UNTERZAHLLord of Magna: Maiden Heaven zu beschreiben, ist schwierig. Denn es ist ein RPG, dessen Kampfsystem aus einer rundenbasierter Echtzeit-Strategie-Mixtur besteht. Das heißt, gekämpft wird in Runden, in denen abwechselnd die Einheiten der Reihe nach verteilt und mit je einer Aktion bedacht werden (Angriff, Spezialattacke ausführen, Item einsetzen und so weiter und so fort...), welche dann auch immer umgehend ausgeführt wird.
Dass wir dabei in der Unterzahl sind, versteht sich bei diesem Genre von selbst. So kommt es häufiger vor, dass wir gegen 50 oder mehr Gegner ranmüssen. Wobei aber einige Gegner in der Lage sind, nicht nur sich selbst und ihre Mitstreiter zu heilen, sondern auch auf einen Sitz mehrere neue Mitstreiter auf einmal herbeirufen zu können.
Wir sind im Gegenzug dazu aber kräftiger und agiler, weil wir uns beliebig verteilen können, jedenfalls, soweit unser Aktionsradius dies jeweils zulässt. So sind wir zu Beginn noch ganz allein, doch wächst unsere Party zu mehreren Mitgliedern heran, sodass wir mit bis zu vier Charakteren zugleich in eine Schlacht ziehen können. Der Clou ist, dass, wenn wir es geschickt anstellen, wir bei mehreren Gegnern, die auf einem Haufen stehen, Schaden anrichten können. Denn wenn wir einen Gegner, die weit vorn steht, mit Wucht erwischen, wird er einige Meter zurückgeschleudert und richtet so dann zusätzlichen Schaden bei seinen Mitstreitern an. Auf diese Weise ist es uns dann möglich, den feindlichen Mächten Herr zu werden, denn es kann passieren, dass wir so dann mit nur einer einer Attacke 10 oder noch mehr Gegner vom Kampfgeschehen pusten. Weiterhin wird es belohnt, wenn wir 10 oder mehr Gegner mit einer Attacke erwischen, weil wir dann direkt im Anschluss einen weiteren Zug ausführen dürfen, der ebenfalls wieder sofort ausgeführt wird.
KOMPLEXERLord of Magna: Maiden Heaven gibt sich selbst komplexer aus, als es denn eigentlich ist. Zu Anfang wird nämlich erstmal erklärt, dass es Elemente gibt und welches Element mit welchem am besten besiegt werden kann und dass man gewisse Items kombinieren kann, um daraus andere, stärkere Items zu machen. Aber das alles stellt sich als eher irrelevant heraus. Ich habe in all den Kämpfen nie auf Elemente oder selbstgebastelte Items geachtet. Ich habe sogar äußerst selten Items gekauft, weil ich nach jedem Kampf immer genug Items zur Belohnung erhielt, um mich beispielsweise heilen zu können. Natürlich gibt es einen Item-Shop, aber da bin ich nur kurz mal drin gewesen, um ihn halt mal gesehen und ausprobiert zu haben.
Zu den Kämpfen ist aber weiterhin zu erklären, dass es eher wenige kurze Kämpfe sind, sondern vielmehr viele langandauernde Kämpfe, sodass man gut und gern 45 oder noch mehr Minuten an einer einzigen Schlacht hocken kann. Nicht, weil das Gameplay so schwerfällig wäre, oh nein, statt dessen dauert es eben nunmal so lange, bis man die Heiler und Beschwörer der gegnerischen Einheiten ausschalten konnte, noch dazu, dass immer wieder auch ganz besonders starke Monster mitmischen, wie etwa Gargoyles, die kräftig austeilen und viel einstecken können. So gibt es dann viele, viele taktische Momente voller Rückzüge, Planungsänderungen und dergleichen; einfach nur hau-ruck und immer feste druff führt keinesfalls zum Ziel - man muss mit Bedacht zu Werke gehen, sonst sieht man ganz flott den Game-Over-Screen und darf am letzten Speicherpunkt alles von vorn starten.
Speichern sollte man übrigens wirklich immer, sobald man es kann. Nicht nur wegen all der Kämpfe, die nicht selten auf des Messers Schneide stehen, sondern auch wegen der unsagbar vielen Dialoge, welche die Story vorantreiben. Dazu ist zu wissen, dass man durch Druck auf die R-Taste jene Story-Sequenzen verschnellert ablaufen lassen kann, und man so auch nicht immer wieder mit A eine Dialogtafel wegdrücken muss. Allerdings dauert auch ein auf dieser Weise um das ca. 2-3fache Tempo verschnellerte Story-Segment mehrere Minuten. Es kann sein, dass man auch so gut und gerne 5, 6, 7 oder noch mehr Minuten einfach nur wartet, während die Story sich selbst im Eiltempo vorantreibt - wohlgemerkt handelt es sich um das Höchsttempo, lässt man die Story-Passagen normal durchlaufen und drückt immer schön brav alle Dialoge selbst weg, dauert es eiiiiiniges länger.
Eine Funktion, die Dialoge, wenn man sie schon vorspult und darum eh nichts von ihnen mitbekommt, gleich direkt abbrechen, also überspringen zu können, wäre deshalb mehr als nur wünschenswert. Das würde einiges an Zeit sparen.
So spart man also einerseits viel Zeit ein, bekommt aber andererseits von der Story kein einziges Wort mit, eben, weil die Dialoge immer umgehend weiterlaufen; so schnell kann kein Auge mitlesen. Seltsamerweise laufen wir dabei nie in eine Sackgasse, weil wir irgendwelche Dinge nicht mitbekommen hätten und darum nicht wüssten, was die nächste Station unserer Reise wäre oder bei wem wir welche Sidequest zu erledigen hätten. Denn nach jeder Story-Sequenz tauchen auf der Weltkarte 1-3 neue Orte auf, die wir nur anwählen müssen und direkt in den nächsten Kampf starten - ohne erst über die Weltkarte laufen zu müssen.
Ich für meinen Teil habe bis jetzt keinen Plan von der Story und den Hintergründen meiner Charaktere, weil ich immer alles vorspulen lies, und mich nur mit den Kämpfen verlustiert habe - denn, natürlich: Die Kämpfe MUSS man kämpfen, die lassen sich nicht überspringen! Für mich hat das hervorragend funktioniert, denn die Kämpfe, gerade, weil sie so zeitintensiv sind, machen irre viel Spaß und bieten viele spannende Momente. Es kann sogar durchaus vorkommen, dass man erst noch eine Weile weniger schwere Kämpfe austragen muss, damit man seine Party levelt, weil sie sonst hoffnungslos unterlegen ist und man ständig Game Over geht.
TECHNIKGrafisch ist alles in Butter. Hübsch animiert, viele Details; einfach gut. Sind allerdings ZU VIELE Gegner - so ab ca. 70~80 Stück - auf dem Screen, kommt es zu Slowdowns. Die sind zwar nicht wirklich tragisch, aber man bemerkt sie selbstverständlich. Insofern: Ja, es gibt Slowdowns, aber mich haben sie nicht gestört; ich konnte gut damit leben.
Der Sound gefällt mir ganz besonders gut. Vor allem die Musiken, die der Kampfuntermalung dienen, sind wahre Ohrwürmer, die nie zu seicht und nie zu treibend sind. Immer gerade richtig. Auch die Soundeffekt klingen super, und auch, wenn es keine richtige Sprachausgabe gibt, gibt es dennoch einige kleine Catchphrases, die jeder Charakter immer mal wieder vom Stapel lässt - und diese klingen wunderbar und nerven auch nach dem 50ten Mal Hören nicht. Sollte dies vielleicht doch einmal der Fall sein, geht man einfach in die Optionen, und kann Musiken, Soundeffekte und gesprochene Kommentare zu einander stumm schalten, bzw. leiser oder lauter zueinander stellen.
Steuerung, Interface, Menüstruktur - alles das ist leicht verständlich und bedarf kaum Einarbeitungszeit. Allerdings sollte man des Englischen mächtig sein, denn Lord of Magna: Maiden Heaven ist komplett auf Englisch und bietet keine Option, die Sprache zu ändern.
StreetPass wird auch geboten, ist aber nicht der Rede wert: Man tauscht Items aus, die man aber nicht braucht, weil man ohnehin immer ausreichend davon mit sich trägt.
FAZITLord of Magna: Maiden Heaven erfindet das Rad nicht neu, aber es dreht sich deshalb nicht schlechter. Lediglich die elendiglangen Dialoge zehren bisweilen an den Nerven - selbst, wenn man sie vorspult, können mitunter mehrere Minuten vergehen, bis es "weitergeht". Kann man sich damit aber arrangieren, machen vor allem die Kämpfe in Lord of Magna: Maiden Heaven viel Spaß, und bieten grob 20 Stunden lang taktische Finesse und Spannung.