Cover: BIT.TRIP SagaWer stolzer Besitzer einer Wii ist und auch ab und an News zu WiiWare-Spielen liest und Ausschau nach guten Ideen hält, wird bestimmt mindestens einmal einen der sechs Titel der BIT.TRIP-Reihe erspäht haben. Einige Zeit ist ins Land gegangen und die Macher dieser erfolgreichen Software spendieren sowohl der Wii als auch Nintendos einjährigem Baby, dem 3DS, ein Kompendium für seinen Modulschacht.

6 auf einen Streich
Nachdem ich der im Pixelcharme der 80er Jahre gehaltenen Spielebox die Cartridge entnommen und mich im Homemenü zum Gamekanal gezogen habe, erwartet mich ein blockiger Schriftzug unterlegt mit schöner 8-bit Melodie, genau mein Ding als Retrofreund.

Ohne viel Schnickschnack geht es gleich zu den Auswahlmöglichkeiten der BIT.TRIP Saga. Präsentiert unter dem drei dimensionalen Schriftzug direkt auf dem Touchscreen findet der Spieler die sechs Auswahlmöglichkeiten. Namentlich wären das Beat, Core, Void, Runner sowie Fate und last but not least Flux.
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Wählt man eines davon an, ploppt mit schönem Soundeffekt eine knappe Anleitung der Steuerungsmöglichkeiten auf. Mehr als die bloßen Symbole von einem Teleskoptouchpen oder dem A-Button etc. und einem "Move"-Schriftzug daneben braucht man auch nicht. Diese Spielreihe spielt sich eingehend intuitiv und mit dem Gefühl, so etwas irgendwann schon einmal gespielt zu haben, ohne dabei auch nur im Geringsten altbacken zu wirken, dass sofort losgelegt werden kann!
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Beat
Bei diesem Modus handelt es sich auf den aller ersten Blick um eine Art Pong, nur das kein gegnerischer Balken den Ball zurückprallen lässt. Stattdessen kommen immer mehr so genannte Beats auf unseren Balken zu, welche der Spieler durch seine guten Reflexe zurückwerfen muss. Hierbei steht entweder die Steuerung per Touchpen oder per Circlepad zur Verfügung. Von letzterer Möglichkeit möchte ich aber abraten, da das Pad einfach viel zu schnell und von oben nach unten flitzt. Ganz anders sieht es mit dem Pen aus. Die Bewegungen unten werden exakt auf den oberen Bildschirm übertragen, sodass man durchaus in den Genuss der 3D-Optik kommen könnte, wenn nicht so viel Gewusel wäre.
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Neben den Beats in einfachem Konfrontationsflug, gibt es noch andere, wie schlingernde, nochmals zurückkommende oder impulsartig bewegende. All diese, sofern man mit seinem Balken keinen versäumt zu erwischen, ergeben nicht nur einen netten Soundtrack, sondern auch einen fetten Multiplikator, der einen Eintrag in der Highscoreliste am Ende eines jeden der drei Welten einlädt, seinen Namen - mit nur drei Buchstaben - ganz oldschool-mäßig einzutragen. Vorher muss aber noch ein "Boss" besiegt werden. In der ersten Welt besteht dieser aus einem großen Quadrat, das sich nach und nach in schwierigen Formationen von kleinen Beats auflöst aber so selber seinen Untergang besiegelt.
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Ohne ein klassisches "Leben" zu haben, findet das Geschehen auf drei Ebenen statt. Beginnend mit dem Hypermodus kann der Gamer dank erfolgreichem Zurückwerfen sein Megameter auffüllen und so in die nächsthöhere Ebene, dem Megamodus aufsteigen. Dort verändert sich die Präsentation des Spiels in eine "flippigere" Umgebung, in der meiner Meinung nach zu viel Ablenkung herrscht und auch gerne mal ein Beat mangels Übersicht daneben geht. Füllt sich jedoch genau deswegen das sogenannte "Nethermeter" bis zum Anschlag auf, kommt man wieder in die nächsttiefere Ebene zurück, bis hin zu einer "Ur-Pong"-artigen Umgebung in schwarz und weiß in der man keine Punkte erhält sondern nur gegen das Game-Over kämpft. Flackert dieser einmal auf, muss neugestartet werden - also Vorsicht!
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Core
Hierbei wird mit dem Steuerkreuz des 3DS ein Strahl per A-Buttondruck in einer der vier Himmelsrichtungen geschleudert, um die Beats diesmal nicht zurückzuschlagen sondern "abzuschießen". Dabei kommen diese allerdings nicht nur von rechts, sondern fliegen aus allen Richtungen kommend an dem schießenden und starren Mittelpunkt vorbei. Und wenn alles zu viel wird, kann eine Bombe per B-Button losgelassen werden und alles klären.
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Genau wie bei Beat ist auch hierbei ein gutes Rhythmusgefühl quasi unerlässlich um lange Folgen von Beats ohne Unterbrechung zu treffen und so in den Ebenen aufzusteigen und die Highscoreliste anzuführen. Allerdings gibt es bei Core noch eine vierte Ebene namens Supermodus, in der nur ein einizger durch die Lappen gegangener Beat zum herabstufen führt. Ansonsten sind die Regeln ziemlich analog zu "Bit Trip Beat" wie beispielsweise die weiteren zwei Level, die nach erfolgreichem "Bosskampf" gespielt werden können um Highscore um Highscore zu knacken.
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Void
Hier steuert der Retrogamer ein schwarzes Loch frei durch den Bildschirm. Dabei fliegen in sämtlichen Formationen und Bewegungsmustern Elemente in den Farben Schwarz und Weiß auf unseren Massenpunkt zu. Während die schwarzen unseren Punkt immer größer - und vor allem Träger durch den zwei dimensionalen Raum gleiten lassen, wird das schwarze Loch wieder auf seine Ursprungsgröße geschrumpft. Dabei allerdings werden alle bis dato gesammelten Punkte aufgehoben, welche sich in der einstigen Größe des Kreises manifestierten. Allerdings kann man sich diese auch vor einem möglichen Zusammenstoß durch den Druck auf den B-Button sicher. Hat der Spieler diese Variante gewählt - irgendwann muss dies sowieso geschehen - stoppt der Mutiplikator und es darf von vorne gesammelt werden.
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Runner
Mein persönlicher Favorit ist dieses Jump-and-run-artige Spiel der Saga. Wieder steuert ihr Commander Video durch die futuristisch-spartanischen Pixelwelten. Ganz im Gegensatz zu den klassischen Genrevertretern habt ihr diesmal keine Gewalt über die Fortbewegung durch die Level - laufen kann - und tut! - der sympathische Held schon ganz von selbst. Die Kunst besteht viel mehr darin, wieder mittels gut getimten Aktionen den Hindernissen, die euch auf dem Weg begegnen, auszuweichen. Allerdings versucht der Spieler auch alle Münzen zum Freischalten des anschließenden Bonuslevel sowie Modus-Powerups einzusammeln. Wie bei den anderen BIT.TRIP-Episoden auch gibt es wieder zwei weitere Stufen mit je 11 Leveln und einem Bosslevel. In denen kommt es, unterstützt durch das gute Rythmusgefühl, immer wieder per richtigem Knopfdruck dazu, beispielsweise unter Ufos hinwegzusliden, durch Barrikaden zu treten, sich per Sprungplatte in die Höhe katapultieren zu lassen, oder sonst was.
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So läuft der Held also ganz eurem Reaktionsvermögen und Rhythmusgefühl ausgeliefert durch die kleinen Abschnitte. Neben den schon bekannten Punktestufen bzw. Multiplikatoren wie Mega, Hyper etc. gibt es aber nichts zum einsammeln. Die Tatsache, dass sobald Kontakt mit einer Wand, über die man nicht rechtzeitig sprang, eine nicht weggekickte Barrikade oder ein Abgrund gemacht wird, der Spieler bis ganz zum Anfang zurückkatapultiert wird, erscheint zunächst frustrierend, entpuppt sich aber dann zum absoluten Motivationsschub, um es doch endlich zu packen! Ist dann die Ziellinie auch noch mit allen auffindbaren Goldbarren im Gepäck überschritten, wird das Bonuslevel für genau einen Versuch freigeschaltet, um an weitere Punkte zu kommen.
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Fate
Bei Fate "fliegt" der mutige Commander an einer vorgegebenen Bahn durch den Raum vorwärts. Auf dieser hat er die Möglichkeit, sich im momentanen Bildausschnitt vor und zurück zu bewegen. Allerdings stellen sich ihm natürlich allerhand Feinde und andere Hindernisse, wie z.B. zerstörbare Blöcke in den Weg. Um den ganzen Widersächlichkeiten Herr zu werden, hat Commander nicht nur seinen mittels Touchpen gesteuerten Schuss auf Lager, auch kann er mittels eingesammelten Powerups auf seinem Weg - diese erscheinen bei auseinandergenommenen Gegnern - zufällig einen seiner Gefährten zu Hilfe holen.
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Dieses äußert sich für eine gewisse Zeitspanne in Form eines stärkeren und anders gearteten Schusstyps. Wenn Commander Video schießt, ist er übrigens langsamer auf seiner Railroad unterwegs und kann so auch gerne mal im Gewusel der herannahenden Feinde einen Treffer kassieren. Also Obacht - Dauerfeuer lohnt nicht immer!
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Flux
Theoretisch handelt es sich hierbei um "Beat" in etwas anderem Gewand. Diesmal befindet sich euer Balken auf der rechten Seite, die Beats sind weiß und auch der Hintergrund ist wesentlich anders, aber dennoch im Rahmen des Spielkonzepts gestaltet. Ein wirklicher Unterschied stellen die Runden Elemente zu den viereckigen Beats da. Sammelt man diese nämlich versehentlich ein, erhält man Guthaben auf sein "Neither-Konto" und gerät über kurz oder lang eine Ebene tiefer. Also nicht nur motorisch alles zurückhalten was geht, sondern zudem erspähen was schadet und ausweichen! Ganz nette Erweiterung.
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Technik
Das ganze Spiel - bzw. diese Spiele - machen einen sehr guten Eindruck in allen Bereichen was die Technik angeht. Die Steuerung ist wirklich gut gelungen, einfach gehalten und sehr effektiv, ohne dabei zu überfordern. Was bei meiner Handgröße ein wenig stört, ist das etwas schlecht erreichbare Steuerkreuz, was gerade bei "Runner" sehr gebraucht wird - vielleicht wäre hier das Circlepad die bessere Wahl gewesen. Wo dieses übrigens alternativ zum Einsatz kommt - aber nicht zu empfehlen ist, da es viel zu sensibel reagiert - ist "Beat".
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Die Grafik ist sehr sauber gestaltet und macht auch viel Spaß, wenn man mal Zeit hat, hinzugucken - mir persönlich ist das Treiben auf dem Bildschirm aber beizeiten viel zu hektisch, um mich auf was anderes als meine eingehackten Kommandos zu konzentrieren. Will sagen: Die Grafik ist sehr schick, aber man ist zu sehr im Begriff, auf das Spielgeschehen zu achten, weshalb man davon nicht immer viel mitbekommt. So kann nicht wirklich vom Primärfeature des 3DS profitiert werden - was aber in keinster Weise nötig ist!
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Der Sound ist bei der vorliegenden Software für mich das wahre Highlight (auf den man im Übrigen sich wesentlich besser konzentrieren kann - nicht zuletzt wegen dem rhythmischen Spielflusses). Wer Retrosound mag, wird Bit Trip lieben! Einfach grandiose Klanguntermalung.
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Fazit
Allein der tolle Wechsel innerhalb der Modi Hyper, Mega, Ultra usw. mittels immer komplexer und vor allem kompletter klingenden Musikstücken oder die Schlichtheit des Schwarz-Weiß-Charmes des untersten Modus unmittelbar bevor Game Over erscheint, sind schon ein etwas längeres Spielen wert. Obendrauf kommen noch die genialen und ebenso einfachen Spielideen, die absolut sauber umgesetzt sind und nach einer kurzen Frustphase rasch zum nochmaligen Spielen einladen.
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Sehr schön integriert finde ich den Rhythmus in den Teilen der Saga. Es macht irgendwie Spaß, den netten Commander Video im Takt durch die Welten zu begleiten und dabei nicht nur auf gute Hand-Augen-Koordination angewiesen sein zu müssen. Auch der 100%-Spielstand-Spielertyp kommt hier dank Highscorelisten und "Perfekt"-Boni voll auf seine Kosten und wird nicht zuletzt von der stetig ansteigenden Schwierigkeitsstufe an den 3DS gebunden sein.
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Nicht so toll finde ich die gegenüber zur Wii-Fassung fehlenden Zusatzinhalte und Soundtracks. Warum hat man nicht wenigstens anstatt einer CD einen Downloadcode mitgegeben? Ganz zu schweigen von den vielen Bonusleveln? Und wo bitte sind die Highscorelisten? Meiner Meinung nach alles verpasste Möglichkeiten um noch mal ein Ausrufezeichen zu setzen.
«rudzen» Singleplayer: 86%

Verfasst von «rudzen» am 04.02.2014,
bemustert durch dtp entertainment
für bis zu 1 Person/en
Release am 16.03.2012