Pure Chess auf dem 3DS ist grundsätzlich ein und dasselbe Spiel wie für die Wii U auch. Das Gameplay ist unverändert, es kommt dieselbe Schach-Engine zum Einsatz, es gibt dieselben Online-Funktionen, sogar mir Cross-Platform-Funktionalität, und selbst der Aufbau der Menüs ist gleich.
Die Unterschiede, die man dann letztendlich doch ausmachen kann, sind also eher marginal, wenn man so will. Doch zuerst noch zu den Gemeinsamkeiten.
Da diese inhaltsgleich mit der Wii-U-Fassung sind, sei mir verziehen, wenn ich daher große Teile meiner Rezension für die Wii-U-Fassung hier erneut verwende - wozu das Rad neu erfinden! Wer sich aber eher für die Unterschiede interessiert, springt zum Absatz "Unterschiede" und liest ab dort weiter. Also, los geht's!
GEMEINSAMKEITENGeboten wird "Lokal spielen", "Schach-Herausforderungen", "Online spielen", "Wie man spielt", "Pure Store" und "Mein Profil".
Bei "Lokal spielen" kann man allein gegen die CPU oder im Hot-Seat-Verfahren abwechselnd gegen einen anderen Menschen antreten. Pure Chess bietet dazu die Optionen, mit welcher Farbe man spielen möchte, ob getätigte Züge rückgängig gemacht werden dürfen, ob eine Schach-Uhr mitlaufen, und ob auf dem Schachbrett grafisch angezeigt werden soll, auf welche Felder eine gerade gewählte Figur ziehen darf. Beim Spiel gegen die CPU kann diese zudem in zehn Stufen von "Affe" bis "Großmeister" konfiguriert werden.
Die "Schach-Herausforderungen" bieten einerseits vom Start weg 100 Szenarieren, bei denen man eine vorgegebene Schachspiel-Situation je nach Anforderung in einem bis fünf Zügen beendet haben muss, sodass man also beispielsweise mit einem Zug den gegnerischen König schachmatt setzen muss. Andererseits - und ebenfalls von Anfang an verfügbar - gibt es drei Turnier-Arten: Anfänger, Herausforderer und Meister. Obwohl die Turniere für sich gegen CPUs, also offline, stattfinden, wird die jeweils benötigte Zeit bis zum Sieg erfasst und in einer Online-Liste eingetragen und kann dort auch verglichen werden.
Unter "Online spielen" verbirgt sich logischerweise der Online-Modus von Pure Chess. Etwas verwundert war ich, dass das Spiel möchte, dass man sich zuerst registriert - sogar mit eMail-Adresse. "Höh? Ich dachte immer, das geht automatisch über die Nintendo-Network-ID?" Nein, hier nicht, denn Pure Chess bietet ein Feature, das allgemeinhin "Cross Platform Online" genannt wird. Das bedeutet, egal, ob man Pure Chess auf einer Wii U, einem 3DS, einer PlayStation 3 oder sonstwas spielt, jede/r Spieler/in kann gegen jede/n Spieler/in antreten, egal, auf welcher Plattform das virtuelle Gegenüber teilnimmt. Und, noch besser, mit ein und demselben Pure-Chess-Account kann man sogar an mehreren Plattformen spielen. So kann man mit seinem Account also beispielsweise auf Wii U und auch auf dem 3DS spielen.
Möchte man nun also, nach erstelltem Account, online loslegen, kann man gezielt durch Namens-Angabe nach einer/m bestimmten Gegner/in suchen, einen Freund aus seiner Freundesliste auswählen oder gegen zufällig ermittelte Gegner/innen antreten. Damit Pure Chess hier nicht vergisst, dass man leidlich Interessierte nicht passionierten Schachfans gegenüberstellen sollte, gibt es eine Online-Liste, die sich genau merkt, wer wie oft schon in wievielen Partien gewonnen und verloren hat, bzw. wieviele Gesamtpunkte mit diesem Account dadurch verbunden sind. Begonnen wird stets 1000 Punkten und je nach persönlicher Statistik bekommt man entsprechend Punkte hinzu oder abgezogen.
Mir unverständlich ist allerdings, wieso es keine Möglichkeit gibt, eine Online-Partie flüssig am Stück durchzuspielen. Denn gespielt werden kann hier nur zugweise. Die Partie wird gestartet, Weiss zieht, gelangt zurück in die Lobby und muss jetzt warten, bis Schwarz gezogen hat. Das kann sein, wann immer es Schwarz beliebt: Sofort, 2 Stunden später, morgen, in einigen Tagen... Dann zieht also Schwarz, gelangt zurück in die Lobby und muss nun auf Weiss warten.
Das bedeutet, selbst, wenn die Spieler/innen beide gewillt sind, die Partie am Stück zu spielen, geht dies nicht, ohne dass sie nicht nach jedem Zug in der Lobby landen und dann zurück in die Partie müssen - aber erst, nachdem die gegnerische Farbe gezogen hat - worauf man keinen Einfluss nehmen kann. Sicherlich ist es schick, dass Pure Chess auf dem 3DS eine moderne Variante des Briefschach anbietet, allerdings bleibt es online dabei, dass man nur auf diese Weise gegen jemand, und das ist einerseits irritierend und andererseits umständlich. Was die Gründe dafür gewesen sein mögen, online keine am Stück gespielte Schachpartie zu ermöglichen, weiss ich nicht und ich kann mir auch keinen einzigen vorstellen.
Die letzten drei Menü-Punkte sind rein passiv zu verstehen. Unter "Wie man spielt" bekommt man erklärt, wie Pure Chess bedient wird und welche Regeln im Schach gelten. Mit "Pure Store" wird man in den Pure Online-Store geführt, um sich dort eventuell zusätzliche Inhalte herunterzuladen. Denn abseits vom bereits durch die Basis-Software erhältlichen Umfang gibt es für 1,19€ oder 1,99€ Sets aus Umgebung und/oder Spielfiguren, um das Spiel etwas aufzupeppen - allerdings sind diese Inhalte wirklich rein optional, sie variieren lediglich das Look and Feel der Umgebung und der Spielfiguren. Weder das Gameplay oder die Regeln noch sonstige Dinge werden dadurch ergänzt oder verändert.
Zuguterletzt noch "Mein Profil", wo man sich das eigene Spiel-Profil angucken kann. Hier gibt es Statistiken und Optionen wie die Lautstärke von Musik und Soundeffekten oder welche Musikgenres zu hören sein dürfen, wie Klassik oder Jazz.
UNTERSCHIEDEPure Chess auf dem 3DS wird allein auf dem unteren Bildschirm gespielt. Auf dem oberen sieht man eigentlich nur eine 3D-Ansicht des aktuellen Spielgeschehens, sozusagen eine Art Zuschauerpesktive, wobei die Kamera sich nur minimal heran- oder wegbewegt und sich nur um Nuancen nach links oder rechts dreht. Sodass stets die exakt selbe Perspektive auf die aktuelle Partie geboten wird. Dies ist aber ohnehin irgendwie unwichtig, denn wer guckt schon nach oben, wenn unten das ist, was von Interesse ist?
Während also oben hübsche 3D-Animation zu bewundern ist, sind auf dem unteren Bildschirm alle notwendigen Elemente für das Spiel zu sehen, also die laufende Partie als solche, nebst Listen, kleinen welche Farbe zuletzt auf welche Felder zog und welche Farbe dem Gegenüber schon welche Figuren abluchste.
Diese laufende Partie ist allerdings sehr simpel visualisiert. Man sieht das Brett aus der direkten Draufsicht von oben und die Figuren sind stilisiert gehalten, was sicher dafür sorgen wird, dass die Meinungen hierzu auseinandergehen: Die Einen finden es wunderbar, denn im Grunde gehe es eh nur um Strategie selbst, die Anderen finden, es sei zu puristisch und einfallslos. Ich für meinen Teil finde es perfekt und finde es schade, dass auf der Wii U nicht auf Wunsch auch genau diese Ansicht gewählt werden kann.
Geboten werden außerdem diverse Varianten für Material (Holz, Plastik, Metall) und Form der Schachfiguren (traditionell, flache Scheiben), sowie auch für die Umgebung (Penthouse, Bibliothek, Museum). Dies ist auf dem 3DS nämlich mehr als zweitrangig, denn optisch sieht bei egal welcher Konfiguration auf dem unteren Bildschirm immer alles gleich aus - außer der Farbgebung, die ist anders. Nur auf dem oberen Bildschirm sieht man, wenn auch wirklich super in Szene gesetzt, wofür man sich entschied.
Somit geht der 3DS-Version ab etwas, was auf der Wii U geboten wird: Die edle Grundstimmung. Das Gefühl für Stil kommt zwar durchaus auf, jedoch nicht richtig zur Geltung. Und leider wurde auch hier versäumt, eine im Spiel integrierte Gamma-Korrektur zu erlauben. Helligskeits-Stufe 3 sollte es darum schon sein, wenn man nicht gerade in völliger Dunkelheit spielt.
Ferner muss sich der Entwickler sich die Frage gefallen lassen, wenn der 3DS das Spielgeschehen auf dem unteren Bildschirm sowieso auf das Allernötigste reduziert, warum man nicht die gleich die Grundfarben für Spielbrett und Figuren mit einer simplen Option wählen darf: Weiss und Schwarz, Rot und Blau, Grün und Gelb, was auch immer... Weshalb nämlich soll man - da wie erwähnt zumeist nur auf den unteren Screen geguckt wird - für eine simple Farbumstellung extra Geld ausgeben, wenn man ein anders Farbe-zu-Farbe-Schema möchte. Man bekommt von der Umgebung und der 3D-Darstellung der Figuren ja nur am Rande was mit. Glücklicherweise aber bietet Pure Chess in der Grundversion für 3DS annehmbaren Spielraum für ausreichende Gestaltung. Wer Schwarz-Weiss möchte, wählt z.B. Metall für die Figuren und Museum für die Umgebung.
FAZITDie 3DS-Version von Pure Chess ist weder besser noch schlechter als die der Wii U. Inhaltlich und im Gameplay sind sie vollkommen identisch zueinander - selbst die Menüs sind dieselben, Nur in der Darstellung der laufenden Partie gibt es Unterschiede. Dabei gibt es allerdings keinen generellen Vor- oder Nachteil zwischen der Darstellung auf der Wii U und der auf dem 3DS - es ist eben einfach nur anders, und höchstens, sofern überhaupt, eine Frage der persönlichen Vorliebe.
Wie gesagt: Besser oder schlechter ist keine der Versionen, und es bieten beide denselben Umfang - welche Version also bevorzugt wird, ist reine Geschmackssache. Ich kann nur empfehlen, dass man sich zumindest eine zulegen sollte, denn Pure Chess ist echt gelungen - nur der Onlineteil, da wäre, wie bei Pure Chess für Wii U, noch was dringewesen.