Um Pit ist es in den letzten Jahren sehr still geworden, denn der Gute hat eine Zwangspause einlegen müssen. Doch nun endlich, 26 Jahre nach seinem ersten und 20 Jahre nach seinem zweiten Auftritt, schickt Nintendo seinen geflügelten Helden abermals ins Rennen, um Medusa und all ihren Schergen erneut gegenüber zu treten.
In göttlicher MissionMit Waffe in der Hand fliegt ihr nun also durch wunderschöne Landstriche, skurrile Welten oder verwüstete Ebenen und schießt mir voller Feuerkraft auf alle gegnerischen Truppen, die euch nur ungern lebendig sehen.
Ihr steuert aber nicht die rasanten Flugmanöver, die Pit in jedem Level ausführt, nein, dies wird von Göttin Palutena übernommen, die abermals den guten Pit beauftragt hat, Medusa das Handwerk zu legen. Sie steuert euch mit ihrer göttlichen Kraft durch enge Passagen und ihr weicht dabei so den meisten Gefahren aus, ohne dass ihr euch rühren müsst. Eure Aufgabe hingegen ist es, die Gegner anzuvisieren und aus eurer Flugbahn zu jagen, um den Luftraum zu befrieden. Zwar erhöhen die Treffer keine Statuswerte, lassen aber den Highscore permanent ansteigen und schenken euch wichtige Herzen, auf die ich später noch intensiver eingehen werde.
Das Fadenkreuz bewegt ihr via Touchscreen und könnt per Dauerfeuer oder mit einem aufgeladenen Schuss, Jagd auf eure Gegner machen. Nicht selten kommt dabei richtiges StarFox-Feeling auf. Sollte euch doch einmal ein Feind zu nahe kommen, wird aus Pits Arsenal automatisch eine Nahkampf-Waffe. Der Bewegungsradius bleibt dabei aber auf den Einzugsbereich des Bildschirmes beschränkt.
Die Flugkraft eures himmlischen Helden hält allerdings auch nur begrenzte Zeit an. Da Pits Flügel nach fünf Minuten zu brennen anfangen würden, wird die zweite Hälfe fast aller Level auf festem Boden fortgeführt. Ab sofort steht ihr mit beiden Beinen auf festem Untergrund und erkundigt die möglichen Passagen auf einem frei begehbaren Areal. Ähnlich wie in einem Thirt-Person-Shooter überwältigt ihr die anwesenden Unholde im Nah- oder Fernkampf. Tilgt ihr alle Gegner aus dem aktuellen Areal, werden euch neue Bereiche eröffnet, die vorab versperrt geblieben sind. Hin und wieder löst ihr dabei kleine unterhaltsame Rätsel, oder sucht nach einem Schlüssel in naher Umgebung, um verschlossene Tore zu öffnen. Zusätzlich stehen euch ganz neue Fortbewegungsmethoden zur Verfügung, bei denen ihr Teile euer Reise über Gleitschienen oder per Bike fortführen könnt.
Am Ende der jeweils 26 Kapitel, wartet ein impulsanter Endboss auf euch. Doch nicht immer seit ihr auf euch allein gestellt, denn gelegentlich bekommt ihr tatkräftige Unterstützung bei diesen wichtigen Kämpfen. Ansonsten bleibt das Prinzip identisch mit den Leveln selbst, nämlich: Feuer frei.
Zwar wird das Spielprinzip der Kid-Icarus-Reihe komplett umgekrempelt, aber nichtsdestotrotz weißt Uprising aber auch genügend Parallelen mit dem Debüt-Teil auf, die sich zum Beispiel bei den Gegnern oder dem Brunnen, der euch die Lebensenergie auffrischt, wiederspiegelt.
Abseits des Story-ModusKid Icarus: Uprising bietet aber nicht nur aktionsreiche Unterhaltung, nein, auch viele andere Faktoren wurden bedacht. So sammelt ihr in den Leveln viele nützlich Items, die euch beispielsweise helfen, eure Lebensenergie wieder aufzufrischen, oder zur Abwehr von Angriffen dienen. Zusätzlich könnt ihr in Schatztruhen gelegentlich einige Waffen finden, die euren Angriffswert eventuell steigern, solltet ihr euch mit dieser ausrüsten. Die Waffe kann aber immer erst nach Beendigung des aktuellen Kapitels gewechselt werden.
Ferner dürft ihr mit der Zusammenführung zweier Waffen ganz neue und größtenteils auch stärkere erschaffen. In einer Tabelle, könnt ihr je begutachten, welche Kombinationen möglich sind und dann nach Waffen nach Verfügbarkeit zusammenklöppeln. Fügt ihr beispielsweise die Pandora-Klaue mit der Photonischen Klinge zusammen, erhaltet ihr eine Ogerkeule, die ganz neue Attribute gegenüber den bisher dagewesenen Waffen aufweist.
So steht für euch eine Vielzahl an möglicher Ausrüstung bereit, die ihr sammeln, kombinieren oder gar kaufen könnt. Die offizielle Währung - um z.B. Waffen kaufen zu können - sind Herzen, wie damals auch schon. Herzen bekommt ihr für alle Gegner, die durch eure Hand das Zeitliche segnen. Gesammelte oder neu erschaffende Waffen dürft ihr übrigens verkaufen, um so eure Anzahl an Herzen zu steigern.
Zusätzlich bietet Kid Icarus: Uprising noch weitere nette Funktionen, die weit über den Story-Modus hinaus Freude bereiten. So liegen jedem Spiel 6 AR-Karten bei, dessen Abbilder man gegeneinander antreten lassen kann. Startet ihr also im Menü den AR-Modus, braucht ihr lediglich das gewünschte Kartenpaar aneinanderlegen. Die Pfeile auf der Unterseite geben an, wie die Karten zu liegen haben. Führt ihr alles korrekt aus, erscheinen auf dem Bildschirm eures Nintendo 3DS nun die animieren Charaktere der ausgewählten AR-Karten und geben sich Saures. Auf dem Touchscreen werden euch die jeweiligen Statuswerte angezeigt, sowie der Schadenswert nach jeder Attacke. Diese interaktive Feature wird zwar unabhängig vom Spielgeschehen ausgeführt und nimmt auch überhaupt keinen Einfluss auf diesen, sollte aber gerade Fans von Sammelkarten und jene die immer noch dem Pokemon Fieber verfallen sind, sehr viel Spaß bereiten.
Ein weiteres Feature ist die Schatzsuche, bei dieser ihr mit Ausführung bestimmten Aktionen, Besitztümer, oder Unterschreitung von Zeitvorgaben belohnt werdet. Für jede erfüllte Vorgabe, bekommt ihr eine Puzzleteil, und habt ihr alle Teile zusammen, könnt ihr endlich das komplette Bild begutachten, das euch bislang verborgen geblieben ist. Insgesamt warten 3 Puzzles auf ihre Fertigstellung, für die ihr aber einiges an Können beweisen müsst.
So schwer wie im Debüt?Unlängst durfte ich ja
3D Classics Kid Icarus testen, das ja das Remake
zum ersten Abenteuer von Pit darstellt und aufgrund des sehr hohen Schwierigkeitsgrades einen gewisser Faktor an Unlust, bis hin zu purem Frust darstellt. Mit regelrechtem Bangen hoffte ich, dass der Schwierigkeitsgrad bei Kid Icarus: Uprising, etwas entschärft wurde. Und in der Tat, mein Flehen wurde erhört, denn nun bestimmt ihr selbst, wie schwer das Kapitel sein soll, dass ihr gerade mit Pit durchstreift.
Dazu stehen euch Stufen von 0-9 zur Verfügung, die ihr je nach Können einstellen dürft. Glücklicherweise darf dies auch vor jedem Kapitel immer wieder neu bestimmt werden. Mit Auswahl des Schwierigkeitsgrades bestimmt ihr nun, wie stark euch eure Gegner verwunden können, wenn sie treffen, und wie hoch deren Angriffsquote ist.
Doch möchte ich erwähnen, dass das Herunterregeln oder Hochstufen des Schwierigkeitsgrades nicht ganz frei von Kosten ist. Ebenso wie beim Waffenkauf muss auch die gewünschte Schwierigkeitsstufe in Herzen abbezahlt werden. Habt ihr gerade keine auf dem Konto, bedeutet dies Waffen zu verkaufen, ältere Kapitel abermals zu spielen, oder einen Schwierigkeitsgrad auszuwählen, der keine Herzen fordert.
Wenn ihr den Schwierigkeitsgrad nicht zu hoch dreht, solltet ihr in der Lage sein, Kid Icarus: Uprising innerhalb von 10 Stunden zu beendigen. Trotzdem lohnt es sich aber, die Kapitel mehrfach zu begehen, denn unter anderem warten noch einige geheimnisvolle Tore auf ihre Erkundung. Diese öffnen sich aber nur, wenn ihr das Kapitel in einem vorgeschriebenen Mindest-Schwierigkeitsgrad absolviert. Hinter diesem mysteriösem Tor erwartet euch ein recht starker Gegner, der euch nach siegreichem Kampf eine nützliche Waffe schenkt.
Multiplayer-ModusDesweiteren wird euch auch ein Multiplayer-Modus geboten, der ebenso Stärken aufweist wie der Story-Modus. Mehrere Optionen stehen euch zur Auswahl bereit. Im Lokalen Modus, dürft ihr euch gegen Freunde duellieren, die auch einen Nintendo 3DS mitsamt Uprising-Modul besitzen. Online hingegen entscheidet ihr, ob die Schlacht mit Freunden (via Freundescodes) oder Spielern aus aller Welt begonnen wird.
So könnt Ihr könnt Ihr beim Jeder-gegen-jeden antreten oder Euch in Teams organisieren und gegenseitig dezimieren. Um Vorteile gegenüber anderen Spielern zu erlangen, dürft ihr euch die Waffen und Attribute, die ihr euch im Story-Modus angeeignet habt, verwenden. Alles in allem macht dies zwar immer mal wieder für eine Weile Spaß, ist aber in der Umsetzung nicht so stark wie der Story-Modus.
TechnikAls Linkshänderin habe ich mich bislang leider nie auf eine mögliche Linkshänder-Option verlassen dürfen, doch bei Kid Icarus: Uprising ist dies anders. Für mich ist es problematisch, Schiebepad und Touchscreen gleichzeitig zu betätigen. Auch der mitgelieferte Aufsteller ändert nichts an dieser verhängnisvollen Situation. Glücklicherweise gibt es mehrere mögliche Variationen, um die Steuerung an meine Bedürfnisse anzupassen und so keine Nachteile zu erlangen. Gerade bei dieser Problematik findet auch das Circle Pad Pro seine Anwendung und lässt Linkshänder denselben Komfort erleben, wie Rechtshänder ihn haben.
Nachdem ich alle Steuerungselemente an meine Bedürfnisse angepasst habe, benötige ich aber trotzdem noch eine gewisse Eingewöhnungszeit, bis ich endlich den Bogen raus habe und Pit wie gewünscht auf meine Kommandos reagiert. Mit ein wenig Übung funktioniert dieses neue und recht ungewöhnliche Prinzip der Bewegung dann aber überraschend gut.
Ebenso begeistert mich die wunderschöne Grafik, die sehr detailreich und liebevoll gestaltet ist. Gerade der 3D-Effekt bietet bei den rasanten Flugmanövern pure Faszination, die euch nicht selten den Atem stocken lassen. Die Elemente sind auf dem Nintendo 3DS mehr in die Tiefe gearbeitet worden, was das räumliche Empfinden steigert.
Die besondere Stärke bei Kid Icarus: Uprising liegt aber im Sound, der bekannte Melodien nicht nur wunderbar auffrischt, sondern ebenso abwechslungsreich und ein wundervolles Klangerlebnis darbietet. Begleitet wird dies von einer phantastischen Sprachausgabe, die nicht mit Charme, Witz und einem gesunden Maß an Sarkasmus geizt. Leider sind Englisch-Kenntnisse dabei vom Vorteil, denn auch wenn ihr deutschen Bildschirmtext geboten bekommt, werdet ihr bei der rasanten Geschwindigkeit des Gameplays selten zum Lesen kommen.
Göttliches FazitIch muss zugeben, soviel Unterhaltungswert hätte ich Kid Icarus nie zugetraut. Doch da Pit nun endlich das Leben eingehaucht bekommen hat, dass er schon im Debüt-Teil verdient gehabt hätte, ist der spielerische Anspruch natürlich enorm gestiegen.
Die durchaus interessante Steuerungsmethode, die spannenden und nicht vorhersehbaren Wendungen in der Story und die durchaus gelungenen optischen und akustischen Elemente machen Kid Icarus: Uprising zu einem wahren Erlebnis, das in allen Punkten sehr gut ausgereift ist.