Cover: Mario & Luigi: Dream Team Bros.LA DORMITA
Das vierte Mario & Luigi beginnt an einem wunderschönnen, sonnigen Tag. Ein Bote überbringt Peach eine Einladung auf die Insel La Dormita. Grenzenlose Kuscheligkeit und viel Komfort werden versprochen. Natürlich nimmt Peach die Einladung an und nimmt neben etwas Hof-Gefolge noch ihren Berater Toadsworth sowie Mario und Luigi mit.

Nach der Reise mit einem Luftschiff - die durch einen unerfreulichen Zwischenfall gestört wird, was bereits ein Omen auf die kommenden Ereignisse aufzeigt - werden die Gäste auf La Dormita herzlich begrüßt. Man wird also herumgeführt, tauscht Höflichkeitsfloskeln aus - doch ab dann wird das gesamte Unternehmen mehr und mehr zu einem Job für unsere Lieblings-Klempner. Denn irgendwie geht jede Menge schief und es geschehen seltsame Dinge. Mit der Zeit erklärt sich das ganze Brimborium und so reisen Mario und Luigi, mal in der Wach-Welt, mal in der Traum-Welt, an verschiedene Orte, müssen dabei viele böse Buben aus dem Weg räumen und Rätsel lösen - um... naja, muss ich das wirklich schreiben? Das kann man sich eigentlich denken, oder!? ;)

STORYTELLING
Kenner/innen von "Mario & Luigi"-Spielen werden sofort feststellen, dass die Serie sich mit diesem vierten Ableger in einem Punkt treu geblieben ist: kindhafte Phantasie und etwas Humor werden gebraucht, um sich zurechtzufinden - und man sollte sich auf das Storytelling einlassen können und nicht beinhart auf Logik pochen. Somit bekommt man also das typische "Mario & Luigi"-Gameplay geboten, das durch einige neue Ideen angereichert wurde. Wie z.B. im Vorgänger Mario & Luigi: Abenteuer Bowser pendelt man zwischen verschiedenen Welten hin und her, und hat je nach aktueller Welt einige Fähigkeiten mehr oder weniger.
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In der Traum-Welt ist beispielsweise neu, dass man beim Verteidigen in Kämpfen nun nicht mehr nur per korrektem Timing springen oder mit dem Hammer zuschlagen kann, sondern kann man auch auf- und ablaufen, um Feuerbällen auszuweichen, um bei einer herannahenden Herde vieler Gegner mehr als nur einen mit einem Kopfsprung zu erwischen.
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Geblieben ist auch das Level-up-System, das regelmäßig dafür sorgt, dass Mario und Luigi mit der Zeit ihre Fähigkeiten verbessern (Angriff, Verteidigung, Glück, etc.), nebst dem Mini-Roulette, bei dem 1-4 Extrapunkte auf eine der Eigenschaften zusätzlich verteilt werden können. Um weitere Status-Boni zu erhalten, gibt es außerdem Kleidung, (Latzhose, Schuhe...) die beispielsweise +10 auf Verteidigung gibt, wenn sie getragen wird. Auch wieder mit dabei sind Items, die jederzeit, also auch in Kämpfen, verwendet werden können, wie z.B. der Pilz, der Lebensenergie wiederherstellt.
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LUIGI SCHLÄFT
Die zentrale Neuerung ist natürlich, dass Luigi schläft und sein Gesicht, dargestellt auf dem Touchscreen, für Aktionen genutzt werden kann. An vielen Orten im Spielverlauf gibt es die Möglichkeit, dass der Traum-Luigi sich in Objekte verwandeln oder in Objekte hineinschlüpfen kann, um Aktionen auszulösen oder Barrieren zu überwinden.
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So erreichen Mario und Luigi beispielsweise eine Stelle, wo sie zwar viele ?-Blöcke sehen, diese aber nicht verwenden können, obwohl das nötig wäre, damit auf diese heraufgesprungen und hoch oben liegende Plattformen erreicht werden können. Diese ?-Blöcke sind nämlich nicht im Vordergrund, wie Mario und Luigi und der Großteil des Ortes, sondern sie sind im Hintergrund. Also kitzelt man auf dem Touchscreen Luigis Nase, um ihn niesen zu lassen. Sein Nieser pustet nun die ?-Blöcke in den Vordergrund und diese werden jetzt nutzbar.
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Der Clou ist, dass man nur diejenigen Blöcke in den Vordergrund niesen lassen kann, die auch gerade im Bild sind, weshalb Mario und Luigi auch die richtige Position einnehmen müssen, wenn ihre Vorhaben gelingen sollen. Auf ähnlich originelle Weise wird auch Luigis Schnurrbart genutzt, nämlich als Schleuder für Mario! Lasst Euch überraschen, was es noch alles gibt! Rätsel kommen nicht zu kurz, einige haben es wirklich in sich, die Netto-Spielzeit liegt bei sehr großzügigen 35-40 Stunden - wobei die Side-Quests noch nicht eingerechnet sind - es gibt also viel zu tun. Hierzu passt, dass der Schwierigkeitsgrad genau richtig ist. Dream Team Bros. ist zugänglich, leicht verständlich und durch die Story und ihre Charaktere legt man es nicht so schnell wieder beiseite - und da passt es wunderbar, dass der Titel mit den Aufgaben wächst.
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ALLERDINGS!
Bis hierhin kann ich nicht anders, als Mario & Luigi: Dream Team Bros. Großartigkeit zu attestieren. Noch dazu ist die Musik superklasse, die Soundeffekte sind hervorragend, die Grafik ist detailreich und toll animiert (wenn etwa der schlafende Luigi im Traum auf dem Touchscreen kichert, muss man einfach schmunzeln), der 3D-Effekt kommt sehr gut zur Geltung und macht wie bei allen 3DS-Games, die direkt von Nintendo kommen, klar, wie man sowas in ein Spiel zu integrieren hat.
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Allerdings empfand ich den Einstieg als zu langatmig. In den ersten ca. zweieinhalb Stunden, aber auch noch nach 10 und mehr Stunden, wird man so einige Erfolge feiern, aber wird auch man ständig mit Tutorials und Fülldialogen vollgekleistert. Bei jeder noch so winzigen Neuigkeit im Verlauf der Geschichte, rennt irgendjemand ins Bild und will einem ein Schnitzel an die Backe reden: wie man mit anderen spricht, wie man Gegner angreift, wie man ihnen ausweicht, wie man mit dem Hammer umgeht oder Items benutzt, wie man Trampolin-Plattformen einsetzt, wie man Orden benutzt und jede Menge mehr... Man kann es nur wegdrücken, aber nicht überspringen. Viel zu selten gibt es die Frage, ob man überhaupt eine Erklärung wünscht. Aber auch dann muss man eine Ins-Bild-renn-Animation abwarten, 1-2 Dialogtäfelchen wegdrücken, "Nein, danke!" auswählen und nochmal 1-2 Dialogtäfelchen verschwinden lassen.
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Und das wundert mich, denn es gibt durchaus einen Options-Button im Menü. Statt dort aber z.B. Lautstärke von Musik und Sound, oder vielleicht, ob man Erklärungen wünscht, ob man diese nur auf Wunsch in einem Hilfsbereich nachlesen können will, oder wie schnell der Text sich in den Täfelchen darstellt, kann man lediglich angeben, ob man Rechts- oder Linkshänder/in ist - das war's.
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Doch hätte ich durchaus noch einen Funken Verständnis dafür, dass man ungewollte Erklärungen nicht einfach überspringen kann, frage ich mich, wieso ausgerechnet der Options-Klassiker fehlt: Die Lautstärke von Musik und Sound. Denn ich empfinde die Musik, so grandios sie auch ist (und das ist sie!), als zu laut im Vergleich zu den Sound-Effekten; gerade, wenn Mario und Luigi ihr Cartoon-Italienisch brabbeln, muss man schon gut hinhören. Wäre schön gewesen, hier selbst etwas justieren zu können
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Oh, fast vergessen: je weiter man kommt, desto fordernder wird Dream Team Bros. Aber nie so fordernd, dass man an einem bestimmten Punkt verzweifeln würde. Wer jedoch schon einmal ein "Mario & Luigi" gespielt hat, dem/der werden in diesem vierten Teil auch eine Menge Rätseltypen und Barrieren sehr bekannt vorkommen, sodass gern mal eine Stelle in der Story direkt durchgelatscht wird, was bei dieser umfangreichen Story zwar verschmerzbar ist, jedoch maaaaaaanchmal dafür sorgt, dass man sich fragt, wie lange das Spiel denn noch dauert, weil's irgendwie leicht zäh ist. Gerade bei einigen Bosskämpfen, die gern auch mal weit über 15 Minuten andauern, gibt es Phasen, die schlicht routiniertes Attackengewähle sind, weil abwechslungsreiche Verteidigungs- und Angriffsmuster fehlen - bei einem Fight dieser Länge kommt das nicht immer gut! Vor allem, wenn man bei diesem Boss doch mal versagt und dieser von Neuem angegangen werden muss.
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Ein paar Federn gelassen hat Mario & Luigi auch etwas in puncto Wortwitz. Waren die Vorgänger angehäuft mit vielen Anleihen der Jugendumgangs- und Internetsprache, mit Lakonie, Ironie und kindgerechtem Sarkasmus, ist Dream Team Bros. eher höflicher, sachlicher, hochdeutscher gehalten. Immernoch ist alles kindgerecht und humoristisch gehalten, sicher gibt es nach wie vor amüsante Gespräche, und ab und an schimmert durch, dass sich einige Akteure im Klaren darüber sind, dass sie nur Teil eines Videospiels sind, doch für mich war ein Großteil des "Mario & Luigi"-Charmes gerade der Spaß bei Lesen der Dialoge - und der kommt hier insgesamt etwas kürzer, als man es z.B. von Mario & Luigi: Abenteuer Bowser gewohnt war. Man wird gut unterhalten, schmunzelt oder lacht auch schon mal, aber wirklich spaßig wird's meistens nur, wenn Marios Widersacher Nummer 1 sich mit sich selbst oder anderen unterhält.
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FAZIT
Mario & Luigi: Dream Team Bros. ist ein großartiger Titel, den zu spielen sich lohnt! Und im Gegensatz zu Paper Mario: Sticker Star, das in sehr vielen Punkten mit seinen Vorgängern gebrochen hat, bleibt Mario & Luigi: Dream Team Bros. den seinen treu und fügt tolle neue, originelle Ideen zum Gameplay hinzu, setzt aber auch auf viele bereits bekannte Elemente - was manchmal gut und manchmal weniger gut ist.
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Im Besonderen gehen mir die vielen Dialogtäfelchen ein wenig auf den Wecker - gerade in den ersten 2-3 Stunden -, auch deshalb, weil die allgemeine Bonmothaftigkeit etwas nachgelassen hat. Zu viele Dialoge sind schlicht Füller und grenzen an Nerverei, weil man sie nicht lesen will, aber wegdrücken muss, obwohl man viel lieber herumlaufen und irgendwas tun möchte.
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Das alles ist selbstverständlich kein Grund, Dream Team Bros. nicht zu empfehlen oder es nicht zu spielen - denn beides sollte man unbedingt tun! -, aber die ein oder andere Länge und Routine sollte man in Kauf nehmen können.
Jörg Singleplayer: 86%

Verfasst von Jörg am 05.03.2014,
bemustert durch Nintendo
für bis zu 1 Person/en
Release am 12.07.2013