion. Man kann zwar jederzeit entscheiden, ob man als Bibi oder Tina spielen, und auf welchem Pferd man reiten möchte, und die jeweils andere reitet dann vom Computer gesteuert immer hinterher, aber das ist alles, was man von der Vielfalt der Menschen aus der Bibi-&-Tina-Welt zu sehen bekommt.
Zwar gibt es ein schön großes, offenes Gelände, mitsamt Martinshof und zwei, drei weiteren bekannten Orten, doch es gibt keine Menschen und keine Tiere, die herumliefen oder herumstünden. Man ist mit sich und seinem Pferd allein - abgesehen von der jeweils anderen des Bibi-&-Tina-Duos, die stumm mitreitet. Alle Aufgaben erhält man von roten Dialogtäfelchen und man spielt eine Von-A-nach-B-Reitaufgabe nach der anderen. Es fehlen einfach Anreize, einfach mal innezuhalten und sich die Umgebung anzugucken, oder irgendwelche Dinge abseits der Reiterei zu erledigen. Dabei wäre es sehr simpel gewesen, beispielsweise wenigstens zu erklären: "Reite von A nach B, um einen Brief von Frau Martin an den Grafen von Falkenstein zu transportieren"...
Immerhin kann man stets auf den Martinshof zurückreiten und dort ein paar kurze Minispiele absolvieren, wobei man dann ein Pferd striegelt (mit dem linken Analogstick ein wenig hin- und herwackeln) oder die Hufe reinigt (ebenfalls: mit dem linken Analogstick ein wenig hin- und herwackeln). Doch bringen diese Minispiele keine rechte Würze ins hier reichlich monotone Reiterinnenleben. Es gibt dafür keine Punkte und auch keine versteckten Spielinhalte, die nun zugänglich werden würden.
Haben wir dann die drei Dutzend Reitaufgaben gemeistert, folgt ein kleines Wettrennen, bei dem endlich auch mal einige andere mitreiten. Man muss in einem Labyrinth als Erste den richtigen Weg ins Ziel gefunden haben. Ist auch diese Aufgabe erledigt, folgt der Abspann.
Zwar gibt es noch einen separaten Spielmodus, der auch direkt von Anfang an verfügbar ist, doch ist das Spielprinzip im Kern dasselbe. Mit einer Änderung: Wir dürfen frei herumreiten, ohne Zeitlimits, und können sogar hier und dort kleine Symbole finden, mit denen wir, wenn wir genug haben, peu a peu weitere reitbare Pferde freischalten, doch ist die Sucherei nach den Symbolen sehr müßig, weil es keinen Indikator gibt, wo ein Symbol zu finden ist, weshalb man das riesige Gebiet schlichtweg Meter für Meter abreiten muss, um nicht vielleicht doch irgendwas zu verpassen. Das macht nicht gerade viel Spaß. Dabei wäre es toll gewesen, wenn man Hinweise erhielte, wie "Suche beim Baum mit der schönen Aussicht", oder irgendwas in der Art. Doch davon abgesehen: Alle Perde sind exakt gleich in allen Belangen, lediglich die Fell- und Haarfarben sind unterschiedlich.
TECHNIKObwohl die Steuerung für sich eigentlich sehr gut funktioniert, ist es enervierend, ständig die A-Taste kurz drücken zu müssen. Sie einfach gedrückt halten zu können, wäre wesentlich komfortabler. Und dass es mit der Kondition der Pfede nicht weit her ist, macht es noch umständlicher. Denn bereits nach wenigen Sekunden ist die Kondition beinahe auf 0 gesunken, weshalb man wieder eine Weile mit sehr, sehr leichtem Schritt vorwärts kommen muss - aber das Vorankommen wird dadurch äußerst zäh. Es ist möglich, die Kondition des Pferdes durch sauber getimtes Drücken der A-Taste effizient auszunutzen, um so eine gute Balance zwischen Geschwinkeitkeit und Kondition zu erhalten, doch ist das immer wieder und wieder notwendige Betätigen der A-Taste einfach kein Spaß und zudem ermüdend.
Ferner scheuen die Pferde manchmal, obwohl kein Hindernis in Sicht ist, sondern höchstens eine kleine Unebenheit auf dem Boden - im Besonderen in der Nähe von Felsen -, welche die Kollisionsabfrage des Spiels wohl als "Hier geht es nicht weiter!" interpretiert, und weshalb das Pferd abrupt stehen bleibt, verweigernd wiehert und sich dabei etwas aufbäumt. Was alles in allem etwa 10 Sekunden Zeit kostet, bis man dann normal weiterreiten kann.
Abgesehen davon aber ist die Präsentation als solche eigentlich sehr gelungen. Der Grafikstil weiss sehr zu gefallen und auch die Animationen sind gut getroffen - sieht man einmal davon ab, dass die Gesichter von Bibi und Tina wie jene von Porzellanfiguren aussehen: Seltsam weiss und vollkommen starr. Dennoch: Es ist einfach viel zu wenig los. Die Umgebungen sind hübsch gestaltet, und gerade das Waldgebiet gefällt mir besonders. Doch die Welt ist nunmal leider völlig verwaist. Niemand zu sehen, niemand zu hören, keine Dialoge. Keine anderen Reiter, die man trifft, keine Autos, die den Weg kreuzen, keine Eichhörnchen flitzen den Baumstamm hoch, keine Vögel fliegen am Himmel...
Selbst der Bezug zum Kinofilm ist sehr marginal. Zwar werden, wenn das Spiel für einen kurzen Augenblick laden muss, Bilder einiger Filmszenen eingeblendet, und für jede absolvierte Reitaufgabe gibt es je ein Bild aus dem Film mitsamt kurzem Text, was man da gerade sieht, für die Detailansicht, doch das war es auch schon. Keine einzige der Handlungen aus dem Film wird spielerisch aufgegriffen, noch wird dieser, wenn es auch nur ansatzweise wäre, durch irgendwelche Vorkommnisse im Spiel nacherzählt. Höchstens das Irrgartenwettrennen ganz am Ende könnte man mit viel Wohlwollen als kleine Parallele zum Film durchgehen lassen.
FAZITDer erste Eindruck durch den Filmtrailer und auch die ersten paar Minuten im Tutorial sind sehr vielversprechend, weil die Grafik durchaus sehr passend ist. Doch schnell stellt man fest, dass man forwährend vollkommen allein durch eine - wenn auch hübsche - Gegend reitet. Immer wieder von A nach B nach C nach D... Die Welt von "Bibi & Tina" ist sehr reichhaltig und besteht aus weit mehr als ausschließlich herumzureiten. Leider greift das Spiel kaum etwas auf. Noch dazu ist das Reiten durch das Konditionskonzept reichlich umständlich und die Spielzeit ist mit 3-5 Stunden, wenn man wirklich alles erledigt haben will, nicht sehr ergiebig...