2013! Das Jahr des Luigi. Nintendo plant, Marios jüngeren Bruder aus dem Schatten des weltberühmten Klempners in Rot treten zu lassen. Und daher ist es nun, nach 11 Jahren, endlich soweit, dass sein bisher größter Erfolg seine Fortsetzung findet. Luigi's Mansion war seinerzeit ein gefeierter Überraschungserfolg zum Launch von Nintendos Spielewürfel GameCube. Kritikpunkte waren damals nur wenige zu finden. So war die Spielzeit relativ gering und die Rätsel zu einfach.
Der Weg zum GeisterjägerWer im Pilzkönigreich als Geisterjäger erfolgreich sein will, muss vor allem Bekanntschaft mit der Koryphäe auf dem Gebiet paranormaler Aktivitäten pflegen: Professor I. Gidd! Er ist der Erfinder des Geisterfangerätes Schreckweg 08/16, mit dem Luigi auf dem GameCube bereits Erfahrungen gesammelt hat. Das Gerät hat frappierende Ähnlichkeit mit einem Staubsauger und wird auch auf ähnliche Weise genutzt. Der feine Unterschied ist, dass der echte Ghostbuster es naturgemäß nicht auf Wollmäuse sondern auf freche Poltergeister abgesehen hat. Auf dem 3DS schnallt sich Luigi nun das Nachfolgemodell, den Schreckweg 09/16, um, um in alten Gemäuern auf Geisterjagd zu gehen. Zu Luigis Ausrüstung zählt zudem eine Taschenlampe, die alternativ auch genutzt werden kann, um mit Schwarzlicht die Umgebung nach Illusionen und geheimen Türen abzusuchen. Die Ausrüstung eines wahren Geisterjägers wird komplettiert durch das "Duo-Spukofon", das exakt wie das klassische Modell des Nintendo DS aussieht und der Kommunikation mit Professor I.Gidd dient.
Das Prinzip der Geisterjagd ist ebenso simpel wie spaßig. Zunächst muss der Geist mit der Taschenlampe geblendet werden, damit er sich nicht bewegen kann. Dann kommt der Schreckweck 09/16 zum Einsatz, in dessen Sog ihr den Störenfried gefangen nehmt. Bevor er kleinbeigibt, wird der Geist versuchen, Luigi abzuschütteln und ihn dabei quer durch den Raum zerren. Steuert der Geisterjäger konsequent gegen die Bewegungen seines Opfers, und lässt sich nicht herumzerren, wird er schnell der Sieger sein. Andernfalls verliert Luigi Energie und der Geist bleibt frei.
Leider sind die Wesen aus der Schattenwelt nicht immer so einfach zu fangen. Grüne Geister behelfen sich mit allerlei Gegenständen, um dem gefährlichen Licht der Taschenlampe zu entkommen. Sie tragen Sonnenbrillen, bewaffnen sich mit Spaten oder tragen Wassereimer als Helme. Das sieht nicht nur urkomisch aus, sondern macht es auch ungleich kniffliger, die Geister aufzusaugen. Blaue Geister verstecken greifen aus der Ferne an, die dicken, roten Geister sind sehr kräftig und es ist eine Herausforderung für den gertenschlanken Luigi, dagegen standzuhalten. Das sind jedoch nur die grundlegenden Arten von Geistern, die im Spiel auftauchen. Es gibt zig weitere. Jeder Geist muss auf seine spezielle Weise gefangen werden, was für ordentlich Abwechslung sorgt.
Um auch sonst keine Monotonie aufkommen zu lassen, gibt es außerdem etliche Objekte zu entdecken, mit denen echte Geisterjäger interagieren können. So kann Luigi beispielsweise mit brennenden Kokons Spinnenweben verbrennen, die den Weg versperren oder durch Einsatz von Ballon-Früchten, die er über den Saugaufsatz stülpt, frei durch die Räume schweben.
Mit dem Control-Stick wird Luigi durch die dunklen Gänge navigiert, mit der A-Taste nutzt der gewiefte Geisterjäger die Taschenlampe und der Schreckweck 09/16 kommt mit den Schultertasten zum Einsatz. Besonders geschickt genutzt wird der Neigungssensor der 3DS. Wenn Luigi durch ein Fester schaut, wird der Blickwinkel durch Neigen des Gerätes verändert. Das funktioniert auch mit eingeschaltetem 3D-Effekt, da bereits eine minimale Neigung des 3DS genügt. Alles in allem funktioniert die Steuerung sehr intuitiv und zuverlässig, eine kurze Eingewöhnungsphase vorausgesetzt.
Das Gameplay setzt sich aus der Geisterjagd, der Jagd nach Reichtümern und Actioneinlagen zusammen. Dabei fördert die natürliche Gier des Spielers, die ihn dazu verleitet, in jeder Schublade nach Reichtümern zu suchen, die Motivation. Besonders lukrativ ist es, mehrere Geister in einem Zug aufzusaugen. Dafür gibt esabermals Extrazaster. Allerdings kann sich das auch nachteilig auf Luigis Gesundheit auswirken. Die Action-Einlagen lockern das Geschehen gekonnt auf. Nicht zu vergessen sind natürlich die Rätseleinlagen. Einige sind echt knackig. Der Titel wird nicht nur den Hirnschmalz junger Spieler gehörig fordern. Auch die älteren Semester werden einige Kopfnüsse zu knacken haben.
Die Geister, die ich nicht riefNachdem Luigi im Vorgängertitel die Geistervilla noch auf der Suche nach seinem Bruder Mario durchstreifte, der von König Buu Huu entführt wurde, verschlägt es ihn diesmal aus anderen Gründen in verwunschene Gemäuer. Professor I. Gidd beamt Luigi direkt aus seinem eigenen Wohnzimmer zu sich ins Labor, um ihm einen Auftrag zu geben. Ein großer Buu Huu hat den sogenannten "Finstermond" zerschlagen und dessen Splitter im ganzen Nachtschattental verteilt.
Vor diesem Ereignis waren alle Gespenster treue Gehilfen des Professors. Doch nun, da die Energie des Finstermondes freigeworden ist, spielen sie verrückt und spuken unkontrollierbar in den alten Gemäuern, die das Tal säumen. "Irgendjemand" muss also die vier Gebäude nach den Splittern des magischen Edelsteines durchsuchen, um die Geister wieder zu besänftigen. Wer, wenn nicht der erfahrene Geisterjäger Luigi könnte dieser "Irgendjemand" sein, hm?
Ohne zu viel verraten zu wollen, sei an dieser Stelle gesagt, dass die Story keine dramatischen Wendepunkte hergibt, aber die ein oder andere kleine Überraschung zu bieten hat. Viel interessanter ist die liebevolle Art und Weise, wie sie vorgetragen wird. Luigi's Mansion 2 ist ein Meisterwerk in Sachen Präsentation! Das beginnt schon bei den Animationen der Charaktere, die ohne Worte fantastische Slapstick-Einlagen möglich machen. Etwa wenn Luigi vor sich hinzittert und bibbert, während der Professor ihm erzählt, in welch modrigen Keller es ihn als nächstes verschlagen wird - also, dann muss man einfach lachen. Jede Figur bekommt auf diese Weise eigene Charakterzüge, die den Spieler veranlassen, sie in sein Herz zu schließen. Sogar die Geister! Denn es kommt so gut wie nie vor, dass ein Geist einfach wirr im Raum umherschwirrt. Meist ertappt Luigi die Unruhestifter bei irgendeiner Dummheit, die herrlich verrückt und nie voraussehbar ist. Der Inszenierung ist dabei anzumerken, dass die Entwickler sich an den grandiosen Mr.-Bean-Stummfilmen orientiert haben.
Unterstrichen werden die Geschehnisse von einem unfassbaren Detailreichtum. Da verfolgen einen Ritterrüstungen und selbst Blumen(!) mit ihrem Blick, da seht ihr Geheimnisse nur durch einen zufälligen Gucker durch eine Kamera, die in einen Spiegel schaut und an mancher Stelle sind täuschend echt aussehende Gitterstäbe doch nur Vorhänge. Jeder, und ich meine wirklich jeder Raum in den Geisterhäusern hat Geheimnisse zu bieten, die es zu lüften gilt. Gerade auf der Suche nach Reichtümern werden ambitionierte Spieler mit entsprechendem Forscherdrang auf viele Geheimnisse stoßen. Besonders erwähnenswert sind die kreativen Geheimgänge. Ich möchte Euch nicht die Spannung nehmen, aber so viel sei gesagt: Ihr werdet eurem eigenen Klo nicht mehr trauen.
Ebenfalls außergewöhnlich gut gelungen ist die Gestaltung der deutschen Bildschirmtexte. Sie zeugen von jeder Menge Humor und Wortgewandtheit. Hätte es sich Professor I. Gidd mit dem Doktorvater verscherzt, hätte er auch eine astreine Karriere als Stand Up-Comedian hinlegen können. Da sitzt jeder Spruch. Zudem finden sich unter anderem auch Anspielungen auf die Pokémon-Serie. Auf diese Weise schafft der Titel den Luigi-typischen Humor par Excellence.
Ein Titel, der technisch begeistertVerzeiht mir das Wortspiel, aber alle konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. Und "begeistert" trifft es voll und ganz! Aus technischer Sicht ist Luigi's Mansion 2 definitiv eine Perle auf dem 3DS! Grafisch ist es das schönste Spiel auf dem 3DS, das mir bisher untergekommen ist. Dazu bedienen sich die Jungs von Next Level Games eines geschickten Kunstgriffs: Die fixe Kameraperspektive. Es wirkt, als würdet ihr in ein Puppenhaus schauen. Der 3D-Effekt kommt daher ganz besonders gut zur Geltung. Außerdem können die Räume auf diese Weise so hergerichtet werden, dass sie aus eben dieser Perspektive besonders viel Grusel-Charme versprühen, der aber Nintendo-typisch natürlich niedlich und kindgerecht ist.
Der Soundtrack zeichnet sich nicht unbedingt durch einen enormen Umfang aus, dafür aber durch akute Ohrwurmgefahr. Da ist es nicht verwunderlich, dass Marios Bruder in Grün von Zeit zu Zeit mitpfeift, um die Nervosität zu überspielen. Ein nettes Detail, wie ich finde.
Dieses solide technische Grundgerüst kommt nicht nur im eigentlichen Spiel, sondern erfreulicherweise auch Hauptmenü zum Einsatz. Luigi und der Professor befinden sich vor einer riesigen Anzeigetafel, die die Menüpunkte darstellt. Wählt ihr einen Punkt aus, so folgt kein einfacher Ladebildschirm sondern stets eine charmante Animation, wie etwa Luigis Sturz in eine Falltür. Es wird also deutlich, dass der Titel bis in die Haarspitzen durchdacht ist.
Langanhaltende Gänsehaut-GarantieDem Vorgänger auf dem GameCube mangelte es gewaltig an Umfang. Im Vorfeld war ich skeptisch, ob Luigi's Mansion 2 nicht eventuell an demselben Problem zu knabbern haben könnte. Immerhin sind Spiele für Heimkonsolen tendenziell umfangreicher als mobile Software. Ich kann nun Entwarnung geben! Die Spukhäuser auf dem 3DS sind zwar lange nicht so weitläufig, wie Luigis Eigenheim auf dem GameCube, doch es sind vier an der Zahl. Jedes von ihnen sollte, abhängig von dessen Erfahrung und Forscherdrang, gut und gern drei bis vier Stunden auf höchstem Niveau unterhalten.
Wer alle Missionen in den Spukhäusern erfolgreich abgeschlossen hat, der wird garantiert noch das ein oder andere Mal in die alten Gemäuer zurückkehren. Denn jede Mission wird am Ende, gemessen an benötigter Zeit, verlorenen Energiepunkten und gesammelten Reichtümern, mit ein bis drei Sternen bewertet. Und wer möchte schon mit der Schmach leben, nur einen Stern in einer Mission erreicht zu haben? Außerdem, und das ist wohl der größte Faktor in Sachen Wiederspielwert, versteckt sich während jedes Auftrages irgendwo ein Buu Huu. Meist verstecken sich die Bleichgesichter sogar verflixt gut. Wer alle gefunden hat, darf sich zudem über einen echt tollen Bonus freuen!
Abseits der Jagd nach den Buu Huus gibt es noch weitere Sidequests. So sind in jedem Haus sogenannte Amethyste zu finden. Diese besonders wertvollen Klunker sind ebenfalls extrem gut versteckt. Sie alle zu finden, übt einen gewaltigen Reiz aus. Manchmal hat man einen Amethyst entdeckt und kommt einfach nicht drauf, wie man ihn erreichen kann. Unmöglich, klein beizugeben, bevor man ihn nicht in den Fingern hält.
Der Sammelleidenschaft ist damit aber noch nicht ausgereizt! Wer sich Geisterjäger nennt, für den ist es Ehrensache, jede Geisterart mindestens einmal im Beutel des Schreckweg 09/16 gefangen zu haben. Um Luigi dabei zu unterstützen, führt der Professor Buch darüber, welche Geister schon aufgesaugt wurden, und ob es noch andere Arten zu entdecken gibt.
Bei all den Besuchen in den alten Herrenhäusern werden diverse Reichtümer angehäuft, die in Luigi's Mansion 2, im Gegensatz zum Vorgänger, auch sinnvoll eingesetzt werden können. Mit der Knete könnt ihr die Taschenlampe und den Schreckweg 09/16 aufrüsten. Leider, so musste ich feststellen, hat man schnell alle Extras beisammen, sodass das Anhäufen des schnöden dann doch Mammons seinen Reiz verliert.
Die Tatsache, dass alle Orte mehrfach aufgesucht werden müssen, schmälert wider Erwarten kaum die Motivation, auch genau dies zu tun. Zwar ist es natürlich spannender, einen Raum zum ersten Mal zu betreten, doch sind die Räume derart gelungen in Szene gesetzt und so vollgestopft mit Geheimnissen, die es zu entdecken gibt, dass sich jeder neue Besuch lohnt. Manchmal stoßen findige Exorzisten dabei auf sogenannte "Bonus-Räume". Sie sind beispielsweise aufgebaut wie ein Labyrinth und geben Luigi kleine Geschicklichkeits- oder Rätselaufgaben, für deren Lösung er reich entlohnt wird.
Die Ghostbusters waren auch nicht allein!Selbst, wenn aus dem Einzelspielermodus bereits alles herausgeholt wurde, ist noch lang nicht Schluss! Denn Luigi's Mansion 2 bietet mit dem "Wirrwarturm" einen Multiplayermodus mit drei Spielvarianten. Diese unterscheiden sich deutlich in der Spielweise. Spieldauer und Schwierigkeitsgrad können gewählt werden. Zudem muss man sich im laufenden Spiel entscheiden, ob man im Team arbeitet, um die fordernden Zeitlimits einhalten zu können oder sich als Einzelkämpfer durchschlägt, um in der Gesamtwertung die Nase vorn zu haben. Oft sind also Kooperation und Kommunikation der Spieler gefragt. Beispielsweise, wenn sich ein Spieler in einem Teppich oder einer Vase verfängt und nur durch die Hilfe der Mitspieler wieder freikommt.
Der Mehrspielermodus glänzt auch sonst mit allerlei Feinheiten. So können Spieler, die die Software nicht besitzen, via Download-Spiel an der Partie teilnehmen. Abhängig von der Platzierung im Multiplayer-Modus werden Luigis Konto im Einzelspielermodus kleine Beträge gutgeschrieben, die zur Aufrüstung der Ausrüstung beitragen. Im Wirrwarturm treiben außerdem spezielle Arten von Geistern ihr Unwesen, die man als Ghostbuster einfach gefangen haben muss. Zudem ist der Wirrwarturm auch allein spielbar. Das dicke, fette Sahnehäubchen bildet der Online-Modus, mit dem Ihr die verrückte Geisterhatz mit Menschen auf der ganzen Welt erleben könnt. Wir hatten eine Menge Spaß mit dem Mehrspielermodus und werden auch in Zukunft gemeinsam auf Geisterjagd gehen.
Kein Gruselabenteuer ohne SchattenEs gibt nicht viel zu beanstanden an Luigi's Mansion 2. Doch mir ist aufgefallen, dass die einzelnen Missionen zu lang für ein Handheld-Game sind. Sie können gut und gern eine Dreiviertelstunde in Beschlag nehmen. Speichern kann man leider immer nur nach Abschluss einer Mission. Entlastend gilt aber auch hier, genau wie bei allen 3DS-Games, dass man das Gerät einfach zuklappen kann, um später weiter auf Geisterjagd zu gehen.
FazitIch hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Videospiel, wie mit Luigi's Mansion 2. An keiner Stelle im Spiel ist irgendeine Art von Nachlässigkeit seitens der Entwickler zu merken. Die blendend gute Grafik, der stimmungsvolle Soundtrack und die Slapstick-Einlagen schaffen eine herrlich verschrobene Pseudogrusel-Atmosphäre. Die Präsentation ist eine Bombe! Unmöglich, dem Charme von Luigis neustem Abstecher in verwunschene Gemäuer nicht zu erliegen. Ich werde den 3DS jedenfalls nicht aus der Hand legen, bis ich nicht jeden Buu Huu gefangen, jeden Geheimraum entdeckt und jeden Amethysten gesammelt habe.
Abseits davon hat man die Fehler des Vorgängers, allen voran den mangelnden Umfang, erkannt und behoben. Der neue Multiplayermodus ist mehr als eine nette Dreingabe und macht das Schauderspektakel zu einem rundum Wohlfühlpaket für Zocker jeden Alters.
Kurz: Ich denke, kein 3DS-Besitzer sollte dieses Action-Adventure verpassen!