GEISTFORMDie Idee, dass man als Spieler/in einen Geist steuert, der nur dann voranschreiten kann, wenn er in andere Personen schlüpft, ist nicht neu. Mittlerweile gab es so einige Titel, die dieses Konzept umsetzten. Doch bei Avenging Spirit, einem Arcade-Port für den Game Boy, war das Anno 1992 noch etwas ziemlich Neues, und es ist erstaunlich, wie ausgereift das Ganze damals schon war.
Also: Ihr schlüpft in die Rolle eines Geistes, um eine holde Maid zu retten, die entführt wurde. Um die Holde zu befreien, müsst Ihr mithilfe der Erfindung des Vaters des Mädchens Eure geistigen Fähigkeiten so gebrauchen, um je nach Notwendigkeit in die Körper der Gegner zu schlüpfen, was Euch helfen wird, die sechs Level zu meistern.
In einem Mini-Tutorial, kurz, bevor Ihr Level 1 betretet, erklärt Euch das Spiel, wie man es spielt: Um in den Körper eines Gegners zu schlüpfen, müsst Ihr in Geistform über den Kopf des Gegners schwirren und dann B drücken - das war's. Jetzt könnt Ihr in dieser Gestalt laufen, springen und schiessen. Verliert Ihr all Eure Lebensenergie in Körperform, fahrt Ihr aus diesem Körper heraus, werdet wieder zum Geist und die Geistanzeige läuft ab - und zwar recht flott. Gelingt es Euch jetzt nicht, rasch in einen neuen Körper zu schlüpfen, bevor Eure ganze Geistenergie futsch, ist das Spiel vorbei; habt aber für das aktuelle Level immer unendlich viele Continues übrig.
LICHTSCHEUES GESINDELEine, wie ich finde, ziemlich gute Lösung. Denn so hat man keine Chance, einfach mal eben als - unverwundbarer! - Geist bis zum Ende des Levels zu gleiten, sondern man muss auf herkömmlichem Wege das Ziel finden. Damit das kein unmögliches Unterfangen wird, gibt es hier und dort Ampullen, die Eure Geist- oder Körperenergie auffrischen, wenn Ihr sie aufsammelt.
Und das ist nötig, denn Ihr trefft auf allerlei lichtscheues Gesindel, das mit Maschinenpistolen, Blitzen und allem Möglichen noch auf Euch losgeht, während Ihr Euch bemüht, den Level zu meistern, wobei Ihr Euch diverse Körper schnappt und deren Fähigkeiten und Waffen übernehmt, die alle Vor- und Nachteile haben: Mal könnt Ihr hoch und weit springen, habt aber wenig Energie, mal habt Ihr eine geniale Feuerwaffe, könnt Euch jedoch nur langsam bewegen, oder, oder, oder... Die Variationen bezüglich Agilität, Sprungvermögen, Energie und Waffe sind mannigfaltig und Ihr werdet auch sehr schnell einen "Lieblingskörper" haben, in den Ihr vorzugsweise huscht.
Neben alledem gibt ausserdem noch die üblichen Jump'n'Run-Objekte. Fixe und sich bewegende Plattformen, Schluchten, Leitern, bei Kontakt todbringende Stacheln, und was man eben alles so kennt... ...am Ende jeden Levels gibt es dann noch eine Tür, die Euch in einen Boss-Kampf-Raum bringt, wenn Ihr hindurchgeht. Ist der Boss erledigt, folgt der nächste Level.
Als kleinen Extra-Ansporn sind irgendwo insgesamt drei Schlüssel versteckt, die Euch den "guten Abspann" einbringen, wenn Ihr alle gefunden habt - doch dazu verrate ich mal nichts weiter! :)
TECHNIKGrafik und Sound sind recht ordentlich, aber nicht mehr als befriedigend. Ich habe nichts zu meckern, aber auch nicht viel, was ich loben könnte. Die Spielidee ist auch toll und gut umgesetzt, ebenso wie der Schwierigkeitsgrad, den ich als passend empfinde, wenngleich ich die ersten beiden Level in einem Anlauf direkt absolvierte und beim dritten Level dann mehrfach nicht weiterkam.
Enttäuscht war ich aber, dass, wo schon jeder Level unendlich Continues bietet, dass es nur sechs Level gibt. Das heisst, wenn man gerade einen guten Tag erwischt hat, ist man nach schätzungsweise 30-45 Minuten fertig und kann sich der nächsten Aktivität widmen.
FAZITFür Sammelkomplettisten ist Avenging Spirit natürlich ein Muss - alle anderen dürften Probleme haben, das Spiel für unter 3€ zu bekommen, wenn nicht im eShop des Nintendo 3DS. Wäre das Spiel dort auch nur um 50 Cent teurer, würde ich den Kauf nicht wirklich empfehlen, doch für 3€ kann man in die Retrowelt reinschnuppern und bekommt ein kurzweiliges, wenn auch gleichwohl kurzes, forderndes Spiel mit interessantem und gut umgesetzten Gameplay. Kein Muss, aber auch kein Fehlkauf.