Siesta Fiesta - witziger Titel, oder? Was würdet Ihr vermuten, was man darin zu tun hat? Schlafen? Party machen? Oder beides? Naja, jain, in einer mal etwas anderen - wenn allerdings auch sehr simplen - Story verpackt, spielt man Arkanoid/Breakout. Nur dass es kein Paddel oder Raumschiff gibt, sondern ein Bett, und für den Ball oder die Kugel nehmen wir ein kleines Männchen, das sich zu einer Kugel zusammenrollt, um vom Bett abhüpft, wenn man so möchte.
Man muss nur das Bett entsprechend hin- und herbewegen, damit das Männchen, wenn es nach dem Abhüpfen wieder nach unten fällt, ernaut abhüpfen kann, statt auf dem Boden oder z.B. auch mal ins Wasser zu fallen. Dann würde man nämlich eines seiner 5 Versuche verlieren. Das bedeutet, wenn man sein Männchen im selben Level fünfmal danebenplumpsen lässt, hat man es vermasselt.
Warum sollte man sein Männchen durch die Level immer wieder vom Bett abhüpfen lassen? Weil das Männchen so dann Blöcke zerstören kann, die uns Punkte bringen. Denn trifft das Männchen einen der verschiedenen Blöcke geht er (der Block) meistens nach einem, zwei oder drei Treffern kaputt, je nachdem, welcher Art von Block es ist. Dazu verhält es sich so, dass viele Blöcke sich bewegen und so schwerer zu treffen sind, und es gibt außerdem Bonuselemente, die man nebenbei erreichen kann und sollte, und die so zusätzliche Punkte einbringen, wenn man die Elemente in einer bestimmten Reihenfolge berührt, beziehungsweise überhaupt berühren kann. Vorsicht ist allerdings geboten bei den Totenkopf-Blöcken, denn wenn man die trifft, bekommt man so einige Punkte abgezogen.
Als nette Idee scrollen die Level langsam und von selbst von links nach rechts, sodass man sich also etwas beeilen und gut zielen muss, weil die Blöcke, und somit deren damit verbundenen Punkte, sonst aus dem Bild herausgescrollt sind.
Das ist allerdings die einzige echte Neuerung an der Arkanoid-Formel, für die stattdessen aber keine Items gestrichen wurden. Das bedeutet, man hat "nur" seinen normalen Ball und kann Punkte allein durch eigenes Geschick erlangen, es gibt keine Extras wie Lasersalven, Multibälle und dergleichen.
Verpackt ist das Ganze in eine wirklich ansprechende Optik und Akustik. Siesta Fiesta versprüht soviel Charme, das ist kaum in Worte zu fassen - nicht zu vergessen, dass man ja mit Bett und Männchen durch die Level wandert, und auch die Kulissen wechseln. So gibt es auch Wasserlevel, bei denen das Bett zur Luftmatratze wird, es gibt Feuer, Eis und vieles mehr. Ferner ist stets alles farbenfroh und der Hintergrund wundervoll animiert. Dazu die Latinomusik mit flotten Rhythmen - einfach klasse. Kann man nicht anders sagen.
Auch die Steuerung schlägt in dieselbe Kerbe. Mit Steuerkreuz oder Circle Pad wird das Bett nach links und rechts bewegt, und mit A, L oder R kann man den Abhüpfer beim Aufprall verstärken, sodass das Männchen besonders hoch gelangen kann.
Augen, Ohren und Finger werden also keinerlei Grund zur Beanstandung haben. Man vergisst bei diesem hohen Niveau der Präsentation beinahe, wie alt das Gameplay-Konzept mittlerweile ist. Allerdings nur beinahe. An und für sich mag ich das Arkanoid-Gameplay und spiele Titel dieser Art gern mal, wenn sie gut gemacht sind. Und hier muss ich leider einwerfen, dass ich anfangs wirklich begeistert war - alles sieht toll aus, alles klingt wunderbar, und die Steuerung ist auch mehr als schick.
Aber so gegen Ende der zweiten Welt, das war nach ca. 30-40 Minuten Spielzeit, stellte ich fest, dass sich das alles irgendwie immer gleich anfühlt, und dass die Abwechslung fehlt. Die Idee, dass die Level von links nach rechts scrollen und die Hintergründe immer sehr hübsch anzusehen sind, hat viel für sich, und wirkt dem klassischen Konzept von Arkanoid, wo die Level fix sind und niemals scrollen und so weiter, eigentlich haushoch überlegen. Doch geht hierbei ein wesentlicher Baustein verloren: Bei Arkanoid waren die Blöcke in jedem Level nicht nur immer anders aufgebaut, sondern man sieht das auch direkt, jeder Level hat ein bestimmtes Muster für die Blockanordnung.
Selbstverständlich trifft dies auf Siesta Fiesta genauso zu, aber durch das Scrolling fällt es nicht so direkt auf. Zumal ich weiterhin erklären muss, dass durch das Scrolling die Blöcke zwangsweise langsam herauswandern und dann keine Punkte mehr bringen können; bei Arkanoid ist ein Level erst fertig, wenn man alle Blöcke zerstört hat - bei Siesta Fiesta endet ein Level, wenn man ins Ziel gelangte - das dauert je nach Level 2-4 Minuten. Dabei ist egal, wieviele Blöcke erwischt und wieviele Punkte erlangt wurden, und dann geht es in den nächsten Level.
Auf diese Weise tritt der Drang, einen Level mit möglichst vielen Punkten zu beenden, eher in den Hintergrund. Man kann natürlich einen Level wieder und wieder spielen und so den Highscore pro Level verbessern, aber jemanden wie mich interessiert Highscoring nicht soooo sehr, sodass mir die Ausdauer, einen Level solange durchzuhalten, bis er eben geschafft ist abgeht, weil ich im Grunde nur aufpassen muss, dass ich nicht mehr als fünfmal in einem Level draufgehe, und ansonsten schlicht bis zum Ziel aushalte. Und unter diesem Gesichtspunkt wird das Gameplay dann ziemlich monoton.
Ergänzend hierzu ist zu sagen, dass nur der höchste erreichte Highscore pro Level gespeichert wird, und es keine direkte Möglichkeit gibt, diese Scores mit anderen zu vergleichen - dies geht nur über das Miiverse, denn das erlaubt ja das Hinzufügen von Screenshots zu den Postings. Allerdings gibt es keine direkten Ingame-Miiverse-Funktionen. Das bedeutet, wenn man Highscores posten oder von anderen einsehen will, muss man manuell ins Miiverse wechseln und sich mühsam durch die Beiträge wühlen. Sodass das Highscorejagen für mich durch diese zusätzliche "Hürde" das letzte bisschen an Wert verliert.
Als weiteren Faktor möchte ich noch benennen, dass bei aller grafischen Finesse, und so ansprechend diese ist, es manchmal schwer ist, das Männchen im Blick zu behalten und so dann bestimmen zu können, an welche Stelle man das Bett nun zu bewegen hat. In gut einem Drittel der Fälle, in der ich einen Männchen-Versuch verlor, geschah dies, weil ich das Männchen quasi aus den Augen verlor.
FAZITMir tut es aufrichtig leid, dass mir Siesta Fiesta nicht besser gefällt. Das Game bedient Augen und Ohren hervorragend und wie immer das Settings wechselt - genau nach meinem Geschmack, zumal ich das Arkanoid-Gameplay echt gern spiele. Noch dazu, wo der Umfang mit 64 Leveln, vertielt auf 8 Welten, doch recht ordentlich ist, wenn man auf den Preis von unter 5€ guckt.
Doch ohne Items - obwohl ich auf die notfalls noch verzichten könnte - und ohne den Ansporn, einen Level immer wieder bis zur Perfektion zu meistern, weil das im Grunde nicht vorhandene Highscore-Konzept dem Spaß am selben nimmt, vergeht mir andauernd nach 20-30 Minuten die Lust, überhaupt weiterzuspielen. Und dass ich noch keinen einzigen Level ein weiteres Mal probiert habe, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Und das ist doch der Gag an so einem Titel: Man spielt immer wieder, um besser zu werden, oder um weiterzukommen. Doch wenn man sowieso immer weiterkommt und die Lust am Immer-wieder-spielen im Keim erstickt wird, was bleibt dann noch?
Ich vergebe darum immer noch stolze 70% - denn Siesta Fiesta ist ein im Kern echt tolles Stück Software und wird sicherlich genug Spieler und Spielerinnen finden, die weniger mäkelig als ich sind - aber ich kann nunmal nicht aus meiner Haut, und diese will nach einigen Minuten Spielzeit immer was anderes machen, sorry!