Bevor ich diesen vorliegenden Titel zu rezensieren beginne, muss ich sagen, dass ich aus dem bäuerlichen Umfeld stamme und mit einer kleinen Vorstellung, wie es zu sein hat, an das Spiel heran gehe. Ist es wirklich eine gute Wiedergabe des Bauerndaseins oder kommt es nicht annähernd an dieses heran? Tun sich vielleicht ganz andere Qualitäten hervor oder werde ich bloß enttäuscht und mit einer ganzen Spielzeit voller Langeweile geplagt? Schließlich bin ich ein verwöhntes Gamerherz und konnte Simulationen jedweder Art nicht unbedingt auf ein Podest stellen. Wir werden sehen!
Aller Anfang ist schwer...Nachdem der Spieler sich für einen der drei Schwierigkeitsgrade entschieden und den ersten der drei Speicherstände gewählt hat, geht es auch schon raus an die frische Landluft. Zu Beginn des Spiels dürft ihr lediglich einen Traktor der Marke Deutz - es sind übrigens alle Namen lizenziert was dem Flair zu Gute kommt - euer eigen nennen. Dazu kommen noch der wichtige Mähdrescher, ein Grubber und eine Sämaschine.
Gesteuert werden alle Fahrzeuge mit dem Circlepad und Buttons. Es kann mit X hinter die Zugmaschine ein Kipper gespannt werden, mit Y wird manuell die spezielle Funktion der Landmaschine ausgelöst, wie z.B. der Mähbalken des Dreschers. Mit A wird Gas gegeben und B gebremst bzw. rückwärts manövriert, was mit angehängten Kipper übrigens nicht so leicht ist - im Spiel, wie auch im echten Leben. Mit Druck auf das Steuerkreuz nach rechts oder links wechselt die Ansicht auf ein anderes Fahrzeug in der Flotte. Mit den Schultertasten könnt ihr den Thrid-Person-Blickwinkel drehen. Zudem helfen euch kleine Ausrufezeichen, die zum Umgang mit den Geräten Tipps geben.
...doch was lange wärt wird endlich gutSo wie in allen Wirtschaftssimulationen geht es auch beim Landwirtschafts-Simulator letztendlich darum, möglichst viel Geld zu scheffeln. Einfach nur Feldfrüchte anbauen und verkaufen kann jeder, hier ist es ein wenig komplexer.
Zum Einen gibt es da die verschiedenen Kulturpflanzen Mais, Weizen, Raps und auch den Maishäcksel. Zum Anderen kann aus dem Stroh per Ballenpresse zusätzliches Geld gemacht werden. Alles passiert rund um die Uhr, Tag und Nacht - Schlaf kennt der Bauer nicht.
Aber bevor der Spieler seine Ernte einfahren kann, müssen Vorkehrungen getroffen werden. So muss im ersten Schritt das Feld mit dem Grubber vorbereitet werden, danach kann auch schon gesät werden - sofern man seinen Saatgutvorrat, den man bei der Gärtnerei auffrischen kann, nicht erschöpft hat. Optional kann der Acker zum besseren Gedeihen der Pflänzchen noch mit Gülle gedüngt, diese ist ein Nebenprodukt der Biogasanlage, oder mit Wasser nachgeholfen werden. Haben die Pflanzen dann endlich ihr drittes Wachstumsstadium erreicht, kann mit Drescher oder Häcksler geerntet werden. Dies geschieht entweder manuell, oder man setzt Hilfskräfte ein - diese sind verfügbar sobald an den Rand eines Feldes gefahren und auf das entsprechende Icon (Lenkrad auf dem unteren Bildschirm) geklickt wird. Umgeladen in einen Kipper befördert man dann sein Erzeugnis in eine der vier Verkaufsstellen oder in ein eigenes Silo zum späteren Verkauf.
Hier setzt die wirtschaftliche Komponente des Spiels ein. Navigiert ihr auf dem gut ausgenutzten Touchscreen zum unteren Reiter gelangt, ihr an die aktuellen Preise der einzelnen Abnehmer, der Biogasanlage, der Mühle, dem Güterbahnhof oder des Gasthofes und müsst entscheiden, welcher am besten ist. Dort sind für eine begrenzte Zeitspanne auch immer wieder gewisse Multiplikatoren aufgeführt, falls große Nachfrage eines bestimmten Guts auftritt. Also stellt sich oft die Frage: "Verkaufen, um Geld zu bekommen oder abwarten, wie sich die Marktlage weiterentwickelt?". Dabei ist immer auf die jeweilige Lage des jeweiligen Feldes zu achten, denn alles muss Hand in Hand gehen, um möglichst großen Gewinn durch reibungslosen Ablauf zu machen und dabei Zeit zu sparen.
Geld ist hierbei das Stichwort für den zweiten Reiter des Menüs. Hier kann je nach Geldbeutel neues Gerät eingekauft werden, um die Ernte zu optimieren. Ein besserer Traktor fährt schneller übers Feld, oder ein anderer Grubber kann die doppelte Breite des Feldes auf einmal umgraben. Allerdings kosten diese feinen und besseren Maschinen natürlich! Es gibt jeweils ein besseres Modell von jedem - bis auf den Häcksler und dem Maispflücker.
Also heißt es, gut wirtschaften und Preise im Auge behalten, sowie investieren in neue Felder. Diese kann man im ersten Reiter - der Karte - einfach per Klick kaufen. Die Umgebung mag zunächst klein wirken - aber hat man erst einmal viele Felder unter seinem Fittich, kommt man aus dem ganzen Hin- und Herfahren nicht mehr heraus.
Der Bauer dein Freund und HelferZusätzlich zum selbst erwirtschafteten Geld kommen noch diverse Missionen auf den Bauern zu, die von den Dorfbewohnern mit barer Münze vergolten werden. Streng genommen ist Mission das falsche Wort - denn der Spieler sucht lediglich mit seinem Trecker irgendwo auf der Karte in einer mehr oder weniger kurzen Zeit irgendeinen Gegenstand. Auf dieser Karte erscheint sogar noch ein blauer Pfeil wo sich dieser momentan befindet. Nette Idee, aber irgendwie schlecht umgesetzt.
Eine weitere Abwechselung zum Hauptgeschäft stellt eine kleine aber hart zu erfüllende Liste von Erfolgen dar. Siebzehn Statistikwerte, diese kann man übrigens ebenfalls im selben Menüpunkt wie die Preise der Waren nachschlagen, werden abgefragt und bei Erreichen eines Standes mit einem Titel belohnt. So ist man "Neureich" sobald der aktuelle Kontostand auf 1.000.000 steht, oder "Vielfahrer" wenn man 1000km mit seinen Fahrzeugen gefahren ist.
TechnikDer 3D-Effekt kommt ordentlich herüber und alles läuft wunderbar flüssig. Allerdings wirkt die Umgebung ein bisschen karg auf mich, was aber beim aufkommenden Stress schnell vergessen ist. Geärgert haben mich besonders die engen Straßen über den Fluss. Wie soll ich mit einem 6m-Grubber über eine Brücke von 7m Breite? Nicht ganz durchdacht.
Besonders gut gelungen ist die Touchscreenoberfläche. Mit seinen drei Reitern und den dahinter steckenden Menüs ist eine wirklich komfortabel gestaltete Lösung gefunden worden. Auch das Steuern der Fahrzeuge geht gut von der Hand und macht Spaß.
FazitZunächst muss ich selber zugeben, dass die reinen Infos mich nicht unbedingt zum Kauf animieren würden. Aber wenn man etwas für Wirtschaftssimulationen übrig hat, dann kann die vorliegende Software durchaus überzeugen. Trotz scheinbar wenig Abwechselung kommt man immer wieder zurück, um "mal eben" das Feld abzuernten und damit dann genug Geld für eine weiter Landmaschine zu haben. Denn dieses Aufbaugefühl stellt sich als großer Gewinn dar hat: man zunächst die ersten paar "Aufbau"-stunden hinter sich gebracht, und kann nun endlich investieren, um Großbauer zu werden.
Eine verpasste Chance stellt für mich aber der etwas misslungene Missionsmodus da. Wäre es zu aufwendig gewesen, klügere Missionen zu machen? Vielleicht eine Castor-Zugblockade oder eine Rettungsaktion eines Autos im Fluss (habe selber schon einen Feuerwehrwagen mit unserem Güldner G30 aus dem Graben gerettet).
Am bittersten jedoch finde ich die komplett fehlende Viehwirtschaft. Woran denke ich bei Bauern denn allererst? An Tiere natürlich. Warum nicht auch hier? Ist mir völlig unverständlich - das hat wirklich gefehlt beim ansonsten wirklich runden Spielerlebnis. Naja, alles in allem aber ein grundsolides Spiel mit 'ner kleinen und 'ner großen Macke, das aber trotzdem über eine wirklich lange Zeit unterhalten kann.