Einspruch, euer EhrenDual Destinies folgt dem aus den Vorgängern bekannten Storyprinzip: Das Spiel ist in vier unterschiedliche Episoden aufgeteilt, die jede für sich gesehen eine Mordgeschichte erzählt. Gleichzeitig bringen diese Fälle die Rahmenhandlung weiter, die dann in der letzten Episode komplett abgeschlossen wird. Das Konzept war in den letzten Teilen schon sehr passend und ist dieses Mal wieder genial umgesetzt: Man will seinen 3DS einfach nicht ausschalten, wenn der Fall beendet worden ist, da die Rahmenhandlung ja stets im nächsten Fall fortgesetzt wird.
Zusätzlich noch zu dieser guten Umsetzung der Story, fallen auch gleichzeitig die wirklich übertriebenen Charaktere auf, auf die man während der Fälle trifft: Ein kleptomanischer Hausverwalter, ein Professor, der direkt aus der Antike stammen könnte, ein Staatsanwalt, der selbst wegen Mordes verurteilt wurde und viele weitere überspitzte Charaktere, die immer wieder zum Lachen anregen.
Spurensuche & GerichtssaalkämpfeDas Spielprinzip lässt sich in zwei Bereiche aufteilen, die sich immer wieder abwechseln: Die Aufgabe besteht darin, sich in Point-and-Click-Manier durch die Schauplätze zu bewegen, den Tatort zu untersuchen, mit Augenzeugen zu sprechen und ihnen Beweise vorzulegen, damit man diese zu weiteren Aussagen bringt und somit Informationen für die Gerichtsverhandlungen bekommt.
Wie genau das vor sich geht? Ein Beispiel: Die Überwachungsaufnahmen, auf die man Zugriff hat, haben leider den falschen Zeitpunkt aufgezeichnet, was kann man da nur machen? Man geht einfach zum Inspektor, der für diesen Fall zuständig ist und präsentiert ihm das Videoband, damit er zeigt, was zu einen späteren Augenblick aufgezeichnet wurde.
Der nächste Teil sind die Gerichtsverhandlungen. Auf diese wird, wie man sich vielleicht bei einem Spiel über Rechtsanwälte denken kann, besonders viel Wert gelegt. Diese sind auch so gelungen, wie man es bei der Ace Attorney Reihe erwartet: Hier muss man besonders viel und genau nachlesen; der Staatsanwalt hält sein Eröffnungspladoyer (...oder jedenfalls SOLLTE er es tun, was im Spiel nicht immer der Fall ist...) und schon geht's los: Der Staatsanwalt versucht den Angeklagten als Schuldigen dranzukriegen und die Rechtsanwälte versuchen alles, um dies zu verhindern. Dafür müssen Beweise und manchmal auch gewagte Hypothesen vorgelegt, die Aussagen von Zeugen auseinandergenommen und diese manchmal auch mithilfe der besonderen Fähigkeiten der Anwälte der Lüge entlarvt werden.
Wie genau das abläuft? Hier ein Beispiel aus dem ersten Fall: Ein Gerichtssaal wurde mit einer Bombe, die in einem Elefanten-Kuscheltier versteckt war in die Luft gesprengt. Ein ziemlich verdächtig aussehender Zeuge, der nur mit einer Computerstimme spricht, da ihm normales sprechen zu ineffizient ist, behauptet, er habe gewusst, dass die Bombe hochgeht, da er den Timer auf dieser habe runterlaufen sehen.
"hmmm... EINSPRUCH - Der Sprengsatz war im Kuscheltier, er hätte es gar nicht wissen KÖNNEN!!!!" So und so ähnlich läuft es das ganze Spiel über ab: Man findet bei den Untersuchungen Beweise und legt sie später dem Gericht vor, wenn daran etwas komisch erscheint... dies macht man so lange, bis man die Unschuld des Mandanten bewiesen hat und der Konfettiregen beweist, dass man gewonnen hat. :-)
"Moment Mal!!!! Da fehlt doch noch was!!"Wie man es aus den Vorgängern kennt, gibt es auch dieses Mal die besonderen Fähigkeiten, die jeder der Anwälte mit sich trägt. Phoenix Wright, kann erkennen, wenn ein Zeuge etwas verschweigen will und deswegen lügt, und kann dann die innere Blockade auflösen, indem er durch Vorzeigen von Beweisstücken die Personen dazu bringt, dass Geheimnis preiszugeben.
Apollo Justice, der Jungspund und Held des 4. Ace-Attorney-Teils kann mithilfe seines Armbands die Zeugen besonders gut beobachten und sieht genau, wenn jemand lügt und kann diese darauf hinweisen. Athena Cykes, die Neuste im Bunde, bringt mit ihrer Halskette "Widget" ein neues Element ins Spiel, die sogenannte "Mood-Matrix": Hierbei wird aus den Aussagen der Zeugen anhand der Stimme die einzelnen Emotionen dahinter ausgefiltert - die Aufgabe des Spielers liegt nun darin, die Unstimmigkeiten zwischen Aussage und Emotionen herauszufinden. Eine Zeugin sagt, sie sei fast von einem Stein erschlagen wurde und hat dabei Freude in ihrer Stimme - irgendetwas stimmt da doch nicht!?
Diese Elemente lockern den gewöhnlichen Ablauf der Fälle etwas auf und passen gut ins Gameplay. Auch ganz allgemein kann man zum Spielprinzip sagen, dass es wirklich sehr Spaß macht! Einige würden sicherlich kritisieren, man müsse viel zu viel Text lesen und bei manchen Tatbeständen müsse man um zu viele Ecken denken, um zur Lösung zur kommen. Man kann diesen Beschwerden auch echt nicht von der Hand weisen, allerdings bekommt man dafür einen wirklich spannenden, unterhaltsamen Ablauf, der über die hohe Textlast hinweghilft. Und wenn es doch mal ZU schwer wird, kann das Spiel weiterhelfen - und damit sind wir auch zum nächsten Stichpunkt gekommen...
Änderungen zu den VorgängernDiejenigen, die die Ace-Attorney-Reihe kennen, haben sicherlich die letzten Absätze gelesen und gedacht: "Pah, alles nichts Neues, warum lese ich das, wenn ich sowieso alles aus den Vorgängern kenne...?!." Für diese Leute ist der folgende Abschnitt gedacht:
Wie bereits oben angesprochen, gibt es die Möglichkeit, während man sich im Gerichtssaal befindet, nach zwei misslungenen Versuchen einen Widerspruch zu finden, und wenn das nicht gelingt, kann man das Spiel um Hilfe bitten; natürlich wird dann keine perfekte Lösung serviert, sondern es kommen eher Hinweise wie: "Aussage XY hört sich ziemlich verdächtig an", oder etwas in der Art.
Neben dieser Neuerung gibt es noch weitere, die dafür sorgen, dass das Spiel auch für Neulinge zugänglich ist. Zum Einen gibt es in Dual Destinies die Protokolle, die ALLE Unterhaltungen des Spiels aufsammeln und immer wieder nochmal eingesehen werden können, wenn man mal nicht weiter weiß oder eine wichtige Sache vergessen hat.
Außerdem ist das Spiel in den Untersuchungsabschnitten deutlich linearer geworden - es gibt bestimmte Ziele, die in den Notizen festgehalten wurden und diese müssen abgearbeitet werden - außerhalb dieser ToDo-Liste kann man kaum etwas tun. So können z.B. auch nur Orte untersucht werden, die wirklich von Bedeutung sind und Charaktere sind nur an Orten aufzufinden, wenn sie auch gebraucht werden - diese Neuerung ist die einzige, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat, da sie viel zu viel Denkarbeit abnimmt.
Neben diesen Änderungen, möchte ich nochmal darauf verweisen, dass die aus anderen Ace-Attorney-Titeln bekannten Touchscreen-Spielerein - wie z.B. Fingerabdrücke abnehmen - hier komplett rausgelassen wurden - einigen finden das sicherlich schade, ich aber bin der Meinung, das Spiel braucht sowas nicht.
Download Contents & WeiteresNeben den fünf in der Rahmenhandlung eingegliederten Fällen, gibt es noch einen weiteren, der (laut Aussagen des Herstellers) in kürze zum Download zur Verfügung steht.
Außer diesem DLC-Fall können auch Alternativdesigns der Anwälte gedownloadet und nach dem Beenden der Story Konzept-Arts angeschaut werden. Nicht sonderlich viele Extras. Und man braucht sie auch nicht unbedingt, da die Story auch so ausreichend langandauernden Spielspaß einbringt: immerhin gut 25 Stunden.
Grafik & SoundBei der Grafik hat die Seire einen Schritt nach vorne gemacht: besonders durch 3D-Grafiken die aber doch irgendwie so aussehen, als ob sie direkt aus einen Anime entnommen wurden und außergewöhnlich gut zum Drumherum passen.
Während des Spiels gibt es noch einige Videosequenzen, die zwar nicht in 3D sind, aber dafür extrem gut gezeichnet sind und eine wirklich überzeugende Sprachausgabe haben; wenn Athena vor Schrecken schreit, dann glaubt man, dass sie sich halb zu Tode erschrocken hat
.
Leider gibt es von diesen Szenen eher wenige, hätte wirklich gerne mehr davon gesehen! Ein Nachteil dieser Clips ist allerdings: Keine Untertitel, d.h. immer brav Sound anmachen, wenn etwas passiert.
Die Melodien sind einfach genial! Neben Neuauflagen der bekannten Themen der Vorgänger, wie beispielsweise das Medley, das immer genutzt wird, wenn Enthüllungen im Saal bekannt gegeben werden, gibt es auch unglaublich gute neue Musikstücke wie etwa das Theme von Simon Blackquill, welches das düstere Wesen des Staatsanwalt auf musikalische Art und Weise wiedergibt - ich bin begeistert und habe manchmal Gänsehaut bekommen!
Was vor dem Fazit noch gesagt werden sollte...Das Spiel ist komplett auf Englisch und kann nur in Nintendos eShop gekauft werden - dafür aber zum wirklich geringen Preis von 25€! Eine kleine Entwarnung allerdings an dieser Stelle: Ich bin kein sonderlich guter Englisch-Versteher und habe, bis auf einige Begriffe, die ich aber einfach nachschlagen konnte, soweit alles verstanden. Also nur Mut, denn wenn ihr es trotzdem kauft, lernt ihr vielleicht neue Begriffe wie "culprit" oder "bailiff" und wer weiß: Vielleicht wird der nächste Teil wieder ins Deutsche übersetzt, wenn genug Leute dieses Spiel kaufen. ;-)
FAZIT, ODER: VORSICHT - SUCHTGEFAHR! ES KANN DAZU KOMMEN, DASS MAN 25 STUNDEN AM STÜCK AM 3DS SITZT!!Ich denke, ich kann es kaum verhehlen: Ich bin einfach begeistert von diesem Spiel! Deshalb fällt es mir an dieser Stelle wirklich schwer ein neutrales Urteil zu finden. Story, Grafik, Humor, Musik, Spielablauf, Charaktere... genial! Dafür auf der Negativ-Seite: Englisch, und zwar komplett, manchmal absurde Gedankengänge, alles ist fürchterlich überspitzt und dann gibt es auch noch so viel zum Lesen.
Ich persönlich aber bin schwer beeindruckt, was hier für knapp 25€ geboten wird und ich wette, ich bin nicht der Einzige...In diesem Sinne: Wie könnte man diese Rezension besser abschließen, als mit einem lauten
"OBJECTION!!!!!!"...?